Dass Elon Musk künstliche Intelligenz als großes Risiko sieht, hat der Tech-Milliardär immer wieder betont – auch in jüngster Zeit. In einem Interview mit dem rechten US-Talkshow-Host Tucker Carlson erklärt der Mitgründer des ChatGPT-Entwicklers OpenAI nun, warum er den Chatbot als konkrete Gefahr sieht. Und kündigt sein Gegenprogramm an.
Er habe sich schon während seines Studiums mit den Gefahren einer KI befasst, berichtet Musk in dem auf "Fox News" ausgestrahlten Gespräch. Die Argumentation ist durchaus nachvollziehbar. Menschen hätten sich in der Natur vor allem durchgesetzt, weil sie intelligenter als die anderen Lebewesen sind, führt Muks an. "Was, wenn jetzt eine KI unendlich intelligenter wird, als der intelligenteste Mensch?", erklärt er seine Sorge. "Die Antwort ist: Wir können gar nicht wissen, was passieren wird", fasst er zusammen. "Es hat das Potenzial, die Zivilisation zu zerstören."
Kampf gegen den KI-Untergang
Diese Sorge hatte ihn damals auch angetrieben, OpenAI mitzugründen. Man wollte eine ethische, transparente KI entwickeln. Als Motivation nennt Musk ein Gespräch mit Larry Page, dem Gründer des damals bei KI weltweit führenden Google. Der habe die Gefahr schlicht nicht ernst genug genommen. Nun sieht Musk bei OpenAI, das er mit 100 Millionen Dollar förderte, dieselbe Gefahr. "Es ist ironisch", gibt er zu.
Gemeinsam mit zahlreichen anderen Experten hat Musk deshalb im März einen offenen Brief unterschrieben, der mehr staatliche Vorgaben für die KI fordert. "Ich bin schon lange ein Befürworter von staatlicher Regulierung in diesem Bereich. Auch wenn es keinen Spaß macht, reguliert zu werden." Allerdings käme es in der Regel erst zu Regulierung, wenn bereits etwas Schlimmes passiert sei. "Wenn bei KI etwas passiert, könnte es bereits zu spät sein. Die KI könnte bereits die Kontrolle übernommen haben", fürchtet Musk. Als Carlson irritiert nachfragt, ob er das richtig verstanden habe, bekräftigt Musk seine Befürchtung erneut: "Absolut. Das ist ganz sicher die Richtung, in die es gerade geht."
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Ist KI zu woke?
Abseits vom Ende der Menschheit fürchtet der Milliardär aber noch eine andere Gefahr. "Wenn man eine KI hat, die sehr gut schreibt und sehr gut weiß, was bei der Öffentlichkeit ankommt. – und das immer weiter optimiert. Wenn diese KI nun anfängt, uns zu beeinflussen – wie würden wir das überhaupt merken?", fragt Musk den perplexen Carlson. Vor allem Einschränkungen von ChatGPT, die eine systematische Benachteiligung von Minderheiten verhindern sollen, sind Musk ein Dorn im Auge. "Sie wollen, dass es politisch korrekt ist", erläutert er. Das sehe er sehr kritisch. "Sie trainieren die KI, uns anzulügen. Sie bringen ihr bei, uns nicht das zu weiterzugeben, was in den Daten steht."
Musk bezieht sich auf Bemühungen, rassistische Ausfälle und andere Arten von potenziell kontroversen Aussagen der KI in den Griff zu bekommen. Bei bestimmten Themen werden die Chatbots daher vorsichtig, vermeiden Aussagen teils ganz. Ein Grund dafür: Die KI-Programme haben keinen moralischen Kompass, geben eigentlich nur wieder, was sie aus ihren Unmengen an Lernmaterial gespeichert haben. Damit reproduzieren sie allerdings gesellschaftliche Unterschiede. Wird ein Beruf vor allem von Männern ausgeübt, könnte die KI etwa folgern, dass Frauen dafür nicht geeignet sind. Das versuchen die Entwickler zu verhindern.
KI als Gedankenkontrolle
Carlson zieht daraus einen radikalen Schluss: "Die Regierung will frühzeitig kontrollieren, wie KI entwickelt wird. Um die Unehrlichkeit fest einbauen zu können. So soll das Denken der amerikanischen Bevölkerung kontrolliert werden", versteigt er sich. "Das ist ein direkter Angriff auf die Demokratie!"
Der als politisch weit rechts verortete Moderator nutzt das Interview wenig überraschend, um seine eigene Agenda voranzutreiben. Die aktuelle demokratische US-Regierung nutze die Technik, um die Bürger zu manipulieren, behauptet er. "Wenn man in die App geht und etwa nach Kriminalitätsstatistiken der Regierung fragt – wird sie dich anlügen", behauptet er bei "Fox and Friends" auf das Gespräch angesprochen über ChatGPT. Und wiederholt den bekannten Vorwurf aus dem rechten Lager: Die KI sei zu woke, würde aus Rücksicht auf vermeintliche Befindlichkeiten zensieren.
Tatsächlich stimmt das in Bezug auf die Verbrechensrate in den USA nicht einmal: Fragt man ChatGPT danach, welche gesellschaftliche Gruppe dort die meisten Straftaten begeht, meldet der Bot, dass schwarze Männer 2015 am häufigsten wegen Mordes verhaftet wurden – weist aber gleichzeitig darauf hin, dass diese Statistik alleine kein vollständiges Bild liefert.
Elon Musk: Wahrheit als Weltretter
Für Musk geht es aber um mehr als nur um Meinungsfreiheit. Er nutzt das Gespräch, um seine eigene KI anzukündigen. "Wir sind spät dran", gibt er zu. Aber trotzdem wolle er es versuchen. Sein Projekt TruthGPT sei "eine KI, die ein höchstes Maß an Wahrheit erreichen und die Natur des Universums verstehen will", erklärt er. "Das könnte der wichtigste Weg zur Sicherheit sein. Wenn eine KI das Universum verstehen will, ist es eher unwahrscheinlich, dass sie die Menschheit ausrotten wird. Weil wir ein interessanter Teil des Universums sind", so Musk. "Wir könnten ja auch einfach losgehen und alle Schimpansen töten. Aber das tun wir nicht."
Quelle: Fox News