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Sicherer SMS-Ersatz Warum Threema das bessere Whatsapp ist

Es sind harte Worte eines Technikexperten: Whatsapp ist eine Datenkrake und spioniert die User aus. Doch es gibt eine gute Alternative: Die App Threema ist simpel zu bedienen - und trotzdem sicher.
Von Christoph Fröhlich

Die halbe Republik nutzt mittlerweile den SMS-Ersatzdienst Whatsapp, um kostengünstig Nachrichten, Fotos und Videos zu verschicken: Auf knapp 30 Millionen Handys ist der Messenger installiert. Damit hat die App mehr Nutzer als der ADAC Mitglieder. Die Zahl ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass es hierzulande nur etwa 40 Millionen Smartphone-Nutzer gibt. Weltweit nutzen mittlerweile mehr als 430 Millionen Handybesitzer Whatsapp.

Whatsapp schnüffelt Gespräche und Fotos aus

Doch was viele nicht wissen: Whatsapp ist eine Schnüffel-App mit weitreichenden Zugriffsrechten, wie der Technik-Experte Sebastian Schreiber im Gespräch mit stern.de erklärt. "Wenn ich innerhalb von Whatsapp Fotos schieße und diese verschicken möchte, dann muss ich den Zugriff auf die Kamera erlauben. Hat meine Kamera zudem das Recht, meine GPS-Koordinaten abzufragen - was üblich ist -, dann kann Whatsapp so auch meinen Standort ermitteln." Zudem könne die App Nachrichtenverläufe und Telefongespräche mitschneiden, sagt der Experte. Das geschieht auch, wenn die App nur im Hintergrund läuft und nicht aktiv bedient wird.

"Alle Daten werden zudem über amerikanische Server geschleust, wo sie von Geheimdiensten ausgewertet werden können, ohne dass der Nutzer das bemerkt", sagt Schreiber. Wer sichergehen will, dass die eigenen Daten nicht ausgelesen werden, hat dem Sicherheitsexperten zufolge nur eine Möglichkeit: Whatsapp löschen. "Ich bedauere sehr, dass die breite Masse eben nicht bereit ist, auch nur den kleinsten Aufwand in Kauf zu nehmen, um die Privatsphäre zu schützen." Dabei gibt es deutlich sichere Alternativen zu Whatsapp. Der derzeit wohl heißeste Konkurrent kommt aus der Schweiz.

Threema erobert die App Stores

Die Anwendung Threema dominiert die App Stores. In Apples iTunes-Charts ist sie auf Platz eins, bei Google Play mittlerweile auf Rang fünf. Entwickelt wurde die App vom Schweizer Manuel Kasper, einem 30-jährigen Informatiker, der in der Nähe von Zürich arbeitet. Wie auch in Whatsapp und zahlreichen anderen Klonen können Nutzer mit der App Bilder verschicken, Links austauschen und Gruppen-Chats führen.

Der entscheidende Unterschied: Threema bietet eine sogenannte asymmetrische Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die garantiert, dass nur der Absender und der Empfänger die Nachricht lesen können. Die Verschlüsselung geschieht direkt auf dem jeweiligen Gerät. Dadurch sei sichergestellt, dass kein Dritter - nicht einmal der Serverbetreiber von Threema - die Inhalte der Nachrichten entschlüsseln könne, erklärt Kasper auf seiner Homepage.

So funktioniert die Verschlüsselung

Beim ersten Start der App muss der User ein individuelles Schlüsselpaar erstellen, indem er ein paar Sekunden mit zufälligen Bewegungen über ein Feld wischt. Das daraus errechnete Schlüsselpaar besteht aus einem privaten und einem öffentlichen Schlüssel. Der private Schlüssel bleibt die ganze Zeit auf dem Gerät, der öffentliche dagegen muss verteilt werden. Denn ohne ihn können Freunde und Bekannte keine verschlüsselte Nachricht verschicken.

Aus dem öffentlichen Schlüssel des Empfängers und dem privaten des Senders wird zudem ein dritter Schlüssel errechnet, der die jeweilige Nachricht für fremde Augen unlesbar macht. Dadurch wird garantiert, dass nur der Empfänger sie mit seinem privaten Schlüssel entziffern kann. Auf den Servern des App-Betreibers würden die Nachrichten nie entschlüsselt ankommen, erklären die Macher auf ihrer Homepage. Selbst die NSA würde sich an der Verschlüsselung die Zähne ausbeißen. Denn für die Entwickler sei es "unmöglich", die Nachrichten zu entschlüsseln, selbst wenn die Behörden sie dazu zwingen würden.

Die Verschlüsselung hat Kasper nicht selbst entwickelt, er nutzt eine fertige, aber bewährte Kryptografie-Lösung namens "NaCl Cryptography Library". Entwickelt wurde sie unter anderem vom Mathematiker und Kryptografie-Experten Daniel Bernstein.

Wo sind meine Kontakte?

Nach der Erstellung des eigenen Schlüsselpaars herrscht bei den meisten Nutzern zunächst Ernüchterung: Das Kontaktbuch ist leer. Wie auch bei Whatsapp kann der User seine Handynummer oder E-Mail-Adresse mit seinem Threema-Konto verknüpfen und das eigene Adressbuch nach anderen Threema-Nutzern durchsuchen. Wer den Entwicklern keinen Zugriff auf die eigenen Kontakte geben will, kann andere User auch händisch hinzufügen. Dafür benötigt man nur deren ID, eine achtstellige Kombination aus Zahlen und Buchstaben. Das ist zwar umständlich, erspart aber Gewissensbisse, denn so muss man nicht die eigenen Kontaktdaten auf die Server von Unternehmen schubsen.

Derzeit nutzen in Deutschland knapp 120.000 User die App. Das Wachstum sei aber riesig, derzeit gäbe es monatliche Steigerungsraten von bis zu 100 Prozent, sagt Martin Blatter, einer der Mitentwickler von Threema, auf Anfrage von stern.de. Der Erfolg sei seiner Meinung nach auf mehrere Faktoren zurückzuführen: "Einerseits ist die lange erwartete und sehr häufig nachgefragte Gruppen-Funktionalität seit Ende Januar auch für Android verfügbar und hat wohl einige Interessenten dazu bewogen, nun endlich zuzugreifen." Ein nicht unerheblicher Teil des Wachstums sei zudem der Mundpropaganda geschuldet, erklärt Blatter. Für immer mehr Anwender würde die Sicherheit auch auf dem Smartphone im Vordergrund stehen.

Höchstpunktzahl im App Store

Einen absoluten Schutz für die Privatsphäre kann Threema allein nicht gewährleisten, wie App-Entwickler Blatter erklärt: "Wir wurden schon gefragt, ob wir garantieren können, dass die NSA die Nachrichten nicht lesen kann. Dazu sage ich 'Nein'. Wir sind zwar von unserer App überzeugt, aber wir können nicht wissen, ob es zum Beispiel in den gängigen Betriebssystemen anfällige Hintertüren gibt, über die Apple und Co. alle Tastatureingaben oder den Bildschirminhalt mitschneiden können."

Die User sind von der Anwendung jedenfalls begeistert: Derzeit gibt es 455 Bewertungen, der Durchschnitt liegt bei fünf Sternen. Die App wird momentan ständig weiterentwickelt. Die Entwickler planen für die Zukunft, Threema gleichzeitig von verschiedenen Geräten aus nutzbar zu machen. Das sei durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zwar schwierig, aber lösbar, gibt sich Blatter optimistisch.

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