Landkreis Ludwigslust-Parchim 3000 Knöllchen für die Tonne: Hacker retten Raser vor Bußgeldern

Polizistin misst die Geschwindigkeit eines Autos
Die Arbeit war umsonst: Wen die Polizei im Landkreis Ludwigslust-Parchim zwischen Mitte Oktober und Ende Dezember 2021 erwischt hatte, erwartet keine Strafe.
© Heiko Becker / Picture Alliance
Im Oktober 2021 legte eine Hacker-Attacke die Landkreisverwaltung Ludwigslust-Parchim lahm. Davon profitieren jetzt Tausende Temposünder, die eigentlich hätten blechen müssen.

Was klingt wie ein schlechter Scherz, ist im vergangenen Jahr wirklich passiert. Unbekannte Hacker legten Schwerins IT lahm. Das entpuppt sich nun als großes Glück für rund 3000 Raser, denen Bescheide über Geschwindigkeitsverstöße nicht zeitnah zugestellt werden konnten – und die Strafe somit nun verjährt ist. 

Im Klartext bedeutet das: Sämtliche Blitzer-Fotos und Messungen aus dem Zeitraum zwischen Mitte Oktober und Ende Dezember 2021 waren für die Stadt – und die Beschuldigten – umsonst. Denn wegen abgeschalteter Systeme konnten die Bußgeldverfahren nicht rechtzeitig bearbeitet werden und wurden nun aufgrund der Verjährungsfrist eingestellt. Nach Angaben der Behörde betrifft das auch länger zurückliegende Verfahren, in denen Führerscheine entzogen wurden.

Polizei hat drei Monate Zeit

Eine solche Verjährung erfolgt in Deutschland für eine Geschwindigkeitsüberschreitung nach drei Monaten. Den Behörden sei nach eigenen Angaben kein Zugriff auf die Daten der Führerscheinstelle möglich gewesen, ebenso fehlte die Möglichkeit, Halterabfragen zu stellen und einen Kontakt zum Kraftfahrtbundesamt herzustellen.

Im Zuge der Hacker-Attacke, deren Ursprung noch immer unbekannt ist, musste der Landkreis sämtliche IT-Systeme herunterfahren. Durch den Angriff kam es zu erheblichen Einschränkungen bei den betroffenen Behörden, Bürgerbüros und Online-Dienste wurden vorübergehend geschlossen.

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Angreifer womöglich aus China

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sei eine Schadsoftware namens "DeepBlueMagic" für das Chaos verantwortlich gewesen. Dabei handelt es sich um sogenannte Ransomware, die Daten verschlüsselt und damit Systeme lahmlegt. Normalweise wird von Betroffenen im Anschluss die Zahlung von Lösegeld gefordert, um wieder auf die gesperrten Dateien zugreifen zu können. Ob es auch in diesem Fall zu einem Erpressungsversuch kam, ist bis dato nicht bekannt, Sprecher der betroffenen Ämter äußerten sich unterschiedlich. Experten vermuten, dass es sich um eine Software aus China handeln könnte – bestätigt ist das nicht. Erst nach fünf Monaten konnte die verantwortliche Schweriner IT- und Servicegesellschaft eine Entspannung der Situation vermelden, inzwischen sind nahezu alle Systeme wieder ordnungsgemäß am Netz.

Quelle: SVZ, SIS Schwerin

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