Die Faszination der Luftschiffe verschwand nicht mit dem Brand der Hindenburg, doch überleben konnten die Giganten der Lüfte nur in Nischen. Flugzeuge waren weitaus schneller und Luftschiffe im Betrieb relativ teuer. Denn meist wurde das sichere Helium anstatt des explosiven Wasserstoffs benutzt.
Seitdem moderne Materialien das allmähliche Entweichen des Gases durch die Hülle verhindern, ist die Idee eines Lufttransports ohne Emissionen wieder eine attraktive Alternative zum Flugzeug. Der Grund ist einfach: Das Luftschiff bleibt wegen des Auftriebes des Gases in der Luft. Es benötigt nur Energie um voranzukommen, nicht aber um nicht abzustürzen. Also anders als ein Flugzeug, dessen Triebwerke immer einen Luftstrom um die Flächen erzeugen müssen.
Geringer Verbrauch
Der H2 Clipper geht noch einen Schritt weiter als andere Projekte. Er nutzt kein Helium, sondern Wasserstoff. Wasserstoff kann explosionsartig verbrennen, doch das Gas erreicht durch sein Gewicht einen höheren Auftrieb als Helium. Bei gleicher Größe kann das Gas viel mehr Last transportieren. Und tatsächlich soll der Clipper Frachtschiffen und Zügen Konkurrenz machen: Der Clipper wird 150 Tonnen bewegen und eine Reichweite von 10.000 Kilometern haben. Mit 280 km/h geht es gemessen an Flugzeugen gemächlich voran, verglichen mit See- und Zugverkehr aber sehr schnell. Emissionsfreie Flugzeuge der Zukunft werden einen viel stärkeren Gleitanteil nutzen müssen, das wird dazu führen, dass ihr Geschwindigkeitsvorteil schrumpft.
Zudem benötigt ein Luftschiff keine aufwändige Logistik, es braucht nicht viel mehr als eine Wiese zum Starten und Landen. So könnten Güter direkt von einem Kunden abgeholt und beim Zielort angeliefert werden. Das ist auch der Grund, warum der Transport nur ein Viertel der heutigen Luftfracht kosten soll – bei einem kompletten Verzicht auf fossile Brennstoffe. Der H2 Clipper wird mit grünem Wasserstoff gefüllt und auch angetrieben. Letztlich könnte er sogar als Gastranstransporter eingesetzt werden.
Wasserstoff als Zukunftsenergie
Die zunehmende Verbreitung des klimaneutralen Gases wird die Angstschwelle vor Wasserstoff senken. Ohne Passagiere an Bord der H2 werden keine Menschen gefährdet. Der Clipper manövriert autonom mit der Möglichkeit einer Drohnen-Fernsteuerung. Vorgestellt wurde der H2 Clipper 2021, erste Test des Luftwiderstandes und des damit zusammenhängenden Kraftstoffverbrauchs wurden inzwischen abgeschlossen. 2025 soll ein kleinerer Prototyp fliegen, das erste Wasserstoff-Luftschiff in voller Größe könnte 2028 fertiggestellt werden.
Nachtrag auf Hinweis eines Users: Im chemischen Sinn ist Wasserstoff nicht explosiv, das Gas selbst ist kein Sprengstoff. Bleibt es "für sich" kann es weder brennen noch explodieren, so wie Erdgas oder Benzin benötigt es einen Oxidator für die Reaktion. Den es beim Entweichen in der Umgebungsluft allerdings überall findet. Die "Hindenburg" ist nicht explodiert, ihre Gaszellen sind nur sehr schnell abgebrannt. Von einer Explosion kann daher nur im umgangssprachlichen Sinn die Rede sein – so wie ein mit Benzin betriebenes Auto auch nur umgangssprachlich explodieren kann.