Der Luftverkehr steht unter Druck. Das hat die Debatte um innerdeutsche Flüge erneut gezeigt. Die hohe CO2-Belastung und die weitgehende Steuerbefreiung von Kerosin sind kaum zu vermitteln. Dazu kommt: Der Autoverkehr verändert sich und wendet sich von fossilen Brennstoffen ab. Ein E-Auto kann durchaus mit erneuerbaren Energien angetrieben werden. Doch während E-Autos bereits zu Hunderttausenden im Betrieb sind, fehlen im Luftverkehr bislang umweltfreundliche Alternativen , wenn man von theoretischen Visionen absieht.
Mit wenig Energie fliegen
Eine Ausnahme ist die Firma "Hybrid Air Vehicles". Die Briten glauben fest an die Wiederkehr des Luftschiffs. Ihre Airlander sollen nur 10 Prozent der CO2-Emissionen eines Flugzeugs verursachen. Und das ist auch kein Kunststück. Anders als beim Flugzeug sorgt bei einem Luftschiff ein leichtes Gas für den Auftrieb, die Motoren sind nur für das Vorankommen notwendig.
Bis 2025 sollen zehn Luftschiffe produziert werden, die jeweils 100 Personen befördern können. Anders als die Zeppeline handelt es sich bei den Airlandern um sogenannte Blimps. Sie verzichten auf ein Gestell aus Aluminium, es sind gewissermaßen gigantische Ballons in länglicher Form. Auch sind die Airlander nicht wie die Hindenburg für Interkontinentalreisen gedacht, sie sollen den Regionalverkehr übernehmen, denn für die lange Strecke sind die Airlander viel zu langsam. So langsam, dass ihnen auch ein ICE davonrasen würde.
Leider sehr langsam
Wirklich eignen sie sich als Alternative zum Fährverkehr und für Flüge an sonst unzugängliche Orte. Die Firma gibt als mögliche Route die Strecke von Barcelona zu den Balearen an, die Luftschiffe sollen sie in etwa vier Stunden zurücklegen können. CEO Tom Grundyder vergleicht den Airlander dann auch mit einer "Schnellfähre". Er sagt: "Dies ist kein Luxusprodukt, sondern eine praktische Lösung für die Herausforderungen der Klimakrise." Neben dem Klimaaspekt dürften die Luftschiffe vor allem auch mit ihrem besonderen Reiseerlebnis punkten. Das erste Luftschiff soll dann auch an das schwedische Luxusreiseunternehmen OceanSky Cruises gehen, mit ihm sollen Reisen über den Nordpol möglich werden.
Ursprünglich wurden die Luftschiffe für das Militär konzipiert. Dort werden Blimps eingesetzt, weil sie fast beliebig lang in der Luft bleiben können. Auf diesem Feld machen ihnen heute aber Drohnen Konkurrenz, die im Gleitflug ebenfalls lange Zeit abheben können. Ein Vorteil des Airlanders bleibt, dass ein Luftschiff keinen speziellen Flughafen benötigt. Es kann auf jeder ebenen Fläche landen, dabei sind nur minimale Installationen nötig. Krach macht ein Airlander auch nicht, nur die von E-Motoren angetriebenen Rotoren brummen leise. Das Luftschiff könnte also auch auf einem Feld in der Stadt landen.
Bislang existiert ein Prototyp. Bei einem Testflug verunglückte er 2016, als eine Oberleitung gestreift wurde. Ein feuriges Ende wie die "Hindenburg" kann der Airlander nicht erleben. Die Zellen sind mit Helium und nicht mit dem explosiven Wasserstoff gefüllt.