Das Konzept eines Nurflüglers ist nicht neu. Schon die Horten H IX oder die Gotha Go 229 aus dem Zweiten Weltkrieg basierten auf dieser Idee. Immer wieder wird die Idee eines Flugzeuges ohne Rumpf bei Entwürfen reaktiviert. Die Flying-V variiert die alte Idee allerdings gleich zweifach: Beide Flügel bilden ein innen offenes V und die Triebwerke sind im Inneren des Vs angebracht. Das Flugzeug hat seinen Namen von der legendären Gitarre Gibson Flying V entlehnt.
Die Passagiere sitzen an den Vorderkanten der Flügel, Kraftsto7f und Fracht werden an der Innenseite der Flügel. Die Flügel sind daher viel dicker als bei einem normalen Passagierflugzeug.
Vision des emissionsfreien Fliegens
Die Fluglinie KLM und das Aerospace Engineering Teams an der TU Delft wollen diesen Entwurf in die Realität bringen. Das spektakuläre Design ist allerdings nicht der alleinige Grund. Konsequenter Leichtbau und die aerodynamische Form sollen 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als ein etwa gleich leistungsfähiger Airbus A350. "Unser oberstes Ziel ist ein emissionsfreier Flug. Dabei sind radikal neue und hoch energieeffiziente Flugzeugkonstruktionen wie das Flying-V ebenso wichtig wie neue Antriebsformen.
Unsere Zusammenarbeit mit KLM bietet eine enorme Chance, echte Veränderungen herbeizuführen", sagte Henri Werij, Dekan der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der TU Delft. Ein flugfähiges Modell soll während der 100-Jahr-Feier von KLM im Oktober starten, zugleich soll ein Teil der Kabine in einem originalgroßen Modell vorgestellt werden. Peter Vink, Professor für angewandte Ergonomie und Design an der TU Delft, sagte zum Innenraum. "Die neue Form des Flugzeugs bietet uns spannende Möglichkeiten, den Innenraum zu gestalten, um das Fliegen für die Passagiere komfortabler zu machen. Wir untersuchen neue Möglichkeiten, sich auszuruhen oder im Flugzeug zu essen", sagte er.
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"Flying V" - Dieser Jet hat die Form einer legendären E-Gitarre

Einen Nachteil gibt es
Ursprünglich wurde das V-Design von dem TU-Berlin-Studenten Justus Benad während seiner Diplomarbeit bei Airbus als Flugzeugdesign für die Zukunft konzipiert. Trotz seiner ungewöhnlichen Form kann die Flying-V die bestehende Infrastruktur auf Flughäfen wie Gates und Start- und Landebahnen benutzen. Im Entwurf wird das Flying-V von sparsamen Turbofan-Triebwerken angetrieben, langfristig ist ein elektrischer Antrieb vorgesehen.
Ob ein Nurflügler für Passagiere tatsächlich gebaut wird, bleibt allerdings fraglich. Neben den aerodynamischen Vorteilen hat das Konzept auch Nachteile. Die Treibstofftanks befinden sich zum Beispiel in unmittelbarer Nähe der Passagiere. Vor allem aber sitzen die Passagiere anders als bei einer klassischen Kabine nicht direkt neben der Längsachse des Flugzeugs, sondern weit davon entfernt – entsprechend stärker wirkt sich die Auf- beziehungsweise Abbewegung der Flügel beim Kurvenflug aus. Bei einem Bomber im Nurflügel-Design wie der Northrop B-2 Spirit stört dieser Effekt nicht, doch beim Ferienflieger wird dieser Achterbahneffekt sehr irritierend sein.
Quelle: TU Delft
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