Airbus hat in Singapur das Modell eines Passagierflugzeugs im Design eines Nurflüglers vorgestellt. Diese Art von Jets besitzen keinen abgegrenzten Rumpf. Überspitzt könnte man sagen, Nurflügler haben die Form eines Mantarochens. Im Bereich der Passagierflugzeuge ist dieses Design derzeit im Kommen, weil man sich von den breiten Flügeln und dem reduzierten Luftwiderstand eine Treibstoffersparnis von 20 Prozent gegenüber Flugzeugen mit konventionellem Rumpf verspricht. Erst vor Kurzem hat ein französisches Designbüro die Her0 vorgestellt. Auch sie soll Passagiere mit sehr viel weniger Energieensatz transportieren. Die Her0 folgt allerdings einem einem gemäßigteren Design als die Maveric und besitzt noch einen Rumpf für den Passagierraum (Lesen Sie hierzu: "Her0 – der Tesla der Luftfahrt fliegt ohne Emissionen")
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Die Maverick von Airbus hat den Entwürfen des Her0 oder der vor einem Jahr gezeigten Flying V eines voraus: Es ist kein Rendering, sondern ein echtes Modell, ein sogenannter Demonstrator. Ein Demonstrator ist weit mehr als ein reines Showmodell, er kann nämlich fliegen. Die reale Maveric ist immerhin zwei Meter lang und hat eine Spannweite von 3,2 Metern. Sie wurde schon im Windkanal am Airbus-Standort Filton in Großbritannien getestet. Mit so einem Demonstrator kann Airbus echte Flugdaten sammeln, das ist sehr viel näher an der Praxis als Daten, die allein auf einem Computermodell beruhen. Der Aufwand für einen Demonstrator ist allerdings hoch. Die Maveric ist aher ein ernsthaftes Projekt und weit mehr als eine reine Spielerei, um auf einer Messe etwas Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der Name erinnert natürlich an den Filmnamen von Tom Cruise in Top Gun, bedeutet aber eigentlich: Model Aircraft for Validation and Experimentation of Robust Innovative Control.
Ziel ist auch die Lärmreduktion
Auch bei der Maveric sind die Triebwerke, wie bei vielen Designs heute, oberhalb der Flügel angebracht. Davon verspricht man sich eine Reduktion des nach unten abgestrahlten Fluglärms beim Starten und Landen. Dieser Faktor wird heute immer wichtiger. "Wir verstehen, dass die Gesellschaft mehr von uns erwartet, wenn es um die Verbesserung der Umwelteigenschaften unserer Flugzeuge geht. Die Konfiguration der Maveric-Flügel ist ein potenzieller Wendepunkt, und wir sind bestrebt, die Technologie bis an die Grenzen zu bringen", sagte Adrien Bérard von Airbus bei der Präsentation.
Großraum im Rumpf
Ein Passagierflugzeug, das auf dem Nurflüglerdesign beruht, wird die Passagiere in den Ansätzen der Flügel unterbringen. Im Prinzip bietet die Flügel mehr Platz als die Unterbringung im Rumpf. Man kann darüber spekulieren, ob das aber zu mehr Beinfreiheit führen wird, wie die Bilder von Airbus hoffen lassen, oder nur zu mehr Passagieren. Schon bei der Vorstellung der "Flying V" haben Kritiker auf ein Problem dieser Idee hingewiesen. Je weiter die Passagiere außen in den Flügeln sitzen, umso mehr wird jede Kurve zu einem Achterbahnerlebnis an Bond führen. Daher ist zu erwarten, dass die Passagiere auch in Zukunft nicht in Aussichtspositionen entlang der Flügelkanten sitzen, sondern in einer zentralen Zone entlang der Längsachse untergebracht werden. So wie es die Grafiken für die Maveric zeigen.
Konzept aus dem Zweiten Weltkrieg
Nurflügler sehen auch heute noch futuristisch aus, dabei stammt die Idee aus dem Zweiten Weltkrieg. Damals wurde diese Form erprobt, weil man sich davon bessere Flugeigenschaften und eine höhere Geschwindigkeit versprach. Bis 1945 wurden in Deutschland mehrere Exemplare der revolutionären Horten H IX gebaut, auch Gotha Go 229 genannt, diese kamen aber nicht mehr in den Einsatz. Heute basieren die Stealth-Bomber der USA auf diesem Design. Auch die in der Entwicklung befindliche B-21 Raider besteht nur aus einem Flügel. Bei den Bombern wird das Design gewählt, weil es den geringsten Radarschatten wirft.
In Russland wurde vor einigen Jahren ein ganz besonderen Nurflügler vorgestellt. Hier handelt um eine gigantischen Ekranoplan, zu Deutsch ein Bodeneffektfahrzeug. Diese Art von Flugzeugen sind eine russische Spezialität. Sie fliegen in geringer Höhe über dem Boden. Eine Art von gigantischer Luftwalze unter den Flügeln sorgt für den nötigen Auftrieb. (Lesen Sie hierzu: "Russland will das größte Frachtflugzeug der Welt bauen") Der Vorteil: Ein Ekranoplan benötigt sehr viel weniger Energie als ein herkömmliches Flugzeug und kann dabei sehr viel höhere Lasten transportieren. Wenn ein Flugzeugtyp von E-Motoren angetrieben werden soll, dann bietet ein Bodeneffektflugzeug am ehesten die Möglichkeit, die notwendigen Speicherzellen zu transportieren.
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