Luftfahrt Ziviler Nurflügler – China startet "Blended Wing Body"-Jet

Das Modell nach der Landung.
Das Modell nach der Landung.
© der Northwestern Polytechnical University / PR
Bei der BWB-300 geht der Rumpf nahtlos in die Flügel über. In China erhob sich der futuristische Jet für einen Jungfernflug, allerdings als Modell.

Sie sehen aus wie eine fette Taube – "Blended Wing Body"-Flugzeuge. Bei ihnen ist der Rumpf keine Röhre, sondern geht in die Flügel über. Das erinnert an die Nurflügler wie die legendäre Horten H IX und heutige Stealth-Bomber.

In China startete nun ein Modell der BWB-300. Dabei handelt es sich um ein Verkehrsflugzeug, welches das "Blended Wing Body"-Design nicht verwendet, um den Radarschatten zu verkleinern. Vielmehr soll es den Gleiteffekt verstärken, was einen geringerem Spritverbrauch zur Folge hat.

Jet für 300 Passagiere

Die BWB-300 soll etwa 300 Passagiere transportieren und wird von der Northwestern Polytechnical University in China mit dem Verkehrsflugzeughersteller Comac entwickelt. An der Universität forscht man seit über 20 Jahren an dem BWB-Konzept, die Entwicklung der BWB-300 begann 2017. In einem auf Twitter veröffentlichten Video kann man den Jungfernflug des Modells bewundern.

Nicht nur China arbeitet an einem derartigen Flugzeug. Schon 2007 hat Boeing den X-48B-Demonstrator in die Luft gebracht. 2020 stellte Airbus das Modell des Maverick vor. Allesamt waren es verkleinerte Modelle. Auffällig sind beim BWB-300 die oben liegenden Triebwerke, die auch die Lärmbelästigung reduzieren sollen. Der breite Rumpf führt zu besonderen Herausforderungen. Wenn die Passagiere weit entfernt von der Mittelachse sitzen, erhöhen sich die "Achterbahn"-Bewegungen, sobald das Flugzeug kurvt. Außerdem muss bei dem breiten Aufbau sichergestellt werden, dass auch die mittig sitzenden Passagiere den Jet im Falle eines Unfalls schnell verlassen können.

Sparsam, wenn langsam 

Wegen des reduzierten Verbrauchs und des großen Innenraums eignen sich diese Konzepte auch für alternative emissionsfreie Antriebe, etwa mit Wasserstoff. Das größte Sparpotenzial ergibt sich jedoch, wenn der Jet langsamer als heute üblich fliegt.

Dann entsteht allerdings ein weiteres Problem: Die Renaissance der Eisenbahn. Heute werden immer mehr Eisenbahn-Konzepte für Geschwindigkeiten von über 600 km/h vorgestellt und gleichzeitig wird das Hochgeschwindigkeitsnetz mit Geschwindigkeiten von etwa 350 km/h in China ausgebaut. Die Reisegeschwindigkeit eines Jets muss aber wegen der Prozedur bei Start und Landung wesentlich höher sein als die der Eisenbahn, um für die Passagiere attraktiv zu bleiben.

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Vor einigen Jahren warnte Mike Sinnett, bei Boeing zuständig für Produktentwicklung für kommerzielle Flugzeuge, vor allzu großen Erwartungen an das BWB-Konzept. Seiner Meinung nach haben BWB-Jets vor allem im Frachtgeschäft Vorteile, die bessere Aerodynamik mache sich allerdings vor allem auf der Langstrecke bezahlt, da sie sich beim energiefressenden Start nicht bemerkbar macht. Bei mittleren und kleineren Strecken sei der Spareffekt daher gering. Hinzu komme, dass diese Jets eine größere Spannweite haben und daher nicht zu den Einrichtungen auf den Flughäfen passen würden.

Lesen Sie auch:

PRODUKTE & TIPPS