Tech-Rennen Harvard Studie zeigt: In zehn Jahren hat China die USA in der Spitzentechnologie abgehängt

Neue Magnetschwebbahn für den Nahverkehr aus China.
Neue Magnetschwebbahn für den Nahverkehr aus China.
© YFC / Costfoto/ / Picture Alliance
Die Rivalität zwischen China und USA ist heute offenkundig. Entscheidend ist die Führungsrolle in den Schlüsseltechnologien. Harvard-Forscher fürchten, dass Peking in weniger als zehn Jahren global führend sein wird.

Derzeit ist das diplomatische Ringen zwischen den USA und dem Herausforderer China im vollen Gang. Vier Wissenschaftler der Harvard Kennedy School haben nun den Bericht "The Great Tech Rivalry: China vs. the US" herausgegeben. Sie fragen, wer von beiden in den Kerntechnologien des 21. Jahrhunderts führen wird. Für die Untersuchung haben sie die Felder künstliche Intelligenz (KI), 5G, Quanteninformatik (QIS), Halbleiter, Biotechnologie und grüne Energie definiert und prüfen, wie die USA gegenüber China abschneiden. Das erschreckende Ergebnis: In Bereichen wie 5G und Quanteninformatik dominieren China bereits. In den anderen Feldern wird Peking die USA in den nächsten 10 Jahre überholen.

Krieg mit anderen Mitteln

Der Hintergrund: Die Autoren gehen davon aus, dass die Konfrontation zwischen USA und China keineswegs militärisch ausgefochten wird, die Forscher nehmen an, dass der Krieg auf anderen Feldern wie der Technologie entschieden wird und fürchten, dass die USA auf eine veraltete Art auf die Herausforderung reagieren werden. "Wenn eine schnell aufsteigende Macht ernsthaft droht, eine etablierte zu verdrängen, hat das eine vorhersehbare Dynamik", sagt Hauptautor Graham Allison. "Wenn man sich China und die USA als aufstrebende und herrschende Macht ansieht, scheinen sie alles zu tun, um bei diesem alten Drehbuch zu bleiben." So gesehen ist es eher unwahrscheinlich, dass Peking eine militärische Eskalation anstrebt. Viel gefährlixcher ist das Bestreben Chinas in wichtigen Technologien die Standards und Normen der Zukunft zu setzen.

Potential unterschätzt 

Die USA haben das 20. Jahrhundert technologisch dominiert. Im 21. Jahrhundert steht nun eine Erneuerung an. Die Welt steht an der Schwelle zu einem unglaublichen Technologieboom. Doch China wurde als Rivale nicht ernst genommen. Der Bericht erwähnt einen Artikel aus dem "Time Magazine" von 1992 in dem es lapidar heißt: "China kann sich im 21. Jahrhundert nicht zu einem industriellen Riesen entwickeln. Seine Bevölkerung ist zu groß und sein Bruttoinlandsprodukt zu klein". Das war damals die allgemeine Ansicht. Doch schon 2010 wurde klar, dass China mehr sein will als das Billiglohn-Zentrum der Welt. Anders als im Westen hatte der Staat eine entscheidende Rolle. Unter seiner Leitung entstanden im ganzen Land Unternehmen, die den Wettbewerb um grundlegende Technologien des 21. Jahrhunderts gewinnen sollen. "Wo immer die chinesische Regierung Unternehmen auf dem heimischen Markt schützen, nationale Champions durch Subventionen und den Zugang zu staatlichen Daten unterstützen und Unternehmen eine Führungsrolle ermöglichen kann, tut sie dies. Infolgedessen könnte Chinas Tech-Ökosystem bis 2025 mit dem Silicon Valley gleichziehen, was Dynamik, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit angeht."

Im Westen wurde unterschätzt, dass Entwicklung von Technologien nicht komplett losgelöst von der tatsächlichen Produktion ist. Im vergangenen Jahr produzierte China 50 Prozent der Computer und Mobiltelefone der Welt, die USA nur 6 Prozent. Auf jedes Solarmodul "made in USA" kamen 70 chinesische. Die Regierung Chinas hat aus diesen Ambitionen keinen Hehl gemacht. China will weltweit führend in den Technologien werden, die die kommenden Jahrzehnte prägen werden. Der Wirtschaftsplan von 2013 sah technologische Innovationen vor, um aus der Rolle der "Werkbank der Welt" herauszukommen. Das neue Programm "Made in China 2025" plant, dass die heimische Wirtschaft die globale Führungsrolle in 10 strategischen Bereichen erreicht. Peking spielt dabei auch die große Bevölkerung in die Hände, die Zahl der Doktoranden und später die der Forscher in allen Schlüsseltechnologien wird bald die Zahl in den USA überholt haben.

Mehr als bloße Repression

Derzeit geht die Kommunistische Partei Chinas (KP) gegen allzu selbstbewusste Personen vor, auch gefeierte Selbstmade-Milliardäre sind vor der Repression nicht sicher. Graham Allison sieht dahinter einen komplexen Plan, der die Herrschaft der KP sichern und zugleich die Dynamik der Wirtschaft erhalten soll: "Ich denke, XI und sein Team betrachten das alles als ein fortlaufendes Experiment. (…) Sie glauben an eine Umverteilung des Einkommens. Sie glauben daran, die Milliardäre niederzuschlagen und so den Millionären eine Chance zu geben. Und das sind dort sehr beliebte Maßnahmen. Die Maßnahmen gegen die Milliardäre haben waren in China sehr beliebt. Haben da einige Fehltritte gemacht? Ja. Kann es sich die KP leisten, einige der Gänse zu erwürgen, die die goldenen Eier gelegt haben? Ja, sie tun es. Sie haben die Absicht, alles zu kontrollieren. Aber ich würde sagen, dabei bleiben sie ziemlich konstant auf Kurs."

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