Es gibt viele berühmte deutsche Panzerkommandanten. Doch den tödlichsten Panzermann des Krieges und damit wohl aller Zeiten kennt kaum jemand. Kurt Knispels Erfolge wurden schon während des Krieges "übersehen". Er wurde nicht befördert und auch nicht mit Ordenslametta überhäuft. Knispel war der Inbegriff eines Veteranen, aber dem Regime und seiner Propaganda stand er fern. Das wohl weniger aus einem gefestigten politischen Weltbild heraus, sein menschlicher Anstand ließ ihn den Nazistaat verachten. Dazu kommt ein angeborener Hang zum Nonkonformismus.
Das fing schon mit Knispels Aussehen und Auftreten an. Auf den wenigen Fotos von ihm erinnert er eher an einen Landsknecht als einen NS-Mustersoldaten. Häufig mit einer Kippe im Mundwinkel, nie frisch gewaschen. Der Kragen der Feldbluse war verdreht, darunter steckte ein Halstuch von bedenklicher Sauberkeit. Selbst der Hoheitsadler an der Uniform war ramponiert. Dazu kam sein Markenzeichen: Er trug immer eine Art von Ziegenbart und zeigte sein ungekämmtes wildes Haar.
Unangepasster Charakter
Geboren wurde Knispel im Sudetenland, der Teil Tschechiens, den Hitler schon 1938 abpresste. Seine militärische Karriere begann Knispel als Ladeschütze in einem Panzer IV, dem Arbeitstier der deutschen Panzerwaffe. Schnell zeigten sich seine Fähigkeiten im Umgang mit der Waffe. Doch Knispel war auch eigensinnig und ein Querkopf, der kein Blatt vor dem Mund nahm. Lautstarke Zusammenstöße mit seinen Vorgesetzten waren an der Tagesordnung.
Auf dem Weg zur Front bedrohte Knispel in Krakau einen SS-Mann mit der Waffe und schlug ihn zusammen, weil der einen Gefangenen verprügelt hatte. Damit war seine Karriere vorbei. Niemals wurde er Offizier. Er wurde vier Mal für das Ritterkreuz, den berühmten Halsorden des Reiches, vorgeschlagen, aber stets wurde er übergangen. Für die Propaganda eigneten sich andere Panzermänner besser. Michael Wittmann bekam das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern, Otto Carius das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub.
Meister des Tiger-Panzers
Anfang 1942 wurde Knispel am neuen "Tiger I" ausgebildet. Mit der schweren Panzer-Abteilung 503 nahm er an der an der Schlacht um Kursk. In zwölf Tagen schoss er 27 T-34 ab. Die schwere Acht-Acht-Kanone des Panzers und Knispels Talent als Kanonier ergänzten sich . Knispel gelang es, einen T-34 auf drei Kilometern abzuschießen. Einer seiner Kommandanten, Alfred Rubbel, sagte später, dass Knispel auf dem Schlachtfeld auch unter den übelsten Bedingungen und der hoffnungslosesten Situation niemals aufgab. Mehrmals deckte er mit seinem Tiger I als einzigem Panzer den Rückzug von Verbänden der Wehrmacht.
Kurz vor der Invasion in der Normandie wurde seine Abteilung mit dem überschweren Tiger II ausgerüstet. Nur zehn Tage vor dem Ende des Krieges fiel Kurt Knispel bei Wostitz, nur 100 Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt. Die schwere Panzerabteilung 503 verfügte damals nur noch über acht Panzer. Lange Zeit vermutete man, ein Stalin II Panzer hätte die Panzerung des Tiger II durchschlagen und die gesamte Besatzung sofort getötet. Das stimmte aber nicht. Die Crew konnte noch ausbooten. Als man seine Leiche 2013 barg, zeigte sich, dass Knispel ohne Helm in der Luke stand und von MG-Schüssen in der Brust getroffen wurde. Beim Transport des Schwerverletzten explodierte eine Mine, Knispel wurde von einem Schrapnell in der Stirn getroffen.
Seine offiziellen Abschusszahlen betragen 168 feindliche Panzer. Kameraden gaben an, in Wirklichkeit seien es 30 mehr gewesen. Um das Vertrauen junger Soldaten zu steigern, soll Knispel regelmäßig seine Abschüsse anderen gutgeschrieben haben.