Militärische Luftfahrt Tod aus dem Himmel: Flugzeuge als Waffen

Nicht einmal acht Jahre waren vergangen zwischen dem ersten Motorflug von Orville Wright und dem ersten Bombenangriff aus der Luft am 1. November 1911. Das Flugzeug war schnell zur Waffe geworden.

Die Italiener waren enttäuscht. Unter großen Mühen hatten sie fünf Flugzeuge ("Rumpler-Tauben") nach Libyen gebracht, um eine Entscheidung im Krieg gegen die Türken zu erzwingen. Pilot Giulio Gavotti konnte am 1. November 1911 zwar ein paar Bomben abwerfen, Schaden richteten sie jedoch nicht an. Zudem gingen alle "Tauben" bald zu Bruch. Das Urteil der Generäle: Die "Zirkusapparate" sind unbrauchbar.

Die Militärs irrten. Die Kampfflugzeuge wurden immer leistungsfähiger und revolutionierten den Luftverkehr. Der schwarze, extrem teure Tarnkappen-Bomber "B-2 Spirit" von heute hat nichts mehr gemein mit dem Drahtgestell "Wright Military Flyer" von 1909.

Wende im Erste Weltkrieg

Die Wende brachte der Erste Weltkrieg. Über den Schützengräben tobten die ersten Luftkämpfe, Jagdflieger wie Roland Garros und Manfred Freiherr von Richthofen wurden als Helden in Frankreich und Deutschland gefeiert. Für Luftangriffe auf Städte wurden zwar noch Zeppeline eingesetzt, doch warnten Experten bereits in den zwanziger Jahren vor gigantischen Luftschlachten der Zukunft.

Flugzeuge wurden zur entscheidenden Waffe

Die Luftschlacht über England im Sommer 1940 war dann auch mit entscheidend für den Ausgang des Zweiten Weltkriegs. Die britische Royal Air Force verhinderte, dass die Deutschen die deutsche Luftherrschaft über Großbritannien erlangten. Hitler musste seine Invasionspläne aufgeben. In den folgenden Kriegsjahren verbreiteten die Bomberflotten der Alliierten Angst und Schrecken. Der Luftkrieg in Europa tötete Hunderttausende Zivilisten. 1945 wurde aus einer B- 29 der US-Air Force die Atombombe über Hiroshima abgeworfen. Flugzeuge waren zur kriegsentscheidenden Waffe geworden.

Fliegen wurde alltäglich

Die Berliner Luftbrücke zeigte, dass Flügel und Propeller aber auch für den politischen Krieg taugten. Als die Russen 1948 den Landweg in die geteilte Stadt sperrten, versorgten Amerikaner und Briten die Millionenstadt durch die Luft. In den 50er Jahren wuchs die Flugzeug-Begeisterung. Überschallflüge wurden zur Alltäglichkeit, ein Rekord nach dem anderen fiel.

Der Westen setzte auf Luftüberlegenheit

Zwar nahmen Raketen im Kalten Krieg als Drohpotenzial den Platz von Langstreckenbombern ein, doch lösten Spionageflüge neue Konflikte zwischen den Supermächten aus. Über der Sowjetunion wurde 1960 das US-Spionageflugzeug "U-2" abgeschossen, über Kuba entdeckte im Oktober 1962 eine Maschine des gleichen Typs sowjetische Atomraketen, und die Welt stand am Rande des Nuklearkrieges. Im Vietnam-Krieg nutzten die USA ihre Luftüberlegenheit und warfen Tausende von Tonnen Napalm-Bomben und Entlaubungsmittel ab. Den Krieg gewannen sie nicht.

Dennoch blieb die Luftüberlegenheit der Primat westlicher Strategie. Selbst der Grundsatz, dass Kriege letztlich immer am Boden gewonnen werden, wurde aufgegeben.

Die Flugzeuge selbst wurden zu Waffen

Bald setzten auch Terroristen Flugzeuge für ihre Zwecke ein und entführten Zivilmaschinen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Der 11. September 2001 markierte einen Wendepunkt: Terroristen kaperten Passagiermaschinen und flogen gezielt in die beiden Türme des World Trade Center in New York und ins Pentagon in Washington. Das Flugzeug selbst war zur Waffe geworden.

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Chris Melzer, dpa

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