Krieg gegen die Ukraine Putins Soldaten im Mad-Max-Stil – ein Video verrät den Zustand der Truppen

Putins Sturmtruppen scheinen aus einem Endzeitfilm wie "Mad Max" entsprungen zu sein
Motorräder und klapprige Autos statt Panzerwagen: Putins Sturmtruppen scheinen aus einem Endzeitfilm wie "Mad Max" entsprungen zu sein
© X
Mit Schrott-Pkws und Buchankas ist Wladimir Putins Armee in Pokrowsk eingerollt – keine Panzer, keine Artillerie. Doch man sollte nicht spotten, hinter dem Schrott steckt Kalkül.
 

Ein Video auf X soll den "Einmarsch" russischer Soldaten in Pokrowsk zeigen – eine seit Monaten umkämpfte Stadt im Donbass, die größtenteils bereits unter russischer Kontrolle steht. Was schockiert, ist nicht die Truppenstärke, sondern der Zustand ihrer Ausrüstung. Diese Sturmtruppen wirken weniger wie eine Elitetruppe als wie eine improvisierte Miliz aus dem Sudan. Was steckt dahinter?

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An einer Straßenkreuzung sammeln sich ungewöhnlich viele Soldaten – ein seltener Anblick in diesem Krieg. Beide Seiten meiden solche Ballungen wegen der allgegenwärtigen Drohnen. Doch der dichte Nebel bietet den Russen eine seltene Chance: Er schränkt die Sicht ein und die Verwendungsmöglichkeiten kleiner Drohnen und erlaubt es, möglichst viele Kämpfer unbemerkt in die Trümmerwüste einzuschleusen. Nebel, Nässe, Regen – alles reduziert die Reichweite der fliegenden Jäger. Dennoch bleibt so eine Ansammlung ein riskantes Spiel. Ukrainische Quellen sprechen von etwa 300 russischen Soldaten.

Putins Soldaten plündern die Schrottplätze

Das Auffälligste am Video ist die Ausrüstung, vor allem die Fahrzeuge. Von einem Militärkonvoi keine Spur. Keine Kampfpanzer, keine Schützenpanzer, keine Geschütze, keine gepanzerten Transporter. Stattdessen rollt ein Fuhrpark heran, der direkt aus einem "Mad-Max"-Film stammen könnte.

Geländemotorräder knattern vorbei, ein Trupp quetscht sich in einen klapprigen Pkw, der unter der Last in die Knie geht und aussieht, als käme er vom Schrottplatz. Im Hintergrund taucht eine Buchanka auf – jener kantige Lieferwagen, der seit Mitte der 1950er-Jahre fast unverändert gebaut wird und dem alten VW-Bulli ähnelt. Die UAZ-452 Buchanka ist seit 2024 offiziell im russischen Militärkatalog gelistet – als "leichter Mehrzwecktransporter Typ B". Das Militär kauft sie massiv vom Zivilmarkt auf, lackiert sie um und schweißt einfache Stahlplatten als Splitterschutz an.

Russland ist nicht allein beim Einsatz von Schrott-Pkws: Nordkoreanische Sturmtruppen operieren seit Oktober 2025 im selben Abschnitt – ebenfalls mit Motorrädern, Buggys und zivilen Pick-ups. Sie nutzen sogar chinesische Golf-Carts mit MG.

Gleicht den Bildern aus Berlin 1945

Natürlich löst das Video Spott aus. "Hat Russland etwa keine echten Militärfahrzeuge mehr?" Die Frage ist berechtigt – aber irreführend. Denn ausgerechnet hier, in der Doppelschlacht um Pokrowsk und Myrnohrad, scheinen die Russen gerade die Oberhand zu gewinnen. Das sind keine "Verlierer", die da vorbeiziehen. Die russischen Streitkräfte waren schon immer Meister der Improvisation. 1945, als die Rote Armee in Berlin einzog, wunderten sich viele, wie eine Armee mit Pferdewagen und struppigen Steppenponys die blitzende Wehrmacht besiegen konnte, die sie von Paraden her kannten. Als russische Kosaken 1814 in Paris einzogen, gab es eine vergleichbare Verwunderung.

Den Kampf um Pokrowsk bestreiten die Russen mit leichter Infanterie. Gepanzerte Fahrzeuge waren kaum im Einsatz. In einem Frontabschnitt, der von Drohnen beherrscht wird, sind große, laute, auffällige Maschinen leichte Ziele. Die Russen umgehen die Drohnenbedrohung mit Mini-Trupps. Sie operieren mit zwei bis vier Mann, beweglich, schwer zu entdecken. Werden sie doch gesichtet, sind die Verluste minimal.

Genau solche Einheiten sieht man im Video: Soldaten mit Rucksäcken voller Verpflegung, leichten Waffen – und Platz für Drohnen im Kofferraum, selbst im klapprigsten Pkw. Auch die ukrainische 79. Luftsturmbrigade nutzt zivile Pkws – vollgepackt mit FPV-Drohnen und Starlink-Antennen. Ein Video vom 9. November zeigt einen VW Golf mit zwölf Drohnen im Kofferraum. Anders als bei mechanisierten Einheiten ist das Fahrzeug in diesen Schlachten kein Kampfmittel. Es dient nur dem Transport, und das im Frontgebiet, wo maximal ein paar Kilometer zurückgelegt werden.

Einweg-Transporter

Die Anforderungen an die Fahrzeuge sind simpel: billig, verfügbar, fahrbereit. Teils kommen sie direkt vom Schrott und werden für den Fronteinsatz grob zusammengeschweißt – mehr braucht es nicht, um ein paar Kilometer zurückzulegen. Kleine Pkws und Motorräder lassen sich in der Trümmerwüste leicht verstecken, unter Planen, in Garagen, zwischen Schutt. Mit einem großen, gepanzerten Transporter geht das nicht.

Schon im vergangenen Jahr verschwanden die robusten Buchankas vom Gebrauchtwagenmarkt – und von den Schrottplätzen. Gleichzeitig sammelten Freiwillige Reifen, weil das Militär keine Vorräte dieser Größe hatte. Das sind die Vorteile dieser Billigtransporter. Der Nachteil: Sie bieten keinen Schutz. Weder vor Drohnen noch vor MG-Feuer. Aber das Kalkül ist klar: Selbst ein schwerer Schützenpanzer hält nicht lange durch, wenn er von Drohnen entdeckt wird. Zuerst wird er immobilisiert, dann in Brand gesetzt. Die Besatzung überlebt die ersten Treffer vielleicht – aber sobald sie aussteigt, warten schon die nächsten Drohnen.

Putin spart seine Panzer auf

Zeigt das Video also, dass Russland keine gepanzerten Kräfte mehr hat? Nein. Es zeigt, dass die russische Armee aufgehört hat, ihre Panzer in sinnlosen Massenangriffen zu verheizen. Die eigentliche Sorge: Während sie mit Schrott und Improvisation voranrückt, baut sie im Hintergrund neue Einheiten auf – und gleicht die Verluste der ersten Kriegsjahre aus. 

Während die Sturmtruppen mit den Schrottautos fahren, stehen T-90M und modernisierte T-72B3 30 bis 40 km hinter der Front. Womöglich eine Bereitstellung für den Fall eines Durchbruchs nach Kramatorsk, sollte Pokrowsk fallen.

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