Das Modell F-22 Raptor ist das technologische Aushängeschild von Lockheed Martin und Amerikas leistungsstärkster, aber auch teuerster Kampfjet. Anfang Mai erhielt die Luftwaffe ihren 195. und vorerst letzten Flieger.
Mit inzwischen 77 Milliarden Dollar-Programmkosten ist dem Pentagon der Jet zu teuer geworden. Das Modell hat neben dem Stückpreis von rechnerisch rund 400 Millionen Dollar einen weiteren Schönheitsfehler: Piloten wird im Flug schwindelig, sie bekommen Bewusstseinsstörungen und verlieren die Orientierung - Symptome wie bei Sauerstoffmangel.
Über zwei Dutzend Zwischenfälle
Nun verkündete ein Pentagon-Sprecher einschneidende Konsequenzen. So wird künftig die F-22-Einsatzzeit pro Flug begrenzt, zusätzliche Sauerstoffsysteme installiert und der Flugradius so eingeschränkt, dass jederzeit eine leichte Rückkehr zu einem Flughafen möglich ist. Angeblich hat es seit 2008 über zwei Dutzend Zwischenfälle im Cockpit des Super-Kampfjets gegeben. Nach wie vor lassen sie sich nicht vermeiden, weil die Ursache unbekannt ist. Im November 2010 kam sogar ein F-22-Pilot bei einem Absturz ums Leben, vermutlich, weil sein Sauerstoffsystem versagte.
Wilde Spekulationen
Obwohl Techniker die Systeme bereits monatelang haarklein untersuchten und Wissenschaftler regelmäßig Blutproben von den Piloten nahmen, kann bisher keine eindeutige Ursache gefunden werden. Unter Experten ist eine Debatte über die Ursachen entbrannt.
Die Vermutungen reichen von Hydrauliköl-Dämpfen bis hin zur Spezialbeschichtung der Oberfläche des F-22-Modells. Sie sorgt dafür, dass der Flieger für Radarstrahlen weitgehend unsichtbar bleibt. Diese Beschichtungen müssten immer wieder aufgefrischt werden. Die Besonderheit an den Vorfällen ist, dass sie nur im F-22-Modell auftreten.
2011 bekam die gesamte F-22-Flotte sogar zwei Mal über Monate Startverbot, um die Systeme zu testen. Als das Modell wieder fliegen sollte, weigerten sich einige der insgesamt 200 F-22-Elitepiloten aus Angst, wieder ins Cockpit zu steigen. Zwei Piloten verkündeten jüngst ihre Sorgen sogar im US-Fernsehen. Ein Novum in der US-Militärgeschichte. Ein Pilot berichtete, dass er nach einem Flug von Ärzten in eine Überdruckkammer gesteckt wurde, wie sie nach Tauchunfällen zur Anwendung kommt.