An jeden Strand schaukeln die Wellen Energie heran. Nach Angaben der U.S. Energy Information Administration (EIA) beträgt das jährliche Energiepotenzial der Wellen vor der Küste der USA 2,64 Billionen Kilowattstunden, was etwa 66 Prozent der jährlichen Stromerzeugung des Landes entspricht. Und anders als Windenergie und Solarkraft steht diese Energie das ganze Jahr über zur Verfügung. Vor Australien wurde von der Firma Wave Smell Energy vor einem Jahr der Generator UniWave 200 installiert, zwölf Monate lang hat er inzwischen verlässlich Strom produziert. Nun soll ein fünfmal größerer Nachfolger gebaut werden.
UniWave: Nur eine Laufrichtung
Das Prinzip von UniWave ist einfach, das Schaukeln der Welle führt dazu, dass Wasser in einer Röhre auf und absteigt. So wird Luft komprimiert, die wiederum eine Turbine antreibt. Das Ganze funktioniert wie ein Blasrohr, in das die Wellen pusten. Anders als bei früheren Wellengeneratoren laufen die Schaufeln der Turbine daher nur in eine Richtung. Bei einer bidirektionalen Turbine geht ein Großteil der Energie durch die Richtungsumkehr der Turbine verloren, so Wave Smell Energy. Die Konstruktion ist so aufgebaut, dass sich nur der robuste Betonteil im Wasser befindet. Die beweglichen Teile sind alle oberhalb des Meeresspiegels angebracht.
Bislang war die zerstörerische Kraft des Meeres das Hauptproblem, wenn man Wellen- oder Gezeitenkraft anzapfen wollte. Anlagen wie UniWave 200 könnten problemlos in Deichen und Befestigungen integriert werden. Sie können aber vor einem Strand aufgestellt werden. Nebenbei können diese Module dem Küstenschutz dienen, der Strom wird von der Kraft der Wellen erzeugt. Die Power, die von den Turbinen abgezweigt wird, fehlt den Wellen, wenn sie auf den Strand oder den Deich schlagen. Primäres Ziel ist die Stromversorgung, es ist aber auch einfach möglich, so eine Installation für eine Fabrik von grünem Wasserstoff zu nutzen.
Stromerzeugung plus Küstenschutz
Die Plattform selbst ist schwimmfähig und kann von einem Schlepper zu jedem beliebigen Standort gebracht werden. Die Module könnten daher in Serie in einer Fabrik gebaut werden, der Installationsaufwand am Zielort ist denkbar gering. Die kleine Versuchsanlage wurde in der rauen See vor King Island zwischen Australien und Tasmanien installiert, um die Belastbarkeit zu prüfen. CEO Paul Geason sagt: "Eine wichtige Erfahrung war die Erprobung unter tasmanischen Ozeanbedingungen. (..) Unser Team ist begeistert, dass es in einem breiten Spektrum von Wellenbedingungen eine Umwandlungsrate von Wellenkraft in Elektrizität von durchschnittlich 45 bis 50 Prozent erreicht hat. Dies ist eine enorme Verbesserung gegenüber früheren Geräten und zeigt, dass der Moment gekommen ist, in dem Wellenkraft neben Wind, Sonne und Energiespeicherung als Teil eines modernen Energiemixes eingesetzt wird." Zum Vergleich: Moderne Solarpanels erreichen eine Umwandlungsrate von knapp unter 25 Prozent. Geason gibt an, dass die Wellenenergie genauso günstig Strom erzeugen könnte, wie Wind- und Solarkraft. Hinzu kommt der Vorteil der höheren Gleichmäßigkeit der Stromproduktion.
Obwohl das Gerät als Versuchsträger und nicht als kommerzieller Stromerzeuger konzipiert war, lieferte es eine Megawattstunde einem Tag. Der kleine Demonstrator könnte also etwa 80 Haushalte mit Strom versorgen, das kommenden Modell schon 400. Einzelne Module können zu einer Farm zusammengestellt werden. "Die Einheiten können skaliert werden", so Geason. "Die genaue Größe hängt von den Eigenschaften des Wellenklimas an einem bestimmten Ort ab. Die optimale Konfiguration wird standortabhängig sein. Unsere Bemühungen und Ressourcen konzentrieren sich auf den weiteren Einsatz und die Kommerzialisierung unserer Technologie."
Aus der ganzen Welt soll es Interesse an dem Projekt geben – aus Europa und den Vereinigten Staaten, aus der Karibik, Südafrika und Südamerika. "Die Menschen leben an den Küsten und beobachten die Ozeane. Sie beobachten die Gezeiten und die Wellen. Es ist die einzige verbleibende nicht genutzte Ressource, die eine so wichtige Rolle spielen kann."