Herr Yakumo ist weder Chinese noch Koreaner. Er sitzt nicht in Shanghai und auch nicht in Seoul. Herr Yakumo heißt eigentlich Dr. Jürgen Rakow und hat sein Büro in Braunschweig. Der asiatisch klingende Name ist erfunden - für die Gehäuse der vielen Geräte, die Rakow auf den Markt bringt. Trotzdem spricht er viel von seinen "chinesischen Freunden".
Die bauen für ihn GPS-Navigatoren, LCD-Fernseher, DVD-Player, MP3-Player und alles Technische, was man zum kleinen Preis in großen Mengen verkaufen kann. "Ich bin ein Gewinner der Globalisierung", verkündet Rakow. 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete Yakumo 2005 mit mehr als drei Millionen verkauften Geräten. Die Wachstumsraten sind zweistellig.
Ein bloßer Asien-Importeur von No-Name-Ware "Made in China" will der 56-Jährige aber nicht sein. Am Hochlohnstandort Deutschland leistet er sich immerhin einen eigenen Reparaturdienst. "Wir machen das, was die Chinesen nicht können, nämlich den Service", sagt er.
Rakow interessiert sich erst für ein Produkt, wenn es reif für den Discounter ist. Für Extras ist beim "Doc", wie ihn seine Mitarbeiter nennen, kein Platz: Die Braunschweiger Firmenzentrale ist alles andere als repräsentativ. Die Auslegeware im Firmenblau dürfte ebenso aus China stammen wie der Ventilator, der machtlos gegen die Hitze in Rakows Büro ankämpft. "Eine Klimaanlage wäre viel zu teuer", sagt Rakow. In seinem Wohnhaus in Potsdam heizt er mit Erdwärme, "weil's ökonomischer ist".
Vobis-Sanierer
Eigentlich ist Rakow, der sich heute als "Mann fürs Marketing" sieht, promovierter Naturwissenschaftler. Sein erster unternehmerischer Coup gelang ihm in den Achtzigern. Damals entwickelte er eine Software für Vermieter. Keine neue Erfindung, wie er zugibt. Aber sein Produkt war das billigste auf dem Markt. Es folgte die Gründung einer Computer-Wartungsfirma und in den 90er Jahren schließlich der Einstieg in den Einzelhandel. Rakow gehörten 34 Filialen der Billig-Computer-Kette Vobis. Als es bei der kriselte, stieg er ins Management ein und sanierte den Konzern erfolgreich.
Schon sein Studium finanzierte der gebürtige Berliner als Selbstständiger: mit Taxifahren. Er gründete sogar einen eigenen Taxenbetrieb. Danach blieb er beim Autofahren und mischte bei Tourenwagenrennen mit. Heute kommt er nur noch auf der Autobahn zu Höchstgeschwindigkeiten: Sein Rekord für die 200-Kilometer-Fahrt zur Arbeit von Potsdam nach Braunschweig liegt bei 55 Minuten. Immerhin kann er die lange Anfahrt mit seiner Frau zusammen verbringen - denn die sitzt bei ihm im Vorzimmer.
Kontrolle ist alles
Etwas gemächlicher geht es in seiner Freizeit zu: Rakow segelt gern und fährt Mountainbike. Morgens, zum Frühstücksfernsehen, zwingt er sich neuerdings auch noch für 25 Minuten auf das Laufband im Wohnzimmer. Wieso er nicht draußen an der frischen Luft läuft? "Da werde ich abgelenkt, kann meine Resultate nicht kontrollieren und verliere kostbare Zeit. Auf dem Band hingegen ist das Laufen ein standardisierter Prozess mit einer definierten Geschwindigkeit", sagt er, als ginge es um die Herstellung von Flachbildschirmen in Fernost. Und was dort so effizient und ökonomisch funktioniert, muss doch auch beim Abnehmen möglich sein.