Dacia und die Deutschen? Kann das funktionieren, fragte man sich, als vor zehn Jahren der Logan für 7500 Euro auf den Markt kam. War Deutschland nicht die Heimat von Volkswagen, BMW, Audi und Mercedes? Und das Auto des deutschen liebstes Kind? Und in dieses Idyll von gepflegten Carports, hohen PS-Zahlen und ausgesuchten Aluminiumfelgen wollte die rumänische Billigmarke einbrechen. Und das mit dem Logan, einem wirklich reizlosen Stufenheck-Modell, neben dem noch der Jetta wie ein Rassepferd wirkte, und der zudem innen müffelte, als hätte man sich eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt.
Alle Spötter wurden eines Besseren belehrt. Zehn Jahre später ist Dacia nicht mehr aus Deutschland wegzudenken. Denn die Marke ist nicht nur billig, sie ist auch gut. Die Modelle von Dacia mit ihrer etwas veralteten, aber ausgereiften Renault-Technik enttäuschten ihre Besitzer nicht. Anders als prognostiziert fielen die Billigwaren nicht nach fünf Jahren reihenweise durch den TÜV. Und viel mehr erwarteten die Dacia-Kunden nicht. Sie sind geradezu stolz, Käufer eines Sparautos zu sein. Anstatt neidvoll teuren Wagen hinterherzuschauen, beglückwünschen sie sich, für ihr Auto nicht mehr als nötig ausgegeben zu haben. Sie wollen nur zuverlässig von A nach B.
Viel Nutzwert für wenig Geld
Den wirklichen Durchbruch hatte Dacia allerdings erst zwei Jahre nach dem Logan. Damals folgte der großväterlichen Limousine die Kombivariante Logan MCV. Hier passte das Design, aber vor allem überzeugte der Nutzwert. Der MCV war nach wie vor billig - der Grundpreis lag bei unter 8000 Euro - und er war sensationell groß. Nur der Kombi der Mercedes E-Klasse kann beim Rauminhalt noch mithalten. Für Handwerker und Familie gab und gibt es nichts Günstigeres. Billige Autos brachten auch andere Hersteller in den folgenden Jahren heraus, aber sie setzten einzig auf kleine Cityfahrzeuge. Mit dem Angebot eines spottbilligen Familienlasters steht Dacia nach wie vor allein da.
Neben dem MCV entstand eine ganze Flotte von Fahrzeugen. Der Sandero deckt die beliebte Golfklasse ab. Der Kompaktvan Lodgy und den Hochdachkombi Dokker bieten enorm viel Platz zum halben Preise der Konkurrenz. Die größte Provokation ist aber der Dacia Duster. Der SUV sieht unverschämt gut aus und kostet in der Vollausstattung keine 20.000 Euro.
Wie billig ist ein Dacia wirklich?
Wie sind diese Preise möglich? Zaubern kann Dacia auch nicht. Und es sind nicht allein die niedrigen Löhne in Marokko, die einen Dacia so billig machen. Dacia spart einfach alles ein, was die Preise nach oben treibt. Große Auswahlmöglichkeiten bei Motoren und Extras gibt es nicht. Technik wird nur eingeführt, wenn sie bewährt und billig ist. Es gibt weder Rabatte, noch regelmäßige Reklame - selbst die Verkaufsräume sehen sparsam aus.
Und natürlich ist ein Duster für 20.000 Euro nicht das Gleiche wie ein Tiguan für 40.000 Euro. Ob Fahrverhalten, Komfort , Motor - in jeder Beziehung sind Qualitätsunterschiede spürbar. Aber für nicht so anspruchsvolle Kunden erfüllt der Duster durchaus den gleichen Zweck.
Dem Daciafahrer gefällt dieses Sparprogramm, er versteht sich als Anti-Autoliebhaber. Dazu passt, dass Dacia beim Umfragen zur Kundenzufriedenheit meist vorne liegt. Obendrein sind die Billigautos auch gebraucht noch gefragt. Die Modelle von Dacia wurden auch während der heißesten Rabattschlachten gekauft, als Autos bekannter Marken wie Ford, Opel oder Renault zu vergleichbaren Preisen verramscht wurden.
Ein größeres Kompliment kann es für eine Billigmarke eigentlich nicht geben.