Ich lasse den Exkurs über das baldige Ende des Abendlandes angesichts unserer zunehmend quengeligen Jetzt-sofort-haben-wollen-Mentalität mal weg. Seit Mittwoch verspricht Amazon mit Prime Now dem ewigen Kleinkind in uns sofortige Befriedigung seiner Gelüste. Eine Stunde Lieferzeit, und man hält die Tiefkühlpizza, "365 Sexstellungen" als Paperback, den Nasenhaarschneider oder was man sonst so in der dem Postleitzahl-Gebiet des Kunden zugeordneten Auswahl findet, in den Händen.
Mindestbestellwert sucks!
Doch natürlich geht das nicht ganz so einfach, wie es sich anhört: Zuerst einmal muss man Prime-Mitglied sein. Das heißt 49 Euro im Jahr zahlen, was andere Shopping-Erleichterungen mit sich bringt (aber auch Musik-, Film- und Buch-Streaming). Das kann man derzeit für einen Monat kostenlos testen. Dann muss man die (kostenlose) App Prime Now runterladen, bei der man sich mit seinem Amazon-Account anmeldet - und los geht's. Uuups, stop! Man muss noch 6,99 Euro extra zahlen für die Lieferung innerhalb einer Stunde. Spätere Zwei-Stunden-Zeitfenster sind dagegen gratis.
Ich entscheide mich für Sushi, Cola und Eis. Aber vor meine Glückseligkeit hat Amazon den Mindestbestellwert geparkt: 20 Euro. "Bitte fügen Sie EUR 7,23 hinzu, um Ihren Einkauf abzuschließen." Und ich sage zu meiner inneren Dreijährigen: "Die haben auch Jesper Juuls Buch 'Aggression - warum sie notwenig ist' im Angebot". Natürlich verstehe ich das Prinzip Mindestbestellwert. Es nervt trotzdem!
Sushi und Miss Marple bei Amazon Prime Now
Ich packe zur Besänftigung noch die "Miss Marple"-DVD-Box in den Warenkorb. Dann muss ich noch in gefühlten 85 Schritten zig Nummern und Adressen bestätigen - auf dem Mobiltelefon irgendwie uncooles Gefrickel. Aber dann! Abgeschickt um 11:05, Auftrag eingegangen um 11:06.
Die Uhr läuft - und auf meinem Display erscheint Google-Maps, das mir die Entfernung zu "meinem" Amazon-Lager anzeigt. Pah, denke ich, dafür braucht man mit dem Auto eine Viertelstunde. Aber dann, und das hat mich wirklich beeindruckt, klingelt es auch schon. 11:30 Uhr, 24 Minuten nachdem ich meine Bestellung losgeworden bin. Der Go!-Bote joggt sogar meine zwei Stockwerke hoch. (Amazon soll mit zwei Berliner Botendiensten zusammenarbeiten.)
Drei Tüten stellt er ab und strahlt mich an: Ich bin Efthimios' erster Kunde. Es ist sein erster Tag. Wir machen zur Feier ein Selfie.
24 Minuten. Läuft, Amazon. Und jetzt Sushi.
