Man muss das Rad nicht neu erfinden, wenn das vermeintliche Optimum bereits erreicht ist. Nach diesem Motto müssen die Ingenieure bei Huawei vorgegangen sein, als sie das Matebook X Pro entwarfen. Denn würde man die subtilen Hersteller-Logos abkleben, ginge das Gerät bei jeder Straßenumfrage als farbiges MacBook durch. Trotzdem ist es dem Hersteller gelungen, ein wirklich gutes Windows-Notebook auf die Beine zu stellen – wie der stern-Test zeigt.
Die Ähnlichkeit zum Apple-Vorbild wird bei der Betrachtung des Gehäuses sofort deutlich. Das Matebook X Pro kommt mit einem schicken Magnesium-Gehäuse und mattem Blauton daher, ist gekonnt abgerundet und bringt rund 1,3 Kilogramm auf die Waage. Auf der Unterseite sieht es wirklich exakt aus wie ein Apple-Rechner, die Displayabdeckung ziert ein dezenter "Huawei"-Schriftzug. An den Seiten gibt es insgesamt vier USB-C-Anschlüsse (zwei davon unterstützen Thunderbolt 4) und einen Stecker für Kopfhörer.

Von Apple gelernt und gekonnt umgesetzt
Klappt man das Gerät auf, fällt sofort das riesige Touchpad auf, welches Huawei sogar bis zum unteren Gehäuserand aufgezogen hat und den Fingern damit viel Platz bietet. Die Tastatur erinnert ebenfalls an Apple, Huawei setzt auf riesige schwarze Tasten mit vergleichsweise viel Hub, die ein angenehmes Tippgefühl ermöglichen. Seitlich wurden sechs Lautsprecher platziert, die bei Filmen oder Spielen wirklich toll klingen.
Beim Einschalten wird der elementare Unterschied zu einem MacBook endlich deutlich: Beim Matebook X Pro handelt es sich selbstverständlich um einen Rechner mit Microsoft Windows. In Sachen Bildschirm setzt das Gerät auf ein 14,2-Zoll-Display mit einem qualitativ hochwertigen IPS-Panel. Die Auflösung beträgt 3120 x 2080, die Pixeldichte 264 PPI. Die maximale Helligkeit gibt Huawei mit 500 Nits an, die Bildwiederholrate liegt bei maximal 90 Hertz. Was die Bildqualität betrifft, kann sich das Matebook X Pro locker mit einem Apple-Rechner messen, zumal Huawei sogar auf eine Touch-Oberfläche setzt und das Gerät mit den Fingern bedienbar ist.
Anders als Apple baut Huawei bei der Hardware nicht auf eigene Lösungen, sondern nutzt einen Intel Core-i7-Prozessor der zwölften Generation (1260P) und eine Intel Iris Xe-Grafikkarte. Der verfügbare Arbeitsspeicher beläuft sich auf 16 Gigabyte, die schnelle SSD bietet ein Terabyte.
Ein echter Bürohengst – der nicht gerne spielt
Trotz der wirklich aktuellen Ausstattung gelingt Huawei mit dem Matebook X Pro kein Leistungswunder – zumindest, wenn es um grafisch aufwendige Anwendungen oder Spiele geht. Für alltägliche Aufgaben, Büroarbeit oder den gelegentlichen Spieleabend mit mittleren Grafikdetails ist das Gerät bestens gerüstet.
Im Leistungstest "PC Mark 10" erreicht das Matebook X Pro einen Score von 5617 Punkten. Damit liegt das Gerät laut Vergleichstabelle des Test-Anbieters weit über einem herkömmlichen Office-Laptop und etwas unter einem älteren Gaming-PC. Übersetzt: Bei arbeitsintensiver Software macht das Matebook X Pro so schnell nicht schlapp.
Wenn die Reserven doch mal knapp werden, lässt sich das Gerät sogar in einen Leistungsmodus versetzen – quasi eine "Turbo-Taste". Damit erreicht man in dem Alltags-Benchmark "PC Mark 10" allerdings keinen Bonus. Der Leistungsschub macht sich eher bei Spielen und entsprechenden Tests bemerkbar. So holt das Gerät im 3D-Mark-Test "Time Spy" im ausgewogenen Modus 1733 Punkte, mit Extra-Boost 1911. Vergleicht man das mit der Datenbank des Anbieters, bedeutet das übersetzt deutlich mehr Leistung als ein herkömmlicher Büro-Laptop, allerdings auch nur etwa ein Drittel dessen, was Spiele-Notebooks bieten. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass die üblicherweise sehr leisen Lüfter bei hoher Leistung ein wenig stören und der Rechner sich im "ausgewogenen Modus" hörbar am wohlsten fühlt.
Geht schnell leer – aber kommt schnell wieder zu Kräften
Der Turbomodus steht nur zur Verfügung, wenn das Kabel angeschlossen ist. Ansonsten hält das Gerät der Laufzeit zuliebe etwas Leistung zurück. Die Batterie misst 60 Wattstunden, was in Kombination mit einem Intel-Prozessor recht knapp bemessen ist. Bei voller Display-Helligkeit ist unter Last, also in Spielen, nach knappen zwei Stunden Schluss, den alltäglichen Office-Betrieb macht das Gerät etwa fünf Stunden mit. Verglichen mit einem Apple-Rechner ist das etwa die Hälfte – nicht gut.
Immerhin: Huawei legt dem Matebook X Pro ein Ladegerät mit 90 Watt bei. Damit ist der Akku in anderthalb Stunden komplett gefüllt, 80 Prozent Ladung erreicht das Gerät dank Schnellladefunktion in unter einer Stunde.

Die übrige Ausstattung ist wirklich rund: Das Huawei Matebook X Pro bietet einen Fingerabdrucksensor, einen biometrischen Scanner für das Gesicht, eine qualitativ ausreichende Webcam und vier USB-C-Anschlüsse, teils mit schneller Thunderbolt-4-Anbindung. Bei drahtlosem Internet setzt sich das Huawei sogar vor Apple und verbaut ein aktuelles Wi-Fi-6E-Modul von Intel.
Fazit: Das Huawei MateBook X Pro muss man sich leisten wollen
Das Huawei MateBook X Pro ist in erster Linie ein hübsches Design-Notebook, dem alltägliche Aufgaben und Büroarbeiten nichts ausmachen. Auch Videoschnitt oder Fotobearbeitung gehen mit dem Apple-Klon leicht von der Hand, während der Bildschirm über jeden Zweifel erhaben ist. Auch bei der Tastatur und dem Trackpad finden sich beim MateBook X Pro mustergültige Lösungen, die selbst Apple kaum besser hinkriegt.
Für Spiele eignet sich das Gerät aufgrund der schwachen Grafikkarte weniger, bei hoher Leistungsaufnahme stören die Lüfter etwas. Die Akkulaufzeit ist recht niedrig, einen ganzen Arbeitstag wird das Gerät nur im Ausnahmefall und bei gedimmtem Bildschirm schaffen. Mit einer Steckdose in Reichweite ist das aber kein Beinbruch, denn das Huawei MateBook X Pro lädt äußerst schnell auf.
Beim Preis wird es zumindest derzeit noch haarig. Denn Huawei verlangt für das MateBook X Pro 2200 Euro. Immerhin mit Zugaben. Wer direkt beim Hersteller ordert, erhält aktuell einen Monitor und einen Adapter im Gesamtwert von 500 Euro dazu (Stand: 25.11.2022). Achtung: Das gilt bei Resellern wie Amazon oder Media Markt nicht!
Der Preis macht es schwer, dem Gerät eine allgemeingültige Empfehlung auszusprechen. Selbst ein 14-Zoll MacBook Pro mit M1 Pro-Prozessor kostet weniger, von den Geräten mit 13 Zoll und M2-CPU ganz zu schweigen. Muss es unbedingt Windows sein, finden sich auf der Preisskala tolle Geräte wie das Lenovo Yoga 9i (hier im Test) oder das Microsoft Surface Studio (hier im Test), lange, bevor die 2200 Euro für das Huawei-Gerät erreicht sind.
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