Die Diskussion kennt jeder, der weniger Fernseher als Personen in der Wohnung hat: Wer darf bestimmen, was der große Screen zeigt? Dank Tablets und Streaming wurden die Diskussionen zwischen Pärchen, Geschwistern oder Mitbewohnern in den letzten Jahren zum Glück deutlich entzerrt. Will ich mein neues Lieblingsspiel auf der Playse weiterzocken, muss ich aber trotzdem die Blicke meiner hinter dem Tablet hervorblitzenden Frau ertragen, die lieber auf dem Fernseher ihre Serie schauen würde. Das macht mich eigentlich zur perfekten Zielgruppe des neuen Playstation Portal. Doch im Test konnte es mich trotzdem nicht überzeugen.
Dabei leuchtet die Idee sofort ein: Statt immer an den Fernseher gebunden zu sein, erlaubt es mir das Portal, meine Playstation 5 auch an jedem anderen Ort in der Wohnung zu benutzen. Das Design ergibt daher auf den ersten Blick Sinn: Das Portal sieht aus wie ein Dualsense-Controller, den man in der Mitte durchgeschitten hat – um dann ein 8-Zoll-Bildschirm dazwischen zu klemmen. So weit, so zweckmässig.
Alltagsfrust
Im Vergleich zu einer Switch wirkt das Portal zwar etwas klobiger. Allerdings ist die Idee auch nicht, es groß unterwegs zu benutzen: Anders als die Nintendo-Konsole ist die neue mobile Playstation keine vollwertige Konsole. Das Spiel wird weiter auf der PS5 berechnet und dann über das WLAN auf die Konsole gestreamt.
Das hat leider gleich mehrere Nachteile. Während die Switch auch im Handheld-Modus komplett verzögerungsfrei läuft, gibt es beim Portal immer einen winzigen Verzug, weil das Dargestellte erst von einem Gerät auf das andere übertragen werden muss. In langsamen Spielen ist das zwar nur minimal spürbar. Wird es aber hektisch, kommt es schnell zu Fehleingaben – etwa wenn man gestresst die Taste ein zweites Mal hämmert, weil das erste Drücken keine sofortige Reaktion zeigte. Wirbelt man die Kamera schnell durch die Gegend, fühlt sich die Verzögerung zudem an, als würde man sich durch Wackelpudding bewegen. Alles zieht etwas nach. Beim ersten Spielen wurde mir in der Folge sogar leicht übel, später trat das aber nicht mehr auf.
Noch viel nerviger ist es aber, wenn die Verbindung nicht stabil läuft. Und das kam viel zu oft vor. Aus mir nicht erklärlichen Gründen hat das Portal in meinem Heimnetz sogar direkt neben dem Router Probleme, eine schnelle und stabile Verbindung zu halten. Wenn die Geschwindigkeit einbricht, wird aber nicht nur das Bild immer pixeliger – wie man es etwa auch von Netflix-Streaming über eine zu langsame Leitung kennt. Die Darstellung, die Eingaben und selbst der Sound kommen dann ebenfalls immer verzögerter an. Regelmässig fror das Bild gleich sekundenlang ein. Und plötzlich starben meine Spielfiguren Tode, die ihnen sonst sicher nicht zugestoßen wären.
Verbindungsprobleme
Im Extremfall brach die Verbindung sogar ganz ein. Statt des Spiels gab es dann nur eine Fehlermeldung. Erst nach einem erneuten Verbinden ging es weiter. In Singleplayer-Titeln ist das nur etwas nervig, die Playstation pausiert das Spiel wegen des Kontaktverlust zum Controller einfach. In Onlinespielen ist es aber oft fatal: Weil das Spiel auch ohne mich weiterläuft, kann ich nur hoffen, dass gerade kein Gegner auftaucht. Und verliere entsprechend schnell den Spaß, wenn es dann doch passiert.
Woher die Probleme kommen, ließ sich leider nicht herausfinden. An der Wlan-Verbindung an sich liegt es nicht: Selbst wenn die Playstation per Kabel mit dem Router verbunden ist und ich mit dem Portal direkt neben diesem sitze, kam es regelmässig zu Verbindungsproblemen. Das heißt sicher nicht, dass jeder Kunde diese Probleme haben wird. Man sollte sich des Risikos allerdings bewusst sein.
Eine Verbindung von außerhalb des eigenen Wlans ließ sich im Test übrigens nicht herstellen. Das Portal versuchte es zwar auch über die Verbindung eines Smartphones immer wieder, brach dann aber letzlich immer ab. Über Netzwerke, die eine Zusatzeingabe verlangen, etwa öffentliche Hotspots, ließ es sich gar nicht zur Verbindung überreden. Vermutlich, weil das nötige Zustimmungsfenster einfach nicht abgerufen werden konnte.
Schöne Technik
Dabei ist die sonstige technische Umsetzung des Portals eigentlich sehr gelungen. Die Controller-Hälften liegen genausogut in der Hand wie das Original. So bietet das Portal auch die zahlreichen tollen Zusatzfunktionen, dank denen sich der Controller in unserem Test als das wahre Highlight der Playstation 5 herausstellte (hier erfahren Sie mehr). Das Portal unterstützt etwa die adaptiven Trigger, die auch auf weniger Druck reagieren und sogar Widerstand erzeugen können. Auch das tolle, hochsensible Vibrationssystem wurde übernommen. Unterstützte Spiele fühlen sich deshalb genauso an wie das Original.
Das 8 Zoll große Display kann sich ebenfalls sehen lassen. Zwar setzt Sony leider nicht auf die OLED-Technologie, das Bild ist mit 1080p-Auflösung und 60 Bildern die Sekunde aber schnackscharf und flüssig – wenn der Stream über das Netzwerk dann auch mal funktioniert.
...die leicht zu ersetzen ist
Dass ich mir gerade in Bezug auf die Verzögerung mehr erhofft hatte, hat einen einfachen Grund: Mit dem Streaming in die Wohnung erfüllt die Portal einen Einsatzzweck, für den man gar kein spezielles Gerät braucht. Mit der von Sony seit Jahren verfügbaren App "Playstation Remote" lassen sich die Games von PS5 und PS4 schon lange auf beliebige Smartphones, Tablets oder PCs streamen – ob mit Android, iOS oder Windows. Weil die Betriebssysteme auch alle den Dualsense-Controller unterstützen, braucht man nicht mal eine zusätzliche Anschaffung. Wer also ein beliebiges Tablet hat, muss sich eigentlich keine Portal kaufen. Zumal die App in meinem Test oft sogar eine stabilere Verbindung hatte. Damit verliert das Portal aber quasi jeden Mehrwert.
Und dafür kostet es schlicht zu viel: 220 Euro ruft Sony für das Portal ab. Das ist zu teuer für das Gebotene, schließlich zahlt man für eine komplette PS5 nur knapp das Doppelte. Klar, ein Dualsense-Controller kostet alleine schon 70 Euro. Mindestens einen hat man aber bereits bei der Konsole beiliegen. Selbst wenn man sich das Tablet also kaufen müsste, würde man für 220 Euro bereits ein ordentliches Gerät bekommen – das sich dann auch noch andere Zwecke nutzen lässt. Wer schon eines Zuhause hat, kann sich das Geld ohnehin sparen.
Schlicht frech ist Sonys Umgang mit kabellosen Kopfhörern. Das Playstation Portal unterstützt kein Bluetooth, stattdessen setzt Sony auf seinen eigenen Standard. Die mobile Konsole lässt sich deshalb nicht mit beliebigen Kopfhörern koppeln – sondern nur mit Sonys eigenen Pulse 3D. Die kosten mindestens 80 Euro extra. Immerhin: Per Klinkenstecker lassen sich auch Headsets anderer Hersteller anschließen, aber eben nur kabelgebundene.
Fazit: Erwartungen nicht erfüllt
Das Playstation Portal ist ein schick gestaltetes Gerät, das man trotzdem eigentlich kaum jemandem empfehlen kann. Das liegt alleine schon an den technischen Schwächen: Wenn sich Spiele immer nur verzögert spielen lassen und die Verbindung auch noch abbrechen kann, kommt einfach nicht dasselbe Gefühl aus, wie an der Konsole selbst. So toll der Screen und der Controller auch umgesetzt sind: Hier hätte Sony einfach mehr liefern müssen.
Noch schwieriger ist die Empfehlung, weil wohl kaum jemand das Gerät wirklich braucht. Schlielßlich kann man es mit beliebigen Tablet und dem mitgelieferten PS5-Controller ohne größere Verluste ersetzen.
Das Playstation Portal ist bereits im Handel uns kostet ab 219 Euro.
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