,,Stammessen eins, bitte» sage ich, und die kräftige Frau in weißer Schürze und Mütze klatscht mir eine Portion in das dafür vorgesehene Fach auf dem Plastiktablett.
Per Mensakarte zahle ich 3,60 Mark. Ich trage mein Mittagessen durch den Riesenraum, zwei Schulturnhallen würden locker darin Platz finden und setze mich auf einen der wenigen freien Plätze.
Schlecht ist das Essen in der Mensa 2 normalerweise nicht. Aber auch nicht immer gut, weswegen die Untersuchung des Focus, der 1996 diesen Esstempel zum besten unter 20 deutschen Unimensen gekürt hat, immer noch für Spott am Mittagstisch sorgt. Richtig gemütlich ist es hier nicht, und die weißen Plastiknäpfe machen die Mahlzeiten in der Mensa 2 auch nicht gerade zu einem Fest der Essästheten. Die Physiker und andere Naturwissenschaftler, die hier mittags vorwiegend anzutreffen sind, scheint's nicht zu stören. Kleiner, feiner, aber auch sehr viel teurer ist die Hüfferstiftmensa. Sie liegt im obersten Stockwerk eines der Fachhochschulgebäude und hat eine tolle Terrasse mit Blick über Münster. Im Sommer muss man sich daher oft um einen Sitzplatz draußen streiten. Täglich sollte man jedoch nicht dort essen, denn die Hüfferstiftmensa hat einen Wochenspeiseplan, und nach dem dritten Tag hängen einem selbst die leckersten Spaghetti Bolognese aus dem Hals raus.
Ein wenig Abwechslung braucht der Mensch, gut also, dass seit letztem Semester die Mensa 1, malerisch am Erholungstümpel Münsters, dem Aasee, gelegen, wieder geöffnet hat. Eineinhalb Jahre lang ist sie umgebaut worden, mit Solaranlage auf dem Dach und Schnitzelmaschine in der Küche. Und: Es hat sich gelohnt.
Legendär waren zuvor die Partys, bei denen die sonst eng zusammenstehenden uralten Tische und Stühle beiseite geräumt wurden und zu mittelmäßiger Musik so getanzt wurde wie einst in Dorfturnhallen. Legendär ungenießbar aber das Essen: Das Stammgericht kam schon fertig auf dem Tablett einen Paternoster heruntergefahren und kühlte sich auf seiner Reise regelmäßig kräftig ab.
Partys gibt es jetzt keine mehr in der Mensa 1, dafür sind Räume und Möbel viel schöner und das Essen sehr viel besser geworden. Die Küchenhelferinnen packen einem das Mittagessen auf richtige Teller und Schüsseln. Da schmeckt's doch gleich viel besser. Nur die Orientierung, an welchem Stand es denn das gewünschte Essen gibt, ist schwieriger geworden. So mancher Vegetarier ist schon aus Versehen in der Hackfleischschlange gelandet.
Wo man seine Nahrungsmittel zu sich nimmt, in der Mensa 1 oder 2, ist quasi eine Distanz- oder ästhetische Frage, denn in beiden wird weitgehend nach der gleichen Speisekarte gekocht. Ob es sich lohnt, hinzugehen, kann man zu Hause im Internet unter www.nadann.de nachsehen.
Und weil auch das Studentenwerk, das die vier Mensen und neun kleineren Erfrischungsräume der einzelnen Institute betreibt, Geld verdienen muss, hat es gleich auch noch ein neues Café namens ,,Uferlos» mit Aaseeterrasse, oder anders gesagt, einen ,,Erlebnis-Gastronomie-Komplex auf zwei Ebenen«, im Gebäude der Mensa 1 eingerichtet. Das Café, das im September eröffnet wurde, können auch Nichtstudenten besuchen. Es ist wirklich sehr nett eingerichtet und soll auch bald für Partys zur Verfügung stehen. Außerdem ist der Kaffee nicht teuer.
Und wem das ewige Regenwetter und Münster überhaupt auf den dem Milchkaffee beiliegenden Keks geht, muss nur die Treppe zum ersten Stock hochsteigen. Und sich im Reisebüro neben dem Kopierladen eine Reise buchen. Zum Beispiel nach Istanbul. Für 407 Mark. (tt)