privatunis Bucerius Law School

Hochschule für die Elite

Die Zeiten sind vorbei, als Jura-Studenten von der Berufung zum Richter, Staatsanwalt oder gar Notar träumten. Wirtschaftsjuristen sind gefragter denn je: International denkend, ökonomisch versiert. Doch dafür rüstet die Ausbildung an staatlichen Universitäten kaum. Schon seit einiger Zeit bieten daher Fachhochschulen erfolgreich Studiengänge zum »Diplom-Wirtschaftsjuristen (FH)« an - auf jeden Studienplatz kommen angeblich zehn Bewerbungen, meist verpflichten Großunternehmen die frisch examinierten Studenten. Doch die FH-Juristen können ohne die beiden Staatsexamina nicht Anwalt werden, auch eine Promotion ist schwierig.

Am 1. Oktober 2000 begann daher der erste Jahrgang an der ersten privat geführten rechtswissenschaftlichen Hochschule Deutschlands. Die »Gerd Bucerius Law School« möchte mit ihrer Ausbildung alle Möglichkeiten offenhalten, trotzdem aber den veränderten Anforderungen an die Juristen von heute gerecht werden. Ein Schwerpunkt liegt daher auf Wirtschaftsrecht. Die Ausbildung soll »international, praxisnah, leistungsorientiert« ablaufen - allerdings nur für die besten Studenten. Immerhin sind die dann schon nach 11 Trimestern - 3 1/3 Jahren - soweit, dass sie das erste Staatsexamen ablegen können.

Bei der Law School nimmt man kein Blatt vor den Mund: Dort verstehen sie ihre Schule als eine Universität für die zukünftige Elite. Ins Leben gerufen wurde das ehrgeizige Projekt von der finanzstarken ZEIT-Stiftung - die die Hochschule nach ihrem Stifter, dem verstorbenen Herausgeber der »ZEIT« und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Gerd Bucerius, benannt hat. Schon zum Start besitzt das Modell eine hohe Anziehungskraft: Rund 400 Abiturienten aus ganz Deutschland hatten sich für die 100 Plätze im ersten Jahrgang beworben. Die ZEIT-Stiftung garantiert, dass alle, die den Aufnahmewettbewerb erfolgreich bestanden haben, trotz der jährlichen Gebühren von 15.000 Mark zum Zuge kommen. Die Law School stellt Finanzierungshilfen bzw. Teilstipendien zur Verfügung.

Jungiusstraße 6 20355 Hamburg Telefon 040-30 706-0 Fax 040-30 706-105 E-Mail:info@law-school.deURL:www.law-school.de

Jura-Studium an der Uni: »Eine Farce«

Seit Oktober 2000 studieren hundert Nachwuchsjuristen an der neu gegründeten »Gerd Bucerius Law School«. Der Hamburger Max Foster (22) gehört dazu: Er hat bereits drei Semester Jura an der Hamburger Universität studiert - war dort allerdings überhaupt nicht zufrieden. Von der Law School erhofft er sich mehr Inspiration...

Sie haben schon drei Semester Jura an der Uni Hamburg hinter sich. Weshalb wollen Sie nicht dort zu Ende studieren?

»Schon 1998 wollte ich mich eigentlich an der Law School bewerben - damals wusste ich nicht, dass das erst im Oktober 2000 losgeht. Der Grund für den Wechsel: Die Art und Weise, wie Jura an der staatlichen Universität unterrichtet wird. Das ist in meinen Augen eine Farce.«

Weshalb?

»Das ist ein abendfüllendes Thema Es wird als pure Geisteswissenschaft unterrichtet - dabei ist Jura in meinen Augen eher eine Sozialwissenschaft! Dann das Fallstudium: Die Fälle, die an der Uni behandelt werden, sind absurd und viel zu abstrakt. Es fehlt der Praxisbezug. Ich habe mich eher als notwendiges Übel für die Professoren empfunden. Die leben für die Forschung, nicht für die Lehre, haben uns einfach ihre Lehrbücher vorgelesen und sich gar nicht bemüht, die Seminare interessant zu gestalten. Das Studium an der Uni hat mich einfach abgeschreckt: Ich habe nämlich nicht vor, Richter oder Anwalt zu werden, sondern möchte nach dem ersten Staatsexamen im Bereich Kultur- und Medienmanagement arbeiten.«

Haben das Ihre Kommilitonen genauso gesehen?

»Auch wenn ich mit meiner Ansicht nicht alleine bin - eher nein. Viele studieren Jura, weil es der Papa schon gemacht hat, oder weil Jura ja immer ganz gut ist, oder weil man mit Jura am meisten Geld verdienen kann. Ich meine ja nicht, dass man schon zu Beginn hundertprozentig wissen sollte, was man vorhat - aber eine grobe Richtung wäre schon nicht schlecht. Und die habe ich bei den meisten vermisst. An der Law School dagegen studieren wirklich engagierte Leute, die auch hinter ihrem Fach stehen.«

Also eine gute Alternative zum herkömmlichen Jura-Studium?

»Auf jeden Fall. Mir gefällt, dass Jura nach dem amerikanischen Vorbild vermittelt wird, zumal ich sowieso überlegt hatte, in den USA zu studieren. Außerdem sind die Leute, die hinter der Law-School stecken, wirklich seriös - die ZEIT-Stiftung beispielsweise.«

Sie haben gerade erst den Aufnahmetest hinter sich. Wie lief der denn ab?

»Nach der schriftlichen Bewerbung kam ein schriftlicher Aufnahmetest mit Multiple Choice-Fragen. Zum größten Teil war das so etwas wie ein IQ-Test, bezogen auf Logik und abstraktes Denken. Danach folgte ein längerer mündlicher Aufnahmetest - in einer Runde von vier Bewerbern musste jeder fünfzehn Minuten zu einem Thema referieren und nachher darüber diskutieren. Ich habe mich mit der Frage beschäftigt, ob das Phänomen der «Generation Ich», der Individualisierung der Gesellschaft, nur ein generationenspezifisches ist oder doch eines, was die gesamte Gesellschaft betrifft. Nächster Punkt war dann ein Essay zu einem Thema. Ich hatte die Frage «Sind Schulnoten sinnvoll?» zu beantworten. Danach kamen zwei weitere Einzelgespräche und zuletzt eine Gruppenarbeit zum Thema Einwanderungsgesetz.«

Ab Oktober studieren Sie jetzt an einer Elitehochschule.

»Von der Wortwurzel, der ursprünglichen Bedeutung des Wortes «Elite» her gesehen: Ja. Allein deshalb, weil ja eine Auswahl stattfindet. Ob es nun wirklich eine Elithochschule ist oder nicht, weiß ich nicht. Was mich wie gesagt fasziniert, sind die Leute, die ich beim Aufnahmetest getroffen habe.«

Man kann sie sicher mit Eliteschulen wie der European Business School oder der WHU in Koblenz vergleichen, oder nicht?

»EBS und WHU kommen mir vor wie Kaderschmieden. Ich kenne Leute, die da studieren und finde die Schulen als solche nicht sympathisch, würde dort nicht studieren wollen. Bei der Law School in Hamburg wird wirklich erst nach dem ganzen Aufnahmetest, nachdem man aufgenommen worden ist, übers Geld gesprochen. Studenten, die Bafög erhalten, wird sowieso pauschal die Hälfte der Gebühren erlassen. Außerdem kann man die Gebühren auch erst nach Beendigung des Studiums zahlen, indem man der Schule dann für einen bestimmten Zeitraum acht Prozent des Einkommens überlässt.«

Florian Neuhann

Ziel der Ausbildung

Juristen für das globale Zeitalter rüsten - nicht für die Jobs in Verwaltung und Justiz, sondern in der Wirtschaft bei Kanzleien und Konzernen.

Fachrichtung, Abschlüsse

- Bachelor of Law (LL.B), im Anschluss daran das Erste Juristische Staatsexamen

- Promotionsstudium

- Geplant: Master of Law-Studiengang (LL.M.)

Studiendauer

Neun Trimester bis zum Bachelor of Law und elf Trimester bis zum Ersten juristischen Staatsexamen.

Auslandstrimester

Ein Auslandsabschnitt im Studium ist Voraussetzung für den Abschluss. Die Law School bietet den Studierenden einen Aufenthalt an Partneruniversitäten in den USA, Kanada, Argentinien, England, Frankreich, Spanien, Neuseeland, Australien, China, Hongkong und Südafrika an.

Praktika

Praktika in Kanzleien, Unternehmen, Verbänden, staatlichen Verwaltungen und internationalen Organisationen sind Bestandteil des Studiums. Für Kontakte zur Berufspraxis sorgt ein eigenes »Career Office«. Zusätzlich zu den Professoren fungieren erfahrene Praktiker als Dozenten.

Besonderheiten des Studiums

Die Studenten werden auch in der Präsentation ihrer Argumente ausgebildet. Die Law School ermuntert sie zu einem Studium generale, einem breiten Wissensfundus in allen Bereichen. Schwerpunkte liegen auf »Wirtschaft und Recht« sowie auf »europarechtlichen und rechtsvergleichenden Lehrveranstaltungen«. Organisiert ist das Studium nach dem Vorbild des anglo-amerikanischen Systems - so wird es in Trimester unterteilt. Jede Lehrveranstaltung schließt mit einer Prüfung ab.

Größe der Universität

Zehn hauptamtliche Professoren, 100 Studenten in einem Jahrgang. Geplant sind insgesamt 400 Studierende und Doktoranden.

Studiengebühren

2.650 Euro pro Trimester; BAFöG-Empfänger erhalten ein 50%-Stipendium der ZEIT-Stiftung.

Folgende Finanzierungshilfen bietet die BLS an:

1. BAFöG-Studenten erhalten ein Stipendium über die Hälfte der Gebühren.

2. Umgekehrter Generationenvertrag: Die Studiengelder werden von einem Fonds übernommen, der Student zahlt nach Eintritt ins Berufsleben für einen festgelegten Zeitraum einen bestimmten Teil seines Einkommens zurück.

3. Zinsgünstige Dahrlehen werden über die Hamburger Sparkasse vermittelt und müssen erst nach Berufseintritt zurückgezahlt werden.

Aufnahmebedingungen, Voraussetzungen

Abitur (kein bestimmter Numerus Clausus, doch die Abi-Note geht in das Endergebnis mit ein), gutes Ergebnis im TOEFL (Test of English as a Foreign Language). Erste Runde: Schriftlicher Auswahltest mit Aufgaben zu analytischem und logischem Denken, zum Umgang mit verschiedenartigen, komplexen Informationen und zu sprachlicher Genauigkeit (Beispiele auf der Internetseite). Zweite Runde: Mündlicher Auswahltest mit Gruppendiskussionen, Interviews - eintägiges Assessment Center.

Vor Ort

Hamburg: Mitten in der Stadt, im Uni-Gebäude an der Marseiller Straße.

Wer dahinter steckt

Trägerin der Law School GmbH ist die »ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius«. Die Law School verzichtet konsequent auf finanzielle Unterstützung durch den Staat. Ein Drittel der Kosten soll über das Studiengeld hereinkommen, ein weiteres Drittel durch die ZEIT-Stiftung, der Rest durch Sponsoren aus der Wirtschaft.

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