Offenbar hatten Kunden von Berger-Wild schon seit fünf Jahren verdorbene Ware reklamiert. Das geht nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) aus einer firmeninternen Reklamationsliste hervor, die dem Sender vorliegen soll. Die belieferten Kunden hätten die Ware an Berger-Wild zurückgeschickt. Insgesamt habe es sich um rund 500 Kilogramm gehandelt. Zugleich bestätigte das bayerische Umweltministerium, dass Berger-Wild bereits seit 1995 immer wieder gegen die Vorschriften verstoßen hat.
Betrug mit System
Außerdem geht aus einer firmeninternen E-Mail des Fleischlieferanten hervor, dass in dem Berger-Betrieb in Ortenburg bei Passau offenbar schon 2001 illegale Machenschaften abliefen. In der Mail vom 7. November 2001 gehe es um eine Wildlieferung von "1780 Hennen", vermutlich Fasanen, aus Osteuropa. Sie sollten zwischen Freitagmittag und Sonntagabend in Ortenburg verarbeitet werden, um die Veterinärkontrollen zu umgehen.
Die Nummer der Hotline
Hinweise nimmt das das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit unter www.bvl.bund.de/tipp entgegen oder telefonisch zum Ortstarif unter 01888/413-3555.
Wörtlich soll in der Mail stehen: "Wenn sie (die Veterinäre) am Montag wissen wollen, wo die Vögel hingekommen sind (wenn sie über die Einfuhr überhaupt Bescheid wissen), sagen wir, die schlecht geschossenen haben wir für Schleppwild eingefroren, der Rest wurde bereits verkauft. Wir können ja Lieferscheine auf unsere Wildhändler ausstellen. Die haben alle keine EU-Nummern und ein gutes Verhältnis zu ihren Veterinären."
Hotline für Gammelfleisch
In der Hffnung ähnliche Fälle zu vermeiden, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) jetzt Verbraucher und Mitarbeiter von Firmen zu anonymen Hinweisen auf mögliche Skandale aufgerufen. Das Amt hat dafür eine Telefon- Hotline und eine eigene Internetseite eingerichtet. So sollen Bürger besser Verstöße gegen das Lebensmittelrecht und ihren Verdacht auf Gammelfleisch-Fälle melden können. Das Amt hatte sich angesichts der zahlreichen Skandale in den vergangenen Wochen zu diesem Schritt entschlossen.
Wie das BVL betonte, sollten die gemachten Angaben vor Ort nachprüfbar oder anderweitig zu belegen sein. Unterdessen haben Lebensmittelkontrolleure in Hamburg und Hessen große Mengen Wildfleisch der bayerischen Firma Berger sichergestellt. Wie das hessische Umweltministerium berichtete, wurden bislang 9,8 Tonnen Wild im Groß- und Einzelhandel gefunden. Davon seien sieben Tonnen an die Firma Berger zurück geschickt und 2,8 Tonnen beschlagnahmt worden. Von 78 genommenen Proben hätten 22 eine mangelhafte Fleischqualität ergeben. Die Hamburger Behörden konnten nach eigenen Angaben bislang 105 Kartons mit tiefgefrorenen Hasenkeulen sicherstellen.