Der Strand in St. Peter-Ording in Nordfriesland gehört zu den schönsten in ganz Deutschland. Der Sand ist dort weiß, das Meer rau. In den Sommermonaten reihen sich an Land die Strandkörbe dicht an dicht wie im Wasser die Surfer. Aber die absoluten Wahrzeichen des Küstenabschnitts sind die legendären Pfahlbauten. Sie sind St. Peter-Ordings Alleinstellungsmerkmal und wahre Touristenmagneten. Die wohl beliebteste Anlaufstation ist die Strandbar 54 Grad Nord. Aber nicht mehr lange, denn der Abriss des Baus ist beschlossene Sache.
Der Grund: Das Meer wandert jährlich Meter um Meter weiter den Strand hinauf. Der Pfahlbau steht bei Flut schon jetzt ständig im Wasser. Das greift die Holzpfähle an, sorgt aber auch dafür, dass der Bau an Standfestigkeit verliert. Denn durch die Meeresströmung wird der Sand um die Pfähle weggespült, es entstehen sogenannte Verkolkungen. An Ort und Stelle hat der Pfahlbau keine Zukunft mehr, er hat dem näherrückenden Meer zu wenig entgegenzusetzen.
Strandbar wird nach hinten versetzt
Was bleibt, ist der Abriss. Die Geschichte der Strandbar 54 Grad Nord wird damit aber nicht enden. Denn der Bau wird an anderer Stelle neu errichtet. Um 230 Meter soll der Pfahlbau zurückversetzt werden, wie der Bauausschuss der Gemeinde St. Peter-Ording am Montagabend beschloss, die SHZ berichtete.
Jährlich nähert sich das Wasser dem Deich um etwa acht Meter. Folgt man aktuellen Berechnungen auf Grundlage der Veränderungen der vergangenen fünf Jahre, wäre der Pfahlbau am neuen Ort voraussichtlich 20 Jahre sicher und die Standhaftigkeit gewährleistet. Der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein hatte sich daher für die Stelle ausgesprochen, die Gemeinde folgte dem Vorschlag. Überlegungen, die Bar nur um vorsichtige 40 Meter zu versetzen, wurden damit ad acta gelegt.
Erster Pfahlbau 1911 errichtet
Die Kult-Strandbar ist nicht der erste Bau, der fallen muss. Immer wieder war das Versetzen der Bauten in der Vergangenheit nötig gewesen. Im vergangenen Jahr rückten die Bagger an dem Nordseestrand an, um drei der Stelzbauten abzureißen. Die Bauten waren schlichtweg zu alt geworden, um den Witterungsbedingungen standhalten zu können. Damit wiederholte sich die Geschichte. Denn das Toilettenhaus und die Hütte, welche die Strandaufsicht nutzte, waren in den 60er- und 70er-Jahren selbst als Ersatz für Pfahlbauten errichtet worden, die weiter vorne im Meer ihren Standort hatten. Der neue Mehrzweckbau hat nun noch ein Stück weiter im Landesinneren seinen neuen Standort.
Die Bauten auf Pfählen aus Lärchenholz gehören in St. Peter-Ording seit mehr als 100 Jahren fest zum Strandbild. Die hölzernen Strandhütten sind eines der Wahrzeichen und Postkartenmotive an der Nordseeküste. Im Jahr 1911 öffnete das erste Haus auf Pfählen seine Türen. Die "Giftbude" war damals gebaut worden, um die Besucher strandnah mit Speisen und Getränken zu versorgen. Der Name leitete sich vom norddeutschen "wat geev" ab und wies darauf hin, dass es dort eben "etwas gibt".

Weitere Pfahlbauten mit Umkleiden und Toiletten sowie für die Strandaufsicht folgten. Heute stehen 13 der Stelzbauten entlang des Strandes, fünf davon sind Restaurants. Die "Giftbude" gibt es schon lange nicht mehr. Schon 1935 wurde sie zum Opfer der Meeresgewalt, als eine Sturmflut sie einriss. Ein Revival bekam die Hütte vier Jahrzehnte später, als an gleicher Stelle ein neuer Bau auf Stelzen errichtet wurde.
Wann die Strandbar abgerissen wird, steht noch nicht fest. Allzu bald wird das aber voraussichtlich nicht passieren. Auch im nächsten Jahr soll man dort - Stand jetzt - noch einkehren können.
Quellen: SHZ, Kieler Nachrichten, SPO