Mäusekot, Käferbefall, Schimmel, Dreck: Seit Jahren herrschen in Bayerns Großbäckereien ekelerregende Zustände. Das zeigt zumindest ein Kontrollbericht der bayerischen Lebensmittelbehörde. Die Non-Profit-Organisation "Foodwatch" hat die Berichte nun erstmals öffentlich gemacht. Von den zum Teil katastrophalen hygienischen Zuständen wissen die Verbraucher bis heute nichts.
Den Report veröffentlicht "Foodwatch" unter dem Namen "Bayerisches Brot" und beschreibt darin die schockierenden Zustände. Aber was genau sind die Missstände eigentlich? Im "Feinen Weihnachtsgebäck" einer Großbäckerei entdeckten Kontrolleure Nagerkot, Haare und Fraßspuren. An anderer Stelle tropfte Kondenswasser auf Kuchen, in einem Raum schimmelte es. In einer anderen Bäckerei krochen Käfer durchs Mehl und hinterließen dabei ihre Spuren. Auch Kunden beschweren sich immer häufiger bei öffentlichen Kontrollstellen. Ein Kunde fand sogar einen Fremdkörper in einem Brötchen. Das bayerische Landesamt LGL identifizierte diesen später als "Kotpille eines Kleinsäugers". Aber auch "eingebackene Schaben" waren keine Seltenheit.
Foodwatch fordert Transparenz
Normalerweise werden diese Kontrollergebnisse nicht veröffentlicht. Foodwatch hat aber über das sogenannte Verbraucherinformationsgesetz (VIG) die Herausgabe bei den zuständigen Behörden beantragt. Zu acht der größten bayerischen Bäckerei-Unternehmen hat Foodwatch nun Informationen veröffentlicht. Es geht um die Unternehmen Bachmeier, Der Beck, Heinz, Hiestand, Höflinger, Hofpfisterei, Ihle und LSG.
Zwei der drei besonders betroffenen Bäckereien erklärten inzwischen, dass sie die Mängel umgehend beseitigt hätten. Man habe alle Beanstandungen der Kontrollbehörden unverzüglich abgestellt, teilte die schwäbische Bäckerei Ihle aus Friedberg bei Augsburg mit. "Wir möchten uns bei unseren Kunden für die Verunsicherung durch die Fälle in der Vergangenheit entschuldigen." Die Erlanger Bäckerei "Der Beck" mit rund 150 Filialen in der Region betonte, es sei nie verschimmeltes Brot an Filialen geliefert worden.
Kritik müssen natürlich die Bäckereien einstecken, aber auch die Behören. Die Lebensmittelüberwachung sei zu lasch, es brauche eine Neuausrichtung, so Foodwatch. Zudem fordert die Organisation, dass Behören dazu verpflichtet sein müssen, alle Ergebnisse der amtlichen Kontrollen zu veröffentlichen. Nur so fühlen sich die Betriebe dazu gezwungen, Hygieneregeln einzuhalten. Eine rechtliche Grundlage gibt es dazu bislang nicht.
Die Zustände wie sie in Bayern vorgefunden wurden, sollen angeblich keine Ausnahme sein. Jedes Jahr wird jeder vierte kontrollierte Lebensmittelbetrieb in Deutschland beanstandet - vor allem wegen Hygienemängeln.
In Dänemark ist man mit solchen Kontrollen schon weiter. Dort müssen Kontrollergebnisse an der Eingangstür aushängen - zudem sind die Prüfberichte im Internet einsehbar. Das schafft Transparenz und Vertrauen beim Kunden. Etwas, was dem Verbraucher – zumindest in den Großbäckereien – abhanden gekommen sein dürfte.
