Österreich Shitstorm wegen Billigschnitzel – Möbelhaus verspricht massive Änderungen

Schnitzel, ein Klassiker der österreichischen und deutschen Küche
Schnitzel, ein Klassiker der österreichischen und deutschen Küche
© Barish Baur / Getty Images
In den hausinternen Restaurants der Möbelkette XXXLutz gab es XXL-Schnitzel zum Sparpreis – allerdings ohne Angabe, woher das billige Fleisch hierfür kam. Für viele Kunden ein No-Go.

Die meisten von uns erinnern sich vermutlich an die Zeit, Anfang der 2000er, als alles möglichst billig und möglichst groß sein musste. XXL-Restaurants schossen überall aus dem Boden, wo sich glückliche Besucher, selten erfolgreich, am Vertilgen absurd gigantischer Burger, Steaks oder Schnitzel versuchten. Im Fernsehen wurde Thomas "Jumbo" Schreiner, der solche Mahlzeiten gern mal testete, zur Kultfigur. Und damals begannen auch Möbelhäuser und Baumärkte, XXL-Schnitzel in ihren hausinternen "Restaurants" anzubieten. Vielen Kunden gefiel das.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Die viel zu großen Portionen von damals wirken heute dekadent, die günstigen Preise lassen die Menschen eher an der Qualität der verwendeten Zutaten zweifeln. Viel hilft viel? Offenbar nicht mehr. Das musste nun auch ein Möbelhaus erfahren, dass – das muss fairerweise anerkannt werden – das "XXL" im Namen trägt: XXXLutz.

Qualität ist vielen wichtiger als Quantität

In Österreich sah sich die Möbelkette einem waschechten Shitstorm ausgesetzt, als in den dortigen Restaurants ein großes Schnitzel für magere 2,99 Euro angeboten wurde. Und der Ärger kam gleich von zwei Seiten: Die österreichischen Bauern schimpften, dass so billiges Fleisch niemals regional sein könne und deshalb zu Kampfpreisen aus dem Ausland und vermutlich aus zweifelhafter Herstellung erworben worden sein müsse. Von der anderen Seite empörten sich Tierschützer, denn mit diesem Angebot würde deutlich gemacht, wie wenig man hochwertiges Fleisch schätze und dass man für einen guten Preis Tierleid und Quälerei akzeptiere.

Immerhin neun Millionen Kunden besuchen die österreichischen XXXLutz-Restaurants jährlich, machen also einen signifikanten Teil der Einnahmen aus. Und offenbar möchte man diese Kundschaft nicht verschrecken – denn statt eines neuen Kampfpreises fürs Schnitzel gibt das Möbelhaus nun ein Versprechen ab: Es will das Schweinefleisch, das es in Österreich anbietet, nur noch in Österreich kaufen. Und Schweinefleisch macht bei dem Möbelriesen ganze 80 Prozent des kulinarischen Angebots aus.

Kunden legen mehr Wert auf Produktherkunft

Der Preis für Schnitzel stieg durch die Umstellung um 60 Cent an. Besonders gut ist die Qualität damit wohl noch nicht: Wer Schweinen aus Österreich weniger Tierleid zugestehen wolle, müsste ca. zwei Euro mehr zahlen, so der "Standard".

In Österreich tobt derzeit auch abseits der Möbelhaus-Restaurants eine hitzige Diskussion um die Herkunft von Zutaten: Während Bauern, Tierschützer und viele Kunden eine strengere und deutliche Herkunftsangabe von Fleisch, Eiern oder Milchprodukten fordern, sperren sich Gastronomen und Wirte dagegen. Das würde der ohnehin durch Corona gebeutelten Branche noch zusätzliche Kosten und mehr Bürokratie bescheren, heißt es.

Die Frage ist, wie wichtig die Qualität der Produkte den Kunden letztlich wirklich ist – denn die entscheiden, welche Gaststätten sie in Zukunft besuchen, und welche nicht.

Quelle:  "Der Standard"

wt

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