Steigende Kosten für Lebensmittel Diese Britin hat sich ausschließlich von Konservendosen ernährt und gibt nun Tipps für Low-Budget-Essen

Jack Monroe weiß, wie man aus Konserven köstliche Mahlzeiten zaubern kann
Jack Monroe weiß, wie man aus Konserven köstliche Mahlzeiten zaubern kann
© Instagram/jack_monroe
Jack Monroe ernährte sich monatelang fast nur von Konservendosen, sie hatte nicht genug Geld zur Verfügung. Jetzt, wo in Großbritannien die Inflation und damit die Lebenshaltungskosten zuletzt enorm gestiegen sind, gibt sie Tipps, wie man sparsam gute Mahlzeiten zubereiten kann.

Die Foodjournalistin und Aktivistin Jack Monroe weiß wovon sie spricht, wenn sie auf den Missstand in britischen Supermärkten aufmerksam macht. Sie hatte ein geregeltes  Einkommen, musste aber ihren Job 2012 kündigen, da sie alleine ihren Sohn großzog. Job und Kind waren nicht mehr zu vereinbaren. Es folgte ein Abstieg in die Armut. Viele hundert Bewerbungen endeten in Absagen. Sie versuchte ihren Sohn und sich über Wasser zu halten und Mahlzeiten zuzubereiten, die so günstig wie möglich waren. Sie hatte dafür 12 Euro zur Verfügung, pro Woche. Heute geht es vielen Briten ähnlich.

Nie zuvor war die Inflation in Großbritannien so hoch wie heute: Der Verbraucherpreisindex (VPI) für die Inflation ist im Dezember auf 5,4 % gestiegen, das ist der höchste Stand seit fast 30 Jahren. Und er lässt sich direkt auf den Anstieg der Lebensmittelpreise übertragen. Jack Monroe macht in einem Beitrag beim "Guardian" darauf aufmerksam wie absurd die Preiserhöhungen tatsächlich sind.  

Preissteigerung um 141 Prozent

2012 kosteten 10 Brühwürfel aus der Basics-Reihe von Sainsbury 10 Pence (14 Cent). Im Jahr 2022 kosten dieselben Brühwürfel 39 Pence (47 Cent), sind jedoch nur in Huhn oder Rindfleisch erhältlich. Die billigsten Gemüsebrühwürfel kosten 1 Pfund (1,20 Euro) für 10 Stück. Im vergangenen Jahr kostete die Smart-Price-Pasta, die Monroe in ihrem örtlichen Supermarkt holte, 29 Pence (35 Cent) für 500 g. Heute sei dieses Produkt nicht mehr verfügbar, dafür eine andere Marke, die 70 Pence (84 Cent) kostet. Eine Preiserhöhung also von 141 Prozent für das gleiche Produkt. Für viele Menschen ist das existenzgefährdend. Kein Wunder also, dass landesweit die Zahl der Tafelbesucher nach Angaben der Organisation Trussell Trust, die die Tafeln verwaltet, stieg. Von 26.000 im Jahr 2009 auf mehr als 2,5 Millionen im vergangenen Jahr.

Jack Monroe machte aus ihrer Not eine Tugend: Sie veröffentlichte ihre Low-Budget-Rezepte auf einem Blog, woraus später mehrere Kochbücher entstehen sollten. Unter anderem das Kochbuch "Tin can cook", das 2019 erschien. Monroe ist eine Expertin darin geworden, mit wenig Geld gesunde Mahlzeiten zuzubereiten. Sie verwendet ausschließlich billige und einfache Zutaten in ihren Gerichten. "Ich fange von jeder Zutat mit der schlechtestmöglichen Version an und mache etwas Leckeres daraus. Wenn Sie es sich dann besser leisten können, wird das Rezept noch schöner – aber wenn Sie es nicht können, und viele Leute können es nicht – ist das in Ordnung. Ich wollte, dass sich die Leute dafür etwas weniger schämen", sagt Monroe der "BBC"

Ein Teelöffel Zahnpasta zum Abendessen

In den 18 Monaten ihrer Arbeitslosigkeit ernährte sich Monroe und ihren Sohn hauptsächlich mit Konservendosen. "Wenn Sie mit Dosen kochen, versuchen Sie, etwas Vertrautes zu kreieren“, sagt Monroe. "Dinge wie Linsen-Bolognese beispielsweise. Anstelle von Hackfleisch, können Sie halb Hackfleisch, halb Linsen aus der Dose verwenden."  Wem Olivenöl zu teuer ist, der kann auch Pflanzenöl benutzen, um den Salat zu verfeinern. Und wer gern Risotto isst, kann den günstigen normalen Reis nehmen, oder aber Milchreis. 

Mittlerweile schreibt Monroe seit über 10 Jahre zu genau solchen Themen, sie unterstützt und berät Tafeln, einige ihrer Kochbücher liegen dort auch aus. Sie hat zu mehreren parlamentarischen Untersuchungen ausgesagt, zahlreiche Petitionen geführt, wurde zum Schulernährungsplan und zur nationalen Ernährungsstrategie konsultiert. Auf Twitter wurde sie erst kürzlich von einem älteren Mann angeschrieben. Dieser gestand, dass er einen Teelöffel Zahnpasta zum Abendessen gegessen hatte, um sich vorzumachen, er hätte etwas gekaut, geschluckt, geschmeckt und verdaut. Es sind genau diese Schicksale auf die Monroe aufmerksam machen möchte, damit sich auch etwas in der Politik ändert.

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