stern.de hat sich für Sie auf dem Kochbuchmarkt umgesehen und eine Auswahl getroffen: die schönsten Klassiker, Bücher, die ein besonderes Konzept verfolgen, Bücher, mit denen Sie wirklich kochen lernen.
Cotta's Kulinarischer Almanach
Ungewöhnlich genug: Der "Kulinarische Almanach", der bereits zum 16. Mal erscheint, handelt vom Essen und kommt trotzdem ganz ohne Hochglanzfotos aus. Verschiedene Autoren unternehmen kulinarische Streifzüge und verpacken sie in kurzweilige Essays. Schwerpunkt in diesem Band ist der bodenständige Süden. Erwin Seitz ist dem Maultaschentrend in Berlin auf der Spur, Michael Klett untersucht das schwäbische "Schmeckatmen", Renate Peiler schmeckt der Bauerküche Italiens hinterher.
Auf ihren Touren behandeln die Autoren nebenbei höchst anspruchsvolle und kuriose Fragen: Wozu brauchen wir das Bodenständige? Warum zieht es uns nach Süden? Wo ist überhaupt "Süden"? Ein Buch für große Entdeckungsreisen, für die man den Sessel am Kamin nicht mal verlassen muss.
"Cotta's Kulinarischer Almanach", Band 16, Klett-Cotta, 237 Seiten, 21,90 Euro
Eingemacht & Ausgepackt
Ein schlaues und fröhliches Buch hat Tanja Grandits entworfen. Die "Köchin des Jahres 2006" zeigt schnell zubereitete Leckereien, die man gut in den Vorratsschrank stellen oder verschenken kann. Das Besondere - die Kreationen kennt man so noch nicht: Gekräuterter Honig, Ziegenkäse in Zimtöl, Milchmarmelade, Sternaniskuchen im Glas gebacken, salzige Butterkaramellen oder Chips von rosa Kartoffeln mit Wasabi. Grandits' Kombinationen sind ausgefallen, aber doch sinnvoll. Das Beste: Die Rezepte sind einfach, sie umfassen selten mehr als drei Zubereitungsschritte. Die Leckereien lassen sich schön traditionell in Gläsern oder Blechdosen verpacken. Für alle, die gerne zu Weihnachten Selbstgemachtes verschenken.
"Eingemacht & Ausgepackt", AT Verlag, 120 Seiten, 17,90 Euro
Das große Buch der Kräuter & Gewürze
Allumfassend: Sämtliche Gewürze und Kräuter, die derzeit in deutschen Küchen zum Einsatz kommen, findet man im großen Kräuterbuch von Teubner. Systematisch aufbereitet, in präzisen Texten und klaren Bildern. Dazu gibt es Tipps aus Profiküchen: wie Kräuter lange frisch bleiben, wann Gewürze am besten ihr Aroma entfalten. Dazu gibt es schöne Rezepte: Stubenküken mit Zitronenverbene, Kalbsfilet in Heu oder karamelisierte Orangen-Fenchel-Tarte.
Wer nicht kochen will, kann auch einfach nur schmökern: Von der Geschichte des Zuckers bis zur richtigen Dosierung von Gewürzen gibt es einiges zum Thema zu erfahren.
Bei Teubner war man sehr umsichtig. Das große Buch der Kräuter & Gewürze vereint Lexikon, Kochbuch und Kulturgeschichte. Den Stammplatz in der Küchenbibliothek hat es sich verdient, wenn auch der sinnliche Aspekt der Gewürze etwas zu kurz kommt.
"Das große Buch der Kräuter & Gewürze", Teubner Verlag, 332 Seiten, 69,90 Euro
Kochen nach Bildern
Risotto kochen? Kein Problem! Von Zusammentragen der Zutaten bis zum gefüllten Teller auf dem Tisch sind es gerade mal zehn Bilder. Die Französin Kenda Black hat ein Kochbuch entwickelt, das die wichtigen Rezeptschritte auf Fotos festhält und mit kurzen Handlungsanweisungen unterlegt.
"Kochen nach Bildern" macht beim ersten Durchblättern großen Spaß. Neugierig wie ein Kind erfreut man sich am Enträtseln der Fotos und an niedlichen Details wie Brotkrümeln oder Sahneklecksen, die bei der Zubereitung anfallen.
83 Rezepte hat Black fotografiert. Die meisten sind einfach nachzukochen. Das liegt weniger am Fotokonzept, sondern an der Rezeptauswahl. Die ist solide und spricht wohl eher den Neuling am Herd an. Gut ist: Man sieht, wann die Zwiebel glasig und der Risotto cremig ist. Ob das Essen tatsächlich schmeckt, sieht man allerdings nicht. Das können auch die Bilder nicht erklären.
"Kochen nach Bildern", Christian Verlag, 256 Seiten, 535 farbige Abbildungen, 19,95 Euro
Lea Linster: Kochen mit Liebe
Lea Linster gehört allein deshalb geadelt, weil sie in ihren Rezepten "Warum"-Fragen beantwortet. Das tun nur ganz wenige Köche. Die meisten scheitern schon daran, ein Rezept für Hobbyköche nachvollziehbar aufzuschreiben. In Linsters "Kochen mit Liebe" hat man das Gefühl, man steht neben ihr und schaut in den Topf, sieht ihr beim Rühren zu und lernt und lernt und lernt. Sie macht dem Hobbykoch immer wieder Mut und fasst den Kern des Rezepts in bündigen Zitaten zusammen, etwa beim Briochebacken ("Geduld, der Teig muss gehen") oder beim Gemüsefondkochen ("Absolut notwendig - den sollten Sie immer im Kühlschrank haben"). Und schließlich hat sie noch ein paar hübsche Weisheiten parat: "Über die Deutschen sagt man, sie hätten die teuersten Küchen und die billigsten Lebensmittel. In Frankreich und Luxemburg ist das ganz anders. Genuss: Das ist Kultur. Das ist Lebensinhalt. Das ist Glück."
Linsters Gerichte, wie Tarte Tatin von Tomaten oder Entenbrust mit Ingwer in Riesling-Jus, sind präzise konzipiert und brauchen keine großen Effekte, um zu überzeugen. Schon das Durchblättern macht Appetit.
Linster wurde tatsächlich gerade geadelt: Der "GaultMillau" ernannte sie zur besten Köchin 2009 in Belgien und Luxemburg.
Lea Linster: "Kochen mit Liebe", Diana Verlag, 120 Seiten, 24,95 Euro