Eine träge Truppe Walrosse hat der "Polargirl" bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Longyearbyen zugeschaut. Draußen an Deck gibt es für die Passagiere Zwergwal-Steaks vom Grill, Eissturmvögel gleiten haarscharf über die Wellen. Und unter Deck, wo ein Seemann Kaffee ausschenkt, erklärt ein Russe mit amerikanischem Pass einem Ukrainer mit russischem Pass die Weltlage. Der Russe regt sich auf: Dass in manchen Läden im ukrainischen Lwiw Kunden, die Russisch sprechen, nicht mehr bedient würden, das sei Faschismus, sagt er. "So hat es doch damals mit den Juden in Deutschland auch angefangen."
Der Ukrainer starrt in seine Kaffeetasse. Seit Kriegsbeginn tingelt er durch die Welt, weil er sich weder in der Ukraine noch in Russland sicher fühle. Er hat in Thailand, Armenien und in den Niederlanden gewohnt und offensichtlich schon zu viel über Russen und Ukrainer geredet. Aber auch hier, nah am Nordpol und fern der Welt, ist der Krieg mit an Bord.