Angebot an Missbrauchsopfer Katholische Kirche bietet bis zu 5000 Euro

Wie sollen die Opfer von sexuellem Missbrauch entschädigt werden? Die katholische Kirche bietet jetzt konkrete Geldsummen an. Ein Opferverband spricht von einer "Unverschämtheit".

Die katholische Kirche will jedem minderjährigen Opfer sexuellen Missbrauchs bis zu 5000 Euro Entschädigung zahlen. Zusätzlich will die Kirche bei akutem Bedarf Kosten für eine Psychotherapie oder Paarberatung übernehmen. Dieses Angebot legte die Bischofskonferenz bei den Beratungen des Runden Tischs der Bundesregierung am Mittwoch in Berlin vor.

In besonders schweren Fällen sollen zusätzliche Leistungen gezahlt werden. Außerdem soll ein Präventionsfonds eingerichtet werden, der mit 500.000 Euro ausgestattet wird. Die Kirche sehe sich in der Pflicht, eine möglichst schnelle Hilfe anzubieten. Betroffene könnten sich bereits vom 10. März an mit Anträgen melden.

Opfergruppe: "Eine Unverschämtheit"

Opfer sexuellen Missbrauchs zeigten sich empört. "Es ist schäbig, wie die reichste Kirche der Welt versucht, sich aus der Affäre zu ziehen", sagte der Sprecher der Opfergruppe Eckiger Tisch, Matthias Katsch, der "Frankfurter Rundschau". Die genannte Summe von bis zu 5000 Euro sei eine "Unverschämtheit". Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Ahrendt, hatte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt, er halte Entschädigungen von 5000 bis 25.000 Euro für angemessen.

Die Bischofskonferenz erklärte, die Hilfen hätten das Ziel, "zur Heilung der Folgen sexuellen Missbrauchs" beizutragen. Alle Leistungen seien freiwillig und erfolgten ohne Anerkennung einer Rechtspflicht. Die Entschädigung in Höhe einer Einmalzahlung in Höhe von bis zu 5000 Euro soll nach dem Angebot der Bischofskonferenz vom Täter persönlich übernommen werden. Kann dieser nicht zahlen, soll ersatzweise die betroffene kirchliche Stelle einspringen.

Kirche macht Angebot im Alleingang

Die Kirche macht das Angebot im Alleingang, ohne Regelungen aus der Arbeit des Runden Tischs abzuwarten. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und die Missbrauchsbeauftragte der Regierung, Christine Bergmann, zeigten sich dennoch zuversichtlich, zu einer gemeinsamen Fondslösung für Opfer zu kommen. "Die Bereitschaft, sich an einem gemeinsamen Modell zu beteiligen, ist uns zugesichert worden", sagte Bergmann.

Die Bischofskonferenz erklärte, ihre Vorgehensweise bedeute keine Absage hinsichtlich von Lösungen, die möglicherweise vom Runden Tisch noch entwickelt würden. Zurückhaltend äußerte sie sich aber zur Beteiligung an einem möglichen Fonds zur Zahlung von Therapien. In der katholischen Kirche gebe es dazu bereits Kostenübernahmen.

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fw/DPA