Wenige Tage nach den Anschlägen von Paris erklärte das Internet-Kollektiv Anonymous dem selbsternannten "Islamischen Staat" (IS) den virtuellen Krieg. Seitdem greift die Hackergruppe unter anderem gezielt Twitter- und Facebook-Accounts von Kämpfern oder Sympathisanten der Terrormiliz an. Für den kommenden Freitag (11. Dezember) hat sich Anonymous eine neue Aktion einfallen lassen und die Netzgemeinde zum offiziellen "IS Trolling Tag" aufgerufen.
In dem am Montag veröffentlichten Beitrag bitten die Aktivisten die User, sich 24 Stunden lang über die Terroristen lustig zu machen. Und das auf möglichst vielen Kanälen. Ziel ist es, die Kommunikation und Propaganda der Dschihadisten auf Facebook, Twitter, Instagram und Youtube mit Memes, Fotos und Postings zu stören und die Kämpfer obendrein zu verspotten. Dazu sollen die Nutzer ihre Beiträge mit den Hashtags #Daesh und #Daeshbags versehen.
Die Bezeichnung "Daesh" lehnt der IS strikt ab. Eigentlich ist "Daesh" neutral, da die Abkürzung für "al-Dawla al-Islamiyya fi al-‘Iraq wa al-Sham" - also: "Der islamische Staat im Irak und in Syrien". Der IS mag das Akronym dennoch nicht, weil es erstens sein Herrschaftsgebiet auf zwei Länder eingrenzt und zweitens im Arabischen sehr ähnlich klingt wie die Worte "daes", Partizip zu "kaputtmachen", und "dahes", was einen Streitbold bezeichnet. Frankreich und Großbritannien benennen den IS ausschließlich mit der Abkürzung "Daesh", wohlwissend, dass die Terroristen diesen Namen als despektierlich empfinden.
Liste mit möglichen Anti-IS-Aktionen veröffentlicht
Wie die Anti-IS-Aktion genau aussehen soll, erklärt Anonymous anhand einer Liste möglicher Maßnahmen. Neben der Veröffentlichung lustiger oder abwertender Bilder und Videos regt die Hackerorganisation an, aufgespürte IS-Accounts zu melden. Auch sollen die User eigene Fotos hochladen, die zeigen, dass man sich nicht einschüchtern lässt.
"Sie hoffen, dass sie uns durch ihre Taten zum Schweigen bringen und wir uns vor Angst verstecken. Viele vergessen aber, sogar sie selbst (gemeint ist der IS, Anm. d. Red.), dass viel mehr Menschen auf der Welt gegen als für sie sind", schreibt Anonymous. Man werde sie dafür verspotten, was für "Idioten" sie sind. Ferner solle die Aktion den IS-Kämpfern klarmachen, "dass sie nicht für eine Religion stehen, dass sie nicht für einen Gott stehen, dass sie Gehirnwäscher sind, die Jung und Alt ihre Propaganda gegen den Westen lehren".
Weitere Offline-Aktionen geplant
Auch abseits des Internets könne man aktiv werden, schlagen die Hacker vor. Beispielsweise könnten Bilder ausgedruckt und auf der Straße verteilt werden, regen sie an. Abgerundet werden soll die Aktion durch öffentliche Protestveranstaltungen in mehreren Großstädten in den USA und Europa.
"Indem wir uns verbinden, zeigen wir ihnen, wer wir sind, was wir sind und wofür wir stehen", heißt es in dem Aufruf. Man werde dem IS zeigen, dass dieser trotz seines Horrors "nicht die Kontrolle über uns" habe. "Das wird ein Tag sein, den sie niemals vergessen", droht Anonymous der Terrormiliz am Ende des Schreibens.