Unruhe in der Unterwelt: Veysel Kilic, einer der gefährlichsten Straftäter Berlins, ist in der Nacht auf Donnerstag unter strengster Geheimhaltung in sein Heimatland Türkei abgeschoben worden. Eine entsprechende Information des stern haben Berliner Sicherheitsbehörden am Freitagabend bestätigt. Kilic kam um neun Uhr früh in Istanbul an und wurde dort von Freunden empfangen. Auf Instagram posteten sie ein Foto mit ihm; die Überschrift: "Bruder Veysel ist free!!!"
Mit der Abschiebung des 39-Jährigen aus dem Gefängnis in Moabit nimmt eine schillernde Unterweltkarriere eine überraschende Wendung. Kilic hatte gerade eine langjährige Haftstrafe in Deutschland vor sich, unter anderem wegen Waffen- und Drogenvergehen. Bevor er sie antreten sollte, war er am 26. Dezember des vergangenen Jahres bei einer Milieu-Schießerei lebensgefährlich verletzt worden. Überwachungsvideos zeigen ihn in seiner eigenen Blutlache in einem Kreuzberger Hinterhof liegend, nachdem er von hinten angeschossen wurde.

Veysel Kilic: Aus der Klinik in Untersuchungshaft
Über Wochen lag er dann in einer Klinik im Koma und kam nach der Entlassung direkt in Untersuchungshaft. Da er bei der Schießerei auch selbst mit einer Pistole gefilmt wurde, liefen Ermittlungen wegen illegalen Waffenbesitzes. Mit einer Abschiebung dürfte er kaum gerechnet haben.
Der gelernte Maler, der mehrere Haftstrafen absaß und rund 140 Einträge in seiner Polizeiakte hat, ist eine Art Promi in der OK-Szene. Durch seine Verbindungen zu den Großfamilien Abu-Chaker und zu Rap-Star Bushido wurde er bekannt. Als Arafat Abou-Chaker und sein Geschäftspartner Bushido sich zerstritten, schlug sich Kilic sich auf die Seite des Rap-Stars, unter den Fittichen der Familie Remmo. Der Streit zwischen Abou-Chaker und Bushido eskalierte am 18. Januar 2018 – was genau da im Beisein von Veysel Kilic passierte, versucht das Berliner Landgericht gerade im spektakulären Prozess gegen Arafat Abou-Chaker zu klären. Es könnte mitentscheidend sein für den Ausgang des Verfahrens, das in Kürze fortgesetzt wird.