Friedensnobelpreis EU und USA gratulieren

Politiker und Umweltorganisationen aus der ganzen Welt haben Al Gore und dem Weltklimarat zum Friedensnobelpreis gratuliert. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigen die Arbeiten des IPCC, "dass wir jetzt handeln können und müssen".

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an den ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore und den UN-Klimarat IPCC wird von deutschen Umweltschützern und Politikern einhellig als Signal für stärkere Klimaschutz-Anstrengungen gesehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte "von ganzem Herzen", wie das Bundespresseamt am Freitag mitteilte. "Die Gefahren des Klimawandels gehören zu den größten Herausforderungen für die Menschheit im 21. Jahrhundert", erklärte Merkel. Gore habe "wie kein zweiter dazu beigetragen, das weltweite Bewusstsein dafür zu schärfen, wirksame Strategien gegen die Klimaänderungen zu entwickeln". Die wissenschaftlichen Arbeiten des IPCC zeigten, "dass wir jetzt handeln können und müssen", so die Kanzlerin, die das Thema Klimaschutz in den Mittelpunkt der deutschen Präsidentschaft von EU und G8 in diesem Jahr gestellt hatte.

Würdigung für Gores Engagement

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erhofft sich von der Würdigung "weiteren Schwung" für die internationalen Klimaverhandlungen. "Das Nobelkomitee erkennt damit den Klimawandel und insbesondere auch seine sicherheitspolitischen Auswirkungen als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts an." Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) erläuterte, der Klimawandel treffe die Menschen in den Entwicklungsländern besonders hart. Dort gefährdeten Dürren und Überschwemmungen die Lebensgrundlagen gerade der ärmsten Bevölkerungsteile. Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck sieht in der Ehrung für Gore dessen "jahrelangen, beispielhaften Einsatz für den Klimaschutz" gewürdigt.

FDP-Chef Guido Westerwelle dagegen zeigte sich von der Nobelpreis- Entscheidung "ziemlich überrascht". "Wir werden die Leistungen Al Gores in seiner Amtszeit noch mal nachlesen müssen", so Westerwelle. Für Linken-Fraktionschef Gregor Gysi ist die Botschaft der Osloer Entscheidung: "Klimaschutz ist aktive Friedenspolitik". Ungezügelter Klimawandel würde künftig zu weiteren Konflikten in der Welt führen. Die Vielfalt des Klimaproblems müsse in den Mittelpunkt des Handelns rücken, forderten die Grünen-Fraktionschefs Renate Künast und Fritz Kuhn. Die Parteivorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer würdigten Gore als "Amerikas berühmtesten Grünen".

Umweltorganisationen wie BUND und Germanwatch sehen in der Wahl des Nobelkomitees ein Signal für die Verhandlungen über das Kyoto- Nachfolgeabkommen im Dezember in Bali. Notwendig seien weltweite und verbindliche Maßnahmen, um die dramatischen Folgen des Klimawandels, insbesondere für arme Länder, zu begrenzen. Die Umweltstiftung WWF nannte den Preis "ein Riesensignal, das genau zur richtigen Zeit kommt".

Glückwünsche von Barroso und dem Weißen Haus

Von Seiten der Politik gab es mittlerweile erste Reaktionen zu den Preisträgern. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hat den Preisträgern Al Gore und dem Weltklimarat (IPCC), gratuliert. Beide hätten mit ihren Beiträgen im Kampf gegen die globale Erwärmung in aller Welt ein Bewusstsein für dieses Thema geweckt, sagte Barroso in Brüssel. Ihre Arbeit sei eine Inspiration für Politiker wie für Bürger gewesen. Die EU bleibe ihren ehrgeizigen Klimazielen verpflichtet, betonte Barroso weiter. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Verleihung des Friedensnobelpreises an Klimaschützer als Ermutigung zu verstehen, "diese Herausforderung noch schneller und entschiedener anzugehen".

Das Weiße Haus in Washington hat in einer ersten Stellungnahme positiv auf die Vergabe des Friedensnobelpreises an Al Gore reagiert. "Natürlich freuen wir uns für (...) Gore und den UN-Klimarat, dass sie diese Anerkennung erhalten haben", sagte der stellvertretende Sprecher Tony Fratto dem Fernsehsender CBS. Der Demokrat Gore ist ein scharfer Kritiker der Klimapolitik von Präsident George W. Bush.

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