Nazi-Vokabular "Jedem das Seine": Wann sprechen wir unbewusst wie Nazis?

"Jedem das Seine" Inschrift auf Gittertor des Konzentrationslagers Buchenwald
Das Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald. Über 56.000 Menschen starben hier.
© IMAGO/Karina Hessland
Die Nationalsozialisten haben Worte erfunden, Begriffe umgedeutet und Redewendungen geprägt. Bis heute nutzen wir manche davon im Alltag – meist unwissend. Eine Orientierungshilfe.

Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke muss sich vor dem Landgericht Halle verantworten. Warum? Er soll verbotenes NS-Vokabular bei einer öffentlichen Veranstaltung verwendet haben. "Alles für Deutschland!", rief Höcke 2021 bei einem Wahlkampfauftritt in Merseburg. Dieser Satz war die Losung der Sturmabteilung (SA), der paramilitärischen Organisation der NSDAP. Seit 2006 ist diese Parole verboten. Björn Höcke behauptete, er habe die historische Bedeutung dieses Satzes nicht gekannt. Höcke ist ehemaliger Geschichtslehrer und wird vom Thüringer Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft.

Auch viele von uns nutzen manchmal Nazivokabular im Alltag. Meist unwissend, weil die Begriffe nicht nach Nazi-Ideologie klingen. Wörter wie "Untermensch" oder "Gleichschaltung" erkennen viele Menschen als eindeutig verbrannt. Aber auch harmlos klingende Begriffe wie "Nacht-und-Nebel-Aktion" oder "Kulturschaffende" wurden von den Nationalsozialisten umgedeutet, erfunden oder missbraucht. Wörter müssen nicht strafbar sein. Aber es lohnt sich, ihre Geschichte zu kennen. Eine Orientierungshilfe.

"Jedem das Seine"