Ein Ansturm auf Raketen und Böller im Einzelhandel löst bei Kommunen und Kliniken sowie Umwelt- und Tierschützern Besorgnis statt Partystimmung aus. Notaufnahmen bereiten sich auf Verletzte in der Silvesternacht vor. Die Städte müssen nach der Knallerei Berge von Müll beseitigen.
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet im Vergleich zum Vorjahr mit 10 bis 15 Prozent mehr Ware im Handel. Der Verkauf ist auf den 29. bis 31. Dezember beschränkt.
Für ein Verbot von privatem Feuerwerk sprach sich kurz vor dem Jahreswechsel die Gewerkschaft der Polizei auch in Brandenburg aus. Sie forderte mehr "Mut und Entschlossenheit" der Innenminister von Bund und Ländern, die sich bei einer Konferenz im Sommer nicht auf ein weitreichendes Böllerverbot einigen konnten.
Warnung vor Kugelbomben
Städte in Brandenburg appellieren vor allem zur Rücksichtnahme und warnen vor Risiken von Feuerwerkskörpern. "Insbesondere der Einsatz illegaler Pyrotechnik wie etwa Kugelbomben stellt eine erhebliche Gefahr dar", so etwa die Stadt Cottbus.
Im vergangenen Jahr starb ein 21-Jähriger in Kremmen im Oberhavel-Kreis beim Zünden einer Kugelbombe auf einem Feld. Fachleute beobachteten über den Jahreswechsel 2024/2025 in Berlin, dass solche gefährlichen Sprengkörper vermehrt und oft unkontrolliert explodierten.
Auch jetzt stellte die Polizei bereits illegale Kugelbomben sicher – spezielle Feuerwerkskörper mit hoher Explosionskraft, die in Deutschland nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen sind. Es handelt sich um kugelförmige pyrotechnische Effekte, die hauptsächlich in professionellen Großfeuerwerken bei Shows und Events eingesetzt werden.
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Augen besonders gefährdet
Die Silvesterfreude wird oft durch Brände und Unfälle getrübt. Feuerwehr, Rettungsdienst und Kliniken sind in Alarmbereitschaft. "In den Notaufnahmen – auch in der des kommunalen Klinikums Ernst von Bergmann – landen in der Silvesternacht regelmäßig Menschen mit Knalltraumata, Verbrennungen sowie Hand- und Kopfverletzungen", heißt es von der Stadtverwaltung in Potsdam. Besonders gefährdet seien die Augen durch fehlgeleitete Raketen oder explodierende Böller.
Was tun die Städte zur Sicherheit?
In Potsdam können die Bürger erstmals abgebrannte Feuerwerkskörper in zehn feuerfesten Containern entsorgen, die in der Stadt aufgestellt werden. Brennende Mülltonnen, wenn etwa glühende Reste zu früh entsorgt werden, sollen so vermieden werden.
Zudem wird der Busverkehr in der Landeshauptstadt um Mitternacht herum eine Stunde gestoppt. Die historischen Gärten und Parks in Potsdam wie Sanssouci und Babelsberg sind wegen der Brandrisiken gesperrt. Das Zünden von Feuerwerk ist dort tabu.
Briefkästen sichern
Auch eine Sicherung des Hausbriefkastens könne sinnvoll sein, riet die Stadtverwaltung in der Havelstand Brandenburg. Die Kommunen weisen auch auf Bußgelder hin: bei Verstößen gegen sprengstoffrechtliche Bestimmungen können das bis zu 50.000 Euro sein.
Generell ist Feuerwerk in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen sowie besonders brandgefährdeten Gebäuden oder Anlagen untersagt.
Verbotszone rund um Grenzkontrollstelle auf Stadtbrücke
In der brandenburgisch-polnischen Grenzstadt Frankfurt (Oder) ist auch auf der Stadtbrücke das Böllern eingeschränkt. Denn rund um die Grenzkontrollstelle der Bundespolizei in der Slubicer Straße gilt ein Verbot, da sie zu den besonders brandempfindlichen Anlagen zählt, wie die Stadt mitteilte.
Nicht zugelassene Feuerwerkskörper kommen häufig aus Polen und Tschechien nach Deutschland. Die Verbraucher sollen nur Feuerwerk mit angebrachten CE-Zeichen kaufen, so die Polizei in ihren Sicherheitshinweisen. Die Kennzeichnung bedeutet, dass europäische Sicherheitsstandards erfüllt sein müssen.