Die gewalttätigen Zusammenstöße bei den Anti-AfD-Protesten in Gießen haben im Bundestag für einen parlamentarischen Schlagabtausch gesorgt. Die AfD sprach in einer Aktuellen Stunde von einer "orchestrierten Hexenjagd" und "enthemmtem Terror der Linksradikalen". Abgeordnete der anderen Parteien würdigten hingegen den zivilgesellschaftlichen Protest, distanzierten sich aber größtenteils auch von Krawallen und Übergriffen.
Im mittelhessischen Gießen hatten am vergangenen Samstag rund 25.000 Menschen gegen die Gründung der neuen AfD-Jugendorganisation demonstriert. Meist blieb der Protest friedlich, aber es kam auch zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Angaben der hessischen Landesregierung wurden dabei mehr als 50 Polizisten verletzt. Das Bündnis "Widersetzen" beklagte im Gegenzug massive Polizeigewalt.
Der Gießener AfD-Abgeordnete Robin Jünger bezeichnete die Antifa im Bundestag als "gesetzlose Schlägertruppe, der jedes Mittel recht ist". Sein Parteikollege Uwe Schulz betonte: "In Wirklichkeit war der Samstag ein Tag der linksextremen Machtübernahme in Gießen."
Die Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin Irene Mihalic betonte hingegen, "dass die Bedrohung für die Demokratie nicht von denen ausging, die draußen vor der Halle protestiert haben, sondern von denen, die sich in der Halle versammelt haben". Auch Frederik Bouffier von der CDU äußerte Verständnis für die Proteste. Wer seine Meinung aber mit Straßenblockaden und Steinwürfen durchsetzen wolle, sei "genauso extrem wie die Truppe von Rechtsaußen".