Angesichts eines bayerischen Modellprojekts zur künftigen Sinnhaftigkeit der Schreibschrift an Grundschulen wendet sich Hessen klar gegen diese Zweifel an einer viele Jahrzehnte alten Schulpraxis. An 43 Grundschulen im konservativ regierten Bayern werden die Kinder gegenwärtig angeleitet, direkt aus der Druckschrift ihre eigene Handschrift zu entwickeln – ohne den Umweg über eine verbundene Schreibschrift.
Nichts für Hessen: Hier teilt CDU-Bildungsminister Armin Schwarz der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden mit: "Wir setzen in unseren Schulen von der ersten Klasse an auf das Schreiben mit der Hand und das Entwickeln einer verbundenen Handschrift. Daran wird sich aus fachlicher und didaktischer Sicht nichts ändern."
Minister zählt Vorteile der Schreibschrift auf
Der CDU-Politiker ergänzte: "Das handschriftliche, flüssige Schreiben unterstützt nachweislich ein tieferes Textverständnis und fördert die Merkfähigkeit sowie strukturiertes Denken – Kompetenzen, die in allen Lebensbereichen von unschätzbarem Wert sind." Die Handschrift sei "sozusagen ein Werkzeug zur besseren Benutzung unseres Gedächtnisses."
Hessens Kultusministerium arbeitet nach eigenen Worten eng mit der Stiftung Handschrift zusammen, die jedes Jahr mit dem "Tag der Handschrift" einen Schreibwettbewerb "mit großer Resonanz für Schülerinnen und Schüler" im Bundesland mit einer zentralen Preisverleihung in Wiesbaden organisiert.
Schweiz gegen "Schnürlischrift"
Bildung ist in Deutschland Sache der Länder, die das Schreibenlernen teils sehr unterschiedlich regeln. In mehreren Bundesländern ist zum Beispiel auch die auf Druckbuchstaben basierende sogenannte Grundschrift als alleinige Ausgangsschrift erlaubt – in Hessen wiederum wurde diese erst vor wenigen Jahren wieder verboten. Andere Länder wie Baden-Württemberg stellen es den Schulen frei, auf die Schreibschrift zu verzichten. Und die Schweiz hat der "Schnürlischrift" inzwischen komplett den Rücken gekehrt.