Hall of Fame Lahm wünscht sich Olympische Spiele in Deutschland

Philipp Lahm. Foto: Boris Roessler/dpa
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Der Fußball-Weltmeister von 2014 glaubt an die verbindende Kraft des Sports. Vom aktuellen Nationalteam fordert er am Rande seiner Aufnahme in die "Hall of Fame" mehr Konstanz.

Als Spieler war Philipp Lahm Weltmeister, als Trainer hat es der 42-Jährige bislang nur zum Assistenten bei einer U14-Mannschaft gebracht. In München engagiert sich der frühere Fußballprofi bei seinem Heimatverein, der Freien Turnerschaft Gern. "Weiter als zum Co-Trainer habe ich es noch nicht geschafft", verrät Lahm am Mittwochabend am Rande seiner Aufnahme in die "Hall of Fame des deutschen Sports" in Frankfurt und setzt humorvoll hinzu: "Aber ich säge am Stuhl des Cheftrainers."

Die Basisarbeit ist ihm wichtig. "Ich glaube an die verbindende Kraft des Sports. Daran, dass er Werte vermittelt, die ein bisschen verloren gegangen sind", sagt der ehemalige Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft. "Wir leben in Zeiten, in denen viele sich selbst verwirklichen wollen. Wichtig ist, dass wir wieder Gemeinschaft schaffen."

"Leistung muss konstanter sein"

Auch deshalb begrüßt Lahm das positive Votum seiner bayerischen Heimat zu einer Olympia-Bewerbung. "Als Turnierdirektor der Europameisterschaft im vergangenen Jahr habe ich wieder erlebt, wie wichtig solche Gemeinschaftserlebnisse für unsere Gesellschaft sind." Er selbst erinnere sich immer gerne an die Fußball-WM 2006 in Deutschland. "Wir haben damals zwar nicht den Titel gewonnen. Aber diese Wochen der Gemeinschaft, der Zusammengehörigkeit, waren unglaublich."

Rückschläge gehörten dazu. Vor großen Titeln stünden auch bittere Niederlagen, "und es ist schön, wenn eine Mannschaft dann zusammenwächst". Das würde Lahm auch dem aktuellen Nationalteam unter Bundestrainer Julian Nagelsmann und ihrem Auf und Ab in den vergangenen Monaten mitgeben. "Das Wichtigste ist, dass sie sich jetzt für die WM im nächsten Jahr qualifiziert hat", sagt er. "Aber zu so einem Turnier muss die Leistung konstanter sein. Man darf nicht unter ein bestimmtes Niveau fallen, und da gibt es noch zu große Schwankungen. Doch es ist ja noch ein bisschen Zeit."

In einer Reihe mit Nowitzki, Heidemann, Riesch

In die Ruhmeshalle des deutschen Sports wurde Lahm in dieser Woche zusammen mit Ruderin Kathrin Boron, Fechterin Britta Heidemann, Basketball-Superstar Dirk Nowitzki, Skirennläuferin Maria Riesch und Hockeyspielerin Greta Blunck aufgenommen. Dass er dort mit so vielen Größen aus anderen Disziplinen stehe, sei etwas ganz Besonderes: "Das ist eine ganz andere Ehrung, weil sie nicht fußballspezifisch ist", sagte Lahm. Das zeige ihm, dass gesehen wird, "welche Werte ich vertrete".

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Lahm bezeichnet sich selbst als "Sportfanatiker". Er schaue sich mit seinen Kindern auch Großereignisse außerhalb der Fußball-Szene an: "Wir zittern für alle Deutschen mit".

Bei Olympischen Spielen komme die ganze Welt zusammen an einem Ort. "Das ist wunderschön, aber so etwas geht auch im Kleinen". Seine Eltern hätten ihm das Vereinsleben vorgelebt, "meine Mutter war 25 Jahre lang Jugendleiterin", so Lahm. Vereine gäben Halt und seien das bindende Glied in der Gesellschaft. Die Ehrenamtlichen, die sich dort engagierten, müssten unterstützt werden. "Es gibt nur wenige, die es im Leistungssport zu großen Medaillen schaffen", sagt Lahm. Aber im Verein, da finde jeder seinen Platz.

dpa