Drohnen Bericht: Drohnen auch über Hafen und Militärstandorten in MV

Im Bereich des Rostocker Überseehafens hat es einem Medienbericht zufolge kürzlich verdächtige Drohnenüberflüge gegeben. Foto: B
Im Bereich des Rostocker Überseehafens hat es einem Medienbericht zufolge kürzlich verdächtige Drohnenüberflüge gegeben. Foto
© Bernd Wüstneck/dpa
Drohnen hatten zuletzt mehrfach den Luftverkehr in Dänemark gestört. Doch auch in Norddeutschland gibt es verdächtige Überflüge - einem Bericht zufolge auch in Mecklenburg-Vorpommern.

In Dänemark stören Drohnen den Flugverkehr, und in Schleswig-Holstein ermittelt die Staatsanwaltschaft Flensburg nach Drohnensichtungen über einer Werft, einer Klinik und einem Kraftwerk - doch auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zufolge jüngst verdächtige Drohnen gesichtet. Betroffen waren demnach ein Bundeswehrstandort in Sanitz, das Marinekommando in Rostock und der dortige Überseehafen. 

Der Bericht verweist auf einen internen Behördenvermerk. Demnach hätten sich am Montag mehrere verdächtige große Drohnen "koordiniert und zusammenhängend" im Bereich des Überseehafens Rostock bewegt. In Sanitz sollen vergangenen Donnerstag Drohnen gesichtet worden sein. Das Marinekommando in Rostock soll einen Tag später betroffen gewesen sein.

Vier meldepflichtige Ereignisse im ersten Halbjahr

Bundespolizei, Schweriner Innenministerium oder die Bundeswehr machten auf Anfrage keine Angaben zu den konkreten Fällen. Das Innenministerium teilte aber mit, im ersten Halbjahr 2025 seien in MV 68 Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Betrieb unbemannter Luftfahrtsysteme (ULS) und Flugmodellen polizeilich registriert worden. Vier davon waren demnach meldepflichtig im Sinne der bundesweiten Meldeverpflichtungen. Dabei sei in einem Fall ein Offshore-Windpark vor Rügen betroffen gewesen und in drei Fällen militärische Anlagen.

Minister Christian Pegel (SPD) betonte: "Bedrohungen wie Cyberangriffe oder Spionagedrohnen über unseren Häfen machen nicht an Landesgrenzen halt. Gerade die norddeutschen Küstenländer sind aufgrund der Lage besonders." 

Erst im Juli hatten die fünf norddeutschen Bundesländer ein gemeinsames Vorgehen bei der Abwehr von Drohnenbedrohungen vereinbart. Dabei geht es früheren Aussagen Pegels zufolge um eine möglichst abgestimmte und gegebenenfalls gemeinsame Beschaffung gleicher Technologie. Die gleiche Technik vereinfache vieles.

Bundeswehr: Können Drohnen bei Gefahr abwehren

Ein Sprecher des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr sagte, seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 habe das Meldeaufkommen zu Drohnensichtungen mit Bezug zur Bundeswehr deutlich zugenommen und sich verstetigt. "In Summe sind in den letzten Jahren einige hundert mutmaßliche Drohnenüberflüge im Bereich der Bundeswehr gemeldet worden. Die Meldungen umfassen dabei vorrangig einzelne Drohnen aber mitunter auch potenzielle Drohnenschwärme."

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Es sei grundsätzlich verboten, eine Drohne über oder innerhalb eines seitlichen Abstands von 100 Metern zur äußeren Begrenzung einer militärischen Anlage zu betreiben. Sind militärische Anlagen betroffen, könnten strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet und Freiheitsstrafen verhängt werden. "Wir können über unseren Standorten Drohnen abwehren, wenn Gefahr im Verzug ist. Dafür haben wir die Befugnisse und die entsprechenden Mittel." Weitere Angaben seien aus "Gründen der militärischen Sicherheit und der Operationssicherheit" nicht möglich.

Auch eine Sprecherin des Schweriner Innenministeriums bestätigte, dass in den vergangenen Monaten bundesweit zahlreiche Meldungen von Überflügen über Hafen- und Industrieanlagen, vor allem bezüglich kritischer Infrastrukturen und insbesondere auch über Militärliegenschaften, zu verzeichnen gewesen seien.

Ermittlungen in Schleswig-Holstein

Auch wenn die Hintergründe nicht abschließend geklärt seien, gelte: Solche Überflüge können durchaus zu Spionagezwecken genutzt werden. Grundsätzlich seien sie mindestens geeignet, den betrieblichen Ablauf zu beeinträchtigen und das grundlegende Sicherheitsgefühl zu stören. Die Landespolizei verfüge über eine Drohnenkompetenzstelle, die sich auch um das Thema Drohnenabwehr kümmere.

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) bestätigte den "Spiegel"-Bericht, wonach Drohnen Ende vergangener Woche kritische Infrastruktur in Schleswig-Holstein ausspioniert haben. Sie sollen dabei gezielt ein Kraftwerk in Kiel, das Universitätsklinikum und die U-Bootwerft TKMS überflogen haben. Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelt gegen Unbekannt. Wegen der teilweise im Verbund erfolgten Drohnenüberflüge liege der Anfangsverdacht einer Straftat des sicherheitsgefährdenden Abbildens vor, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Stephanie Gropp.

Mehrfach hatten Drohnen in der vergangenen Woche zudem den Luftverkehr in Dänemark gestört und für Verunsicherung und Chaos gesorgt.

dpa

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