Vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse vom 9. November haben in Greifswald wieder Menschen gegen die Vorlesung des ehemaligen AfD-Landtagsabgeordneten Ralph Weber demonstriert. "Ich glaube, alle Leute, die hier sind wollen zeigen: Wir haben aus dem gelernt, was in der deutschen Geschichte passiert ist. Das darf nie wieder passieren", sagte die Mitorganisatorin und Grünen-Politikerin Katharina Horn am Dienstag. "Deshalb wollen wir nicht, dass Ralph Weber da oben im Hörsaal steht."
Protestierende werfen Weber Rechtsextremismus vor
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen. Die Übergriffe waren Teil der Verbrechen der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung.
Die Organisator:innen der Proteste werfen Weber eine rechtsextreme Gesinnung vor. Der Rechtswissenschaftler galt als Rechtsaußen in der AfD, war zuletzt nicht mehr von der Partei aufgestellt worden und Anfang vergangener Woche aus der AfD ausgetreten. Bereits seine erste Vorlesung nach seiner Rückkehr aus der Landespolitik war vergangene Woche von Protesten begleitet worden.
Demonstration setzt sich für jüdisches Leben ein
Mit jüdischer Musik und in Redebeiträgen stellte die Demonstration jüdisches Leben in den Mittelpunkt. Die Rektorin Katharina Riedel erinnerte in einem abgespielten Beitrag etwa an den ehemaligen Rektor Konrat Ziegler, der sich gegen Antisemitismus einsetzte, mit den Nationalsozialisten in Konflikt geriet und in Jerusalem in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt wurde. Sie erinnerte auch an die Stimmungsmache die dem Holocaust vorausgegangen sei. Weber erwähnte sie nicht.
Kurz nach Vorlesungsbeginn hatten sich zur Mittagszeit schätzungsweise zwischen 150 und 200 Demonstranten vor dem Hörsaal versammelt. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit etwa 50 Beamten vor Ort.

Sehen Sie im Video: Unter dem Hashtag #jewishprivilege posteten Rechtsextreme ursprünglich antisemitische Texte und Bilder. Nun drehen Juden weltweit den Spieß um und berichten unter dem gleichen Hashtag eindrücklich, wie sie Antisemitismus in ihrem Alltag erleben.