In Hannover sind zwei islamische Einrichtungen beschmiert worden. Wie die Polizei mitteilte, sind eine Religionsanstalt in Mitte sowie eine islamische Gemeinschaft in der Nordstadt betroffen. Die Schriftzüge ließen "einen Bezug zur weltpolitischen Lage und zu den israelischen Streitkräften erkennen", hieß es. Die Vorfälle fanden demnach am Dienstag statt.
Die Polizei prüft auch einen möglichen Zusammenhang mit einer weiteren Farbschmiererei an einem Gebäude sowie mit einem beschädigten Fenster.
"Gesellschaft muss dagegen Flagge zeigen"
"Angriffe auf Gotteshäuser sind nicht zu tolerieren", sagte Recep Bilgen, der Vorsitzende des Milli-Görüs-Verbandes, zu dem eine der Moscheen gehört, laut "Hannoverscher Allgemeiner Zeitung". "Die gesamte Gesellschaft muss dagegen Flagge zeigen." Er erwarte, dass die Sicherheitsbehörden im Umfeld der Moscheen verstärkt Präsenz zeigten. Der Verfassungsschutz bezeichnet die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs als die aktuell größte islamistische Organisation in Deutschland.
Tamer Karahan, den Landeschef des türkisch-islamischen Ditib-Verbandes, zitierte die Zeitung mit den Worten: "Es geht hier nicht nur um bloßen Vandalismus, sondern um einen Angriff auf die Religionsfreiheit." Zum Ditib-Verband gehört dem Bericht zufolge die betroffene Einrichtung in Mitte.
Staatsschutz ermittelt
Auch Niedersachsens Antisemitismusbeauftragter Gerhard Wegner verurteilte das "Beschmieren zahlreicher Moscheen" in Hannover. Es gelte in dieser Situation, solidarisch mit den betroffenen Gemeinden zu sein. Häuser des Gebets seien nicht dafür da, auf diese Weise politisch missbraucht zu werden.
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Wegner bezeichnete es zugleich als infam, "dass die aufgeschmierten Parolen offensichtlich suggerieren sollen, hier wären Sympathisantinnen und Sympathisanten Israels oder gar Juden am Werk gewesen". Das sei "vollkommen absurd" und solle wohl dazu führen, Muslime und Juden gegeneinander aufzuhetzen.
Deutsch-Israelische Gesellschaft verurteilt die Schmierereien
Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Hannover äußerte sich zu den Vorfällen. "Kein Gotteshaus – egal welcher Konfession – darf beschmiert und geschändet werden", sagte deren Vorsitzender Kay Schweigmann-Greve laut Mitteilung.
Orte religiöser Praxis müssten in einer säkularen Gesellschaft außerhalb politischer Auseinandersetzungen bleiben. Wer wirklich solidarisch mit den Menschen in Israel sei, missbrauche nicht den Namen des Landes oder den seiner Streitkräfte, um vermeintliche Gegner zu markieren.
Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt
Die Polizei machte zum Motiv und zur möglichen Täterschaft aus ermittlungstaktischen Gründen bisher keine weitergehenden Aussagen, da diese Teil der laufenden Ermittlungen seien. Weil religiöse Einrichtungen betroffen sind, ermittelt der polizeiliche Staatsschutz.