Kriminalität Clankriminalität: Weniger Straftaten, mehr Verdächtige

Weniger Straftaten und Tumulte, mehr Verdächtige: Lagebild zeigt Entwicklung der Clan-Kriminalität Foto: Henning Kaiser/dpa
Weniger Straftaten und Tumulte, mehr Verdächtige: Lagebild zeigt Entwicklung der Clan-Kriminalität Foto
© Henning Kaiser/dpa
Weniger Straftaten, aber mehr Verdächtige: Das neue Lagebild zeigt, wie sich die Clankriminalität in Nordrhein-Westfalen entwickelt hat – und wo die Polizei Erfolge sieht.

Im Kampf gegen die Clankriminalität hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen weniger Straftaten und weniger Tumulte, aber dafür mehr Verdächtige registriert. Das hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Vorstellung des neuen Lagebilds zur Clankriminalität 2024 mitgeteilt. 

Die Zahl der Straftaten mit Clan-Bezug sank 2024 um 4,2 Prozent auf 6.707. Der Rückgang sei zum Teil auf die Cannabis-Legalisierung zurückzuführen. Die Zahl der Verdächtigen stieg im gleichen Zeitraum um 1,6 Prozent auf 4.282. 

Während 2019 noch zwölf Tumultlagen mit Clan-Hintergrund festgestellt wurden, sei es im vergangenen Jahr nur noch eine gewesen. "Das Problem ist nicht gelöst, aber wir kommen voran", sagte Reul

Das Sicherheitsgefühl der Bürger habe sich verbessert, die wahrnehmbare Kriminalität sei deutlich gesunken, sagte der Abteilungsleiter für Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt, Achim Schmitz. 

118 türkisch-arabische Clans im Lagebild erfasst

Die Polizei geht in NRW gegen 118 kriminelle Familien-Clans vor. Vier Namen seien aus der Liste gestrichen worden, vier neu hinzugekommen. Die Polizei überprüfte bei 700 Razzien etwa 1.700 Objekte.

Die Summe der vorläufig gesicherten Werte lag im vergangenen Jahr bei etwa 1,75 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 960.000 Euro. Dennoch gebe es gesetzlichen Nachholbedarf bei der Vermögensabschöpfung. 

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Zehn Haftbefehle im Bereich Organisierte Kriminalität

Von 82 Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität seien sechs Clan-Verfahren, die von kriminellen Angehörigen türkisch-arabischstämmiger Großfamilien dominiert wurden. Die Polizei habe in diesen Verfahren zehn Haftbefehle erwirken können. Neben Razzien und Fallkonferenzen gebe es auch Ausstiegsprogramme für Clan-Angehörige. 

Das Lagebild basiert auf einer namens-gebundenen Recherche des Landeskriminalamts. Erfasst werden ausschließlich Straftaten krimineller Angehöriger türkisch-arabischer Großfamilien mit Bezügen zum Libanon oder zur Bevölkerungsgruppe der Mhallamiye.

Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

dpa