Handynutzung Expertin Verena Holler: "Wahnsinn, dass wir Kindern so früh eigene Smartphones überlassen haben!"

  • von Anna Scheld
Handynutzung: Posieren für TikTok, machen doch alle so? Kinder unter 14 Jahren können mit den Möglichkeiten und Risiken der Smartphonenutzung gar nicht umgehen, warnt eine Mutter
Posieren für TikTok, machen doch alle so? Kinder unter 14 Jahren können mit den Möglichkeiten und Risiken der Smartphonenutzung gar nicht umgehen, warnt eine Mutter
© Vira Simon / Picture Alliance
Kein eigenes Smartphone für Kinder, die jünger als 14 sind: Dazu möchte Verena Holler Eltern im ganzen Land ermutigen. Sie hat eine Initiative gegründet, über 200 Schulen nehmen schon teil. Nur wie bringt man dem Sohn oder der Tochter bei, dass das Handy tabu sein soll?

Frau Holler, heutzutage bekommen Kinder ihr erstes Smartphone zwischen sechs und elf Jahren. Das hat eine Umfrage der Plattform YouGov gezeigt. Sie indes ermutigen Eltern, den Kindern erst ein eigenes Smartphone kaufen, wenn sie 14 Jahre alt sind. Ist da nicht die Gefahr riesig, dass das Kind in der Schule zum Außenseiter wird?
Klar! Und es ist schlimm, dass es so weit gekommen ist. Viele Eltern haben das Gefühl, dass ein Smartphone nicht gut für ihr Kind wäre – und kaufen es ihnen trotzdem, aus Gruppendruck. Ich möchte sie dazu ermutigen, nicht aufzugeben. Auch wenn es wirklich schwierig sein kann. Jeder und jede von uns kann versuchen, die aktuelle Entwicklung mitzugestalten. Außerdem versucht unsere Initiative "Smarter Start ab 14" ja genau das: Ausgrenzung zu verhindern.

Wie genau? 
Unsere Idee ist: Wenn mehrere Eltern in einer Klasse sich zusammentun und gemeinsam beschließen, dass ihre Kinder erst mit 14 Jahren Smartphones bekommen, ist die Chance viel geringer, dass die Kinder sich ausgeschlossen fühlen. Sie können es viel besser annehmen, wenn ihre Freundinnen und Freunde auch noch kein Smartphone haben. Unsere Initiative funktioniert so, dass man sich bei uns mit seinem Namen und dem Namen der Schule des Kindes anmeldet. Wir schauen dann: Gibt es an dieser Schule noch andere Eltern, die sich bei uns angemeldet haben? Und dann bringen wir diese Leute zusammen. Das Konzept ist wie ein Schneeballsystem. Es soll von allein immer weiter rollen und größer werden, weil immer mehr Eltern von uns erzählen und sich zusammenschließen. 

Und das funktioniert? 
Wir bekommen sehr viele Mails von Eltern, die schreiben, dass sie den Tränen nahe waren, als sie uns entdeckt haben. Vor Erleichterung. "Es gibt noch Menschen, die so denken wie ich" ist ein Satz, den wir häufig lesen oder hören. Sie fühlen sich darin bestärkt, etwas in Gang zu bringen. Dieses Jahr hatten wir 25.000 Seitenaufrufe. Eltern an 200 Schulen in Deutschland machen mit. 

Es kommen immer mehr Studien raus, und keine einzige davon belegt einen positiven Effekt von Smartphones auf Kinder.