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Gründerin von Die Grauen Die streitbare "Pantherin": Senioren-Vorkämpferin Trude Unruh mit 97 Jahren gestorben

Portraitbild von Trude Unruh
Trude Unruh, Gründungsmitglied der Partei Die Grauen, verfolgt auf einem Sonderparteitag in Wuppertal die Redebeiträge der Delegierten (Archivbild aus 2008)
© dpa | Roland Weihrauch / Picture Alliance
Die langjährige Senioren-Vorkämpferin Trude Unruh ist tot. Sie starb mit 97 Jahren. Ihre Parteimitgliedschaften scheiterten, sodass sie mit Die Grauen schließlich ihre eigene Partei gründete – ein Leben, geprägt von Widerstand und Empörung.

Die Seniorenvorkämpferin und frühere Bundestagsabgeordnete Trude Unruh ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Dies gab der Vorstand der von ihr gegründeten Partei Die Grauen bereits am Sonntag bekannt. Unruh hatte sich als streitbare Aktivistin für die Rechte älterer Menschen einen Namen gemacht. Von 1987 bis 1990 saß sie für die Grünen im Bundestag. 2007 hatte sie sich aus dem politischen Leben zurückgezogen; ihre letzten Lebensjahre waren nach Angaben ihrer Partei von schwerer Krankheit geprägt.

Der Vorstand der Grauen würdigte Unruh als "unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Alten und Jungen". In ihren drei Jahren im Bonner Bundestag hielt Unruh nach eigenen Angaben 138 Reden im Plenum – viele davon in streitbarem Ton. 

In einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk sagte Unruh im Jahr 2000 über sich: "Ich bin selbst stressig", und viele ihrer Gegner hätten immer wieder behauptet, "die Unruh sei ja balla-balla". Ihr sei es aber nur darum gegangen, gegen Verarmung und Entmündigung der Älteren zu kämpfen – insbesondere für die Kriegsgeneration, "die für diesen jetzigen Reichtum geschuftet" habe. Ihre Botschaft an die Älteren sei gewesen: "Wehrt euch, wehrt euch, wehrt euch!"

Trude Unruh: Von der SPD, zur FDP und den Grünen bis zur eigenen Partei

Unruh wurde im Jahr 1975 politisch aktiv, damals war sie Hausfrau in Wuppertal. Auslöser für ihr Engagement war nach eigenen Angaben ihre Empörung über würdelose Verhältnisse in Alten- und Pflegeheimen. "An sich ist es ja so, dass die Alten gar nicht geschützt werden wollen", sagte sie in dem BR-Interview. "Wenn es dann zu spät ist, dann erst merken sie, dass sie freilich doch geschützt werden wollen."

Unruh war zunächst mehrere Jahre SPD-Mitglied. Danach trat sie der FDP bei, die sie später ebenfalls wieder verließ. 1987 zog Unruh als parteilose Kandidatin für die Grünen im Bundestag ein. Als Abgeordnete überwarf sie sich allerdings im Streit um die Rentenpolitik mit den Grünen, verließ die Fraktion und gründete ihre eigene Partei Die Grauen. "Ich habe einfach immer überall gesagt, was mich gestört hat. Ist doch klar, dass das nicht allen passt. Ich war ja noch nie schüchtern", begründete sie ihre gescheiterten Mitgliedschaften in den Parteien.

Über ihre Zeit im Bundestag sagte Unruh dem BR: "Für mich war sie rasant gut." Sie habe die Konfrontation im Parlament mit ihren Kritikern sehr geschätzt: "Wenn es dann geheißen hat, 'Frau Unruh hat jetzt wieder fünf Minuten Redezeit', dann habe ich natürlich schon immer wieder versucht, sie fünf Minuten lang anzuballern."

Ihre Partei-Neugründung blieb bei Wahlen erfolglos, die Ergebnisse der Grauen blieben im Promille-Bereich. "Das war natürlich eine irre Enttäuschung", sagte sie dem BR. Für den Misserfolg ihrer Partei hatte sie auch eine Erklärung: "Das liegt nicht an uns, das liegt an den lieben Onkels vom Fernsehen und vom Rundfunk, die nix mehr wissen wollen von der Grauen-Panther-Bewegung."

nk AFP

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