Wissenschaftlerin und Physikerin "Das ist eine Sackgasse für das Virus": Viola Priesemann erklärt, wie man Weihnachten nicht allein verbringen muss

Weihnachten ist im Corona-Jahr anders als sonst
Weihnachten ist im Corona-Jahr anders als sonst
© miljko / Getty Images
Weihnachten als großes Familienfest ist im Corona-Jahr nicht möglich. Dennoch muss man die Festtage nicht einsam verbringen. Die Wissenschaftlerin Viola Priesemann erklärt, worauf man bei Kontakten unbedingt achten sollte.

Die Zahl war erneut bedrückend hoch: Mehr als 32.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus innerhalb von 24 Stunden meldete das Robert Koch-Institut am Weihnachtsmorgen. Und beklagte zugleich 802 Todesfälle. 802 Menschen, die Weihnachten leider nicht mehr erleben.

Diese Tage sind eigentlich ein Fest der Geselligkeit. Die ganze Familie trifft sich an einem Ort, sitzt zusammen an einer großen Tafel, packt gemeinsam Geschenke aus. Doch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln ist daran nicht zu denken. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen bitten Politiker*innen und Wissenschaftler*innen die Bevölkerung seit Wochen, sich an die Auflagen zu halten. Denn nur so kann ein weiterer Anstieg verhindert und ein Ende des Lockdowns erreicht werden.

Doch niemand möchte allein sein, erst recht nicht an Weihnachten. Dabei lässt sich beides vereinen – der Wunsch nach Geselligkeit und die Achtung der Corona-Regeln, wie die Physikerin und Infektionsmodelliererin Viola Priesemann auf Twitter erklärt. "Ja, es ist wichtig, sich zu treffen. Wir sind soziale Wesen", beginnt sie ihren Post. "Aber was machen wir über die Feiertage? Hier eine Idee: Sich einen Partnerhaushalt suchen." Sie nennt das eine "Bubble", also eine Blase. Und diesen Partnerhaushalt solle man dann so oft und viel treffen wie möglich. Denn: "Solange keiner der beiden Haushalte andere trifft, ist das eine SACKGASSE für das Virus." Auf diese Weise könne man dem Virus den Weg abschneiden.

"Wenn man sich einen Partnerhaushalt aussucht: Je weniger Kontakte dieser Partnerhaushalt hat, desto weniger Einfallstore gibt es für das Virus in den eigenen Haushalt. Jeder Kontakt ist ein neues offenes Tor. Im Idealfall: Eine Bubble, nach außen keine Kontakte." Nur strikte Einhaltung minimiere das Infektionsrisiko. "Wenn diese 'Bubble' nach außen fast keine Kontakte hat, ist der Kontakt recht sicher. Aber nur dann", warnt die Wissenschaftlerin.

Das Problem an Weihnachten und Silvester

Dass Expert*innen besorgt auf die aktuelle Woche blicken, hat auch mit dem engen zeitlichen Abstand mehrerer Festtage zu tun. Von Donnerstag bis Samstag feiern viele Familien gemeinsam Weihnachten, nur eine Woche später ist Silvester - ebenfalls ein Tag, der traditionell in Gesellschaft verbracht wird. Das birgt Risikopotenzial, wie Viola Priesemann ausführt. "Zu Weihnachten den einen Familienbesuch, zu Silvester den anderen. Das ist keine gute Idee: Es öffnet dem Virus neue Wege, und das zu einer ganz besonders ungünstigen Zeit."

So könne man sich an Weihnachten unwissentlich mit dem Coronavirus infizieren und wäre eine Woche später – zu Silvester – durch die Inkubationsphase durch und könne das Virus so an Freunde und Familie weitergeben. "Das eröffnet dem Virus ganz neue Wege. Leider."

Priesemann führt weiter aus: "Diese 6-7 Tage Wartezeit sind besonders ungünstig: Eventuell ist man schon ansteckend, hat aber noch keine oder kaum Symptome. Es gibt sogar Hinweise, dass man ca. 4-7 Tage nach dem Ansteckungszeitpunkt BESONDERS ansteckend sei."

Ihr Lösungsvorschlag ist deshalb simpel und einleuchtend: Am besten feiere man Silvester mit dem selben Haushalt aus der Weihnachts-Bubble, oder man wartet zwei Wochen (besser mehr) und trifft sich später mit einer anderen Familie.

cf

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