Sarah Colwill aus Plymouth hat niemals Chinesisch gelernt und ist auch nie nach China gereist. Doch seit einem schweren Migräneanfall spricht die 35-Jährige britischen Medienberichten zufolge mit einem chinesischen Akzent.
Colwill selbst glaubt, dass sie unter dem Fremdsprachen-Akzent-Syndrom leidet. Dabei handelt es sich um eine äußerst seltene Störung, von der weltweit erst einige Dutzend Fälle bekannt wurden. Als Folge spreche sie die englische Sprache nicht mehr mit dem Dialekt ihrer Heimatregion in Südwestengland, sondern in einem chinesischen Tonfall, heißt es in den Berichten. Sie hat inzwischen mit einer Sprechtherapie begonnen.
Die 35-Jährige erzählte, anfangs habe sie ihre neue Aussprache noch "ganz lustig" gefunden, aber inzwischen mache sie ihr zu schaffen. Sie ärgere sich über den Klang ihrer Stimme. "Das ist nicht meine Stimme." Sie spricht jetzt deutlich höher als früher und ihre Stimme hat einen quietschigen Ton.
Laut ihren Schilderungen war Colwill nach einem Migräneanfall von einem Krankenwagen abgeholt worden. Die Helfer hätten ihr gesagt, dass sie sich wie eine Chinesin anhöre. Später habe sie dann vom Krankenhaus aus mit ihrer Schwiegertochter telefoniert. "Sie hat nicht erkannt, wer ich bin." Seither sei es immer wieder vorgekommen, dass bei ihren Anrufen der Gesprächspartner auflege - da er glaube, dass ihn jemand veräppeln wolle.
Das Fremdsprachen-Akzent-Syndrom wird von Medizinern normalerweise mit einem Schlaganfall oder einer Gehirnverletzung in Verbindung gebracht. Die Störung ist seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Einer der ersten bekannten Fälle war der einer Frau 1941 in Norwegen. Sie hatte während des Krieges eine schwere Kopfverletzung erlitten und sprach dann plötzlich mit deutschem Akzent. Die Frau bekam damals Probleme in ihrer Gemeinde, weil sie für eine deutsche Spionin gehalten wurde.