Anzeige
Anzeige

Muss ich zum Arzt? Das unterscheidet eine Grippe von einer harmlosen Erkältung

Erkältung und Grippe
© Colourbox.de
Die Influenza-Viren breiten sich in Deutschland aus, die Grippe erwischt wieder vermehrt Menschen. Doch wissen Sie, was eine Erkältung von einer Influenza unterscheidet? Und bei welchen Symptomen ein Besuch beim Arzt ratsam ist?

Die Grippeviren sind wieder in Deutschland aktiv: In seinem wöchentlichen Bericht zur Verbreitung der Influenza spricht das Robert-Koch-Institut von einer leicht gestiegenen Aktivität. In der vergangenen Woche meldeten Sachsen und Brandenburg mit Berlin die meisten bestätigten Fälle. Wer sich jetzt mit Fieber, Husten, Schnupfen und Gliederschmerzen plagt, interessiert sich allerdings wohl weniger für die Gesamtlage. Er fragt sich vor allem, ob ihn eine harmlose Erkältung erwischt hat - oder eine echte Influenza, die unter Umständen gefährlich werden kann. 

Doch wie lässt sich das eine vom anderen unterscheiden?

Eine normale Erkältung bewältigt der Körper alleine - auch ohne Medikamente oder Arzt. Denn die lästigen und unangenehmen Symptome wie Kratzen im Hals oder eine verstopfte Nase lassen sich mit Hausmitteln oder verschreibungsfreien Arzneimitteln lindern. Das Schlimmste ist ohnehin meist nach zwei bis drei Tagen überstanden. Nach etwa sieben Tagen ist der Spuk dann vorüber. Ein Arzt kann da nichts beschleunigen.

Manche Menschen mit einer Erkältung sollten dennoch zum Arzt gehen. Dazu zählen:

  • Menschen mit angeborener Immunschwäche,
  • Menschen mit erworbener Immunschwäche, zum Beispiel verursacht durch Medikamente, etwa im Rahmen einer Krebstherapie, oder HIV-Patienten,
  • Menschen mit einer schweren Erkrankung,
  • Menschen, die von einer Fernreise zurückgekommen sind,
  • ältere Menschen, deren Abwehrkräfte geschwächt sind,
  • Menschen, die an Asthma leiden.

Falls Sie zu einer dieser Gruppen gehören und merken, dass Ihre Erkältung anders verläuft als sonst, oder wenn sie länger als eine Woche andauert, sollten Sie dies mit Ihrem Arzt besprechen. Ungewöhnlich sind auch starke Schmerzen, egal, ob im Kopf, im Hals oder in der Brust. Bei einer einfachen Erkältung sind Schmerzen nie so stark, dass man sie nicht aushalten könnte. Es gilt also abzuklären, ob hinter den Beschwerden eventuell eine zusätzliche bakterielle Infektion stehen könnte. Denkbar sind eine beginnende Lungenentzündung, eine eitrige Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündung.

Wer gelben Schleim aushustet, sollte zum Arzt gehen

Eine Bronchitis kündigt sich mit Heiserkeit, trockenem Reizhusten und möglicherweise auch mit Fieber von 38 bis 39 Grad Celsius an. Nach ein bis zwei Tagen husten Sie Schleim ab, der mit der Zeit gelb wird. Meist schmerzt es im Brustbeinbereich. Sollte sich dies innerhalb kurzer Zeit nicht bessern, sollten Sie zum Arzt gehen. Er kann feststellen, ob Sie bereits eine Lungenentzündung haben.

Bei einer Lungenentzündung fühlen Sie sich plötzlich sehr krank. Sie bekommen sehr hohes Fieber, über 39 Grad Celsius hoch, das Atmen fällt schwer. Der Puls geht hoch, Lippen und Hände färben sich möglicherweise bläulich. Der Auswurf beim Husten ist dick und gelbgrünlich oder gar rostrot vom Blut. Wenn Sie eine Lungenentzündung bei sich vermuten, sollten Sie sofort zum Arzt gehen. Denn das ist eine ernste Erkrankung, die tödlich verlaufen kann.

Wachsam sein bei Ohrenschmerzen

Heftige Ohrenschmerzen können auf eine eitrige Mittelohrentzündung hindeuten. Der Nasen-Rachen-Raum ist über die sogenannte Eustachische Röhre mit dem Inneren des Ohres verbunden. Über diese Verbindung können Bakterien ins Ohr gelangen, etwa beim Naseschneuzen.

Meist trifft eine Mittelohrentzündung Babys und Kleinkinder. Doch auch ältere Kinder und Erwachsene bleiben davon nicht verschont. In manchen Fällen drückt der Eiter im Ohr auf das Trommelfell. Dann helfen Antibiotika oder ein kleiner ärztlicher Eingriff. Eine eitrige Mittelohrentzündung ist sehr schmerzvoll und kann zu Hörverlust führen. Die Infektion kann außerdem auf benachbarte Knochen überspringen. Spätestens bei Schwindel, Schüttelfrost und hohem Fieber müssen Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Auch eine hartnäckige Entzündung der Nasennebenhöhlen, eine Sinusitis, in die Arztpraxis zu gehen. Denn diese Erkrankung kann chronisch werden. Symptome der Sinusitis sind Schmerzen im Bereich der Stirn und der Wangen (oder nur einer Wange), im Oberkiefer oder in den Augen. Manchmal deutet nur ein allgemeines Druckgefühl auf die Krankheit hin. Dieser Druck wird meist stärker, wenn Sie sich hinlegen oder den Kopf nach unten oder zur Seite beugen. Manchmal werden die Schmerzen mit Zahnschmerzen verwechselt.

Ein wichtiges Alarmsignal ist hohes Fieber

Eine echte Grippe, die Influenza, zeigt sich daran, dass Sie sich von jetzt auf gleich heftig krank fühlen. Schnell klettert die Körpertemperatur auf mehr als 39 Grad Celsius. Dann sollten Sie zum Arzt gehen.

Unbedingt ärztlichen Rat holen sollten sich Kinder, Schwangere und ältere Menschen sowie:

  • Menschen mit bestimmten Erkrankungen wie chronischen Herz-Lungen-Erkrankungen und chronischen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem
  • Menschen, die Kontakt zu besonders gefährdeten Menschen haben. Dazu gehören auch Säuglinge oder Kleinkinder

Bei einer echten Grippe sind Sie besonders von Komplikationen bedroht und sollten sorgsam von einem Arzt betreut werden. Darüber hinaus sollten Sie dringend mit ihm sprechen, wenn Sie im Verlauf einer Grippe das Gefühl haben, dass sich Ihre Verfassung verschlechtert. Anzeichen hierfür sind unter anderen:

  • Atemnot, rasselnde Geräusche beim Atmen, Fieber über 39 Grad Celsius und ein schneller Puls,
  • einseitig auftretende Schmerzen in der Brust,
  • blaue Lippen, bläuliche Verfärbungen der Hände und des Gesichts,
  • starke, anhaltende Übelkeit,
  • geschwollene Mandeln oder Hautausschlag.

Auch sehr starke Kopfschmerzen, ein steifer Nacken oder eine Bewusstseinstrübung sind Alarmzeichen, die ein Arzt untersuchen sollte.

Einen Grippefall muss der Arzt namentlich melden

Konnte Ihr Arzt bei Ihnen eine Grippe feststellen und hat er das Virus mithilfe eines speziellen Tests ermitteln können, muss er diesen direkten Nachweis sowie Ihren Namen dem zuständigen Gesundheitsamt melden. Das schreibt das Infektionsschutzgesetz vor. Alle Daten dieser Art laufen beim Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin zusammen. Ihr Name wird jedoch nicht an das RKI weitergeleitet.

Das Institut gibt die Informationen weiter an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die WHO beobachtet weltweit, ob und wie sich die Viren ausbreiten und verändern. Auf der Basis dieser Erkenntnisse entwickeln Wissenschaftler Jahr für Jahr einen passenden Impfstoff gegen Grippe.

Sandra Jessel

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel