Schwere Grippewelle befürchtet Ärzte warten noch immer auf Impfstoff

Die Grippesaison naht. Vor allem Chronikern und Senioren raten Fachleute zur Impfung. Doch gerade in diesem Jahr, in dem eine schwere Grippewelle erwartet wird, fehlt es an Impfstoff.

Ausgerechnet vor der erwarteten schweren #Link;http://www.stern.de/grippe/aktuelles/influenza-welle-vorhergesagt-grippe-impfstoff-fehlt-in-einigen-bundeslaendern-1894917.html;Grippewelle in diesem Winter# warten Ärzte in Teilen Deutschlands immer noch auf ausreichend Impfstoff. In den betroffenen Regionen hoffen die Mediziner, dass das schützende Serum noch rechtzeitig kommt. Wegen des Engpasses werden Forderungen nach Neuregelungen laut, um Patienten künftig ausreichend impfen zu können.

Optimal für die Impfung ist die Zeit von September bis November, da die ersten Grippefälle meist im Dezember auftreten - nach der Impfung dauert es rund zwei Wochen bis zu einem wirksamen Influenza-Schutz im Körper. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt älteren Menschen ab 60 Jahren und chronisch Kranken die Impfung gegen die Influenza. Seit 2010 rät das Institut auch Schwangeren zur Immunisierung.

Engpässe in Bayern und Norddeutschland

Doch in diesem Jahr haben Ärzte in Bayern und Norddeutschland Probleme, ausreichend Impfstoff zu bekommen. Die dortigen Kassen hatten nach einer Ausschreibung mit dem Pharmahersteller Novartis Verträge geschlossen, nach denen die Patienten mit dem günstigsten Impfstoff, dem Novartis-Präparat Begripal, beliefert werden sollten.

Nach Lieferschwierigkeiten gaben die Kassen in den Problemregionen kurzfristig zwar auch andere Impfstoffe frei. Doch nach Angaben aus Politik und Kassenkreisen soll es bei der Novartis-Konkurrenz nicht genug Vorräte geben. Der Grund soll sein, dass diese Firmen annahmen, sie würden nicht in großem Maß zum Zuge kommen. Die Produktion von Impfstoffen braucht einen längeren Vorlauf.

Von der betroffenen Novartis Vaccines and Diagnostics GmbH gab es zunächst noch keine Stellungnahme. In anderen Regionen Deutschlands gab es keine Ausschreibungen und infolgedessen auch keine Meldungen über Engpässe.

Schlechte Versorgung durch Exklusivverträge der Kassen

In der Koalition werden jetzt Forderungen laut, die Praxis zu überdenken. "Bei Impfstoffen müssen wir das Instrument der Ausschreibungen überprüfen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), der Deutschen Presse-Agentur (DPA) in Berlin.

Der Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten, Peter Wutzler, warnte zudem vor einer schlechteren Versorgung der Patienten durch Exklusiverträge der Kassen mit Herstellern. Die Mediziner müssten die Freiheit haben, die jeweils effektivsten Impfstoffe einzusetzen, statt auf bestimmte Mittel festgelegt zu werden, sagte er. "Die Ärzte müssen sich bei der Wahl der Impfstoffe nach der Wirksamkeit richten und sich an der jeweiligen Zielgruppe orientieren können", sagte Wutzler.

Wutzler betonte, mehrere Anhaltspunkte ließen eine schwere Grippewelle befürchten. So sei etwa die Grippe-Saison auf der Südhalbkugel, die unserer Grippewelle vorausgeht, heftig verlaufen.

Optimal wäre Impfung von September bis November

Deutschlands Kassenärzte zeigten sich erzürnt über die Probleme mit dem Impfstoff. "Das ist ärgerlich, wenn nicht genügend Impfstoff vorhanden ist", sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Roland Stahl. Bayerns Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) will das Problem per Sondersitzung der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen abmildern.

Am Donnerstag hatten die bayerischen Hausärzte Alarm geschlagen. Trotz anderslautender Ankündigungen der dortigen Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände sei bei den Hausärzten das Serum noch nicht angekommen. Der Hausärzteverband fürchtet, dass der Impfstoff erst Anfang Dezember geliefert wird - und somit für viele Menschen zu spät.

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Basil Wegener, DPA

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