Hamburger Tropeninstitut Ebola-Verdacht im Krankenhaus

Bei einem Unfall im Hochsicherheitslabor in Hamburg hat sich eine Wissenschaftlerin möglicherweise mit dem lebensbedrohlichen Ebola-Virus infiziert. Das wäre das erste Mal, dass sich ein Mensch in Deutschland mit Ebola angesteckt hat. Die Frau wurde mit einem experimentellen Impfstoff behandelt.

Die Mitarbeiterin des Bernhard-Nocht-Instituts (BNI) für Tropenmedizin verletzte sich am vergangenen Donnerstag bei Arbeiten mit dem Virus durch drei Paar Schutz-Handschuhe hindurch mit einem Nadelstich, wie die Klinik mitteilte. Derzeit gehen die Mediziner davon aus, dass sie sich nicht infiziert hat. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr. Die Frau ist seit Freitag unter Quarantäne.

Sie sei derzeit völlig beschwerdefrei, sagt der stellvertretende Leiter der Tropenmedizin, Stefan Schmiedel. "Aber wir sind nicht ganz sicher, dass sie nicht eine Ebola-Erkrankung entwickelt." Bisher deute allerdings kein einziges Untersuchungsergebnis darauf hin. Der Ärztliche Direktor des Uniklinikums, Jörg Debatin, fügt hinzu: "Die Patientin ist eigentlich völlig gesund."

Sterblichkeit bei 90 Prozent

Noch am Tag ihrer Verletzung sei die Frau, bei der es sich um eine erfahrene Mitarbeiterin des Instituts handelt, im Uniklinikum untersucht worden. Am nächsten Tag begab sie sich vorbeugend auf die Infektionsstation. In Anbetracht der hohen Sterblichkeit des Ebola-Fiebers, die beim vorliegenden Virus-Typ bei 90 Prozent liegt, und mangelnder anderer Möglichkeiten wurde der Patientin in Absprache mit ihr und einem internationalen Experten-Team inzwischen ein völlig neuer Impfstoff verabreicht. Das Mittel, in den gentechnisch Teile des Ebola-Virus eingebaut wurden, sei bisher noch nicht an einem Menschen, sondern nur an Affen getestet worden.

Eine zunächst aufgetretene Impfreaktion mit Fieber und Schüttelfrost sei inzwischen wieder abgeklungen, sagt Schmiedel. Da dieses auch Anzeichen für eine Ebola-Erkrankung gewesen sein könnten, sei die Patientin sicherheitshalber aber auf die Isolierstation verlegt worden. Die Mediziner sind optimistisch. "Daraus, dass die Patientin seit fünf Tagen keine Symptome gezeigt hat, leiten wir eine günstige Prognose ab. Wir glauben mit einiger Sicherheit, dass es nicht zu einer Übertragung gekommen sein muss", sagte Schmiedel. Definitiv ausschließen lasse sich dies aber erst nach Ende der Inkubationszeit, die maximal 21 Tage beträgt.

Das Ebola-Virus, das vor allem in Afrika auftritt, wird bei direktem Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Die Krankheit löst schwere innere Blutungen aus, die meist in kurzer Zeit zum Tod führen. Eine Heilung gibt es nicht, 50 bis 90 Prozent der Infizierten sterben. Bei den letzten großen Ausbrüchen, vor allem im Kongo und in Uganda, starben Hunderte Menschen.

AP · DPA
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