In Deutschland infizieren sich pro Jahr zwischen 500.000 und einer Million Menschen bei ihrem Klinikaufenthalt mit Krankheitskeimen - von insgesamt 17 Millionen Patienten in deutschen Krankenhausbetten. Das geht aus dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Bericht "Krank im Krankenhaus" der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und der Allianz Versicherung hervor.
Besonders besorgt sind Experten über den Vormarsch von Keimen, die mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr zu bekämpfen sind. So konnten sich "Superbakterien" wie der multiresistente Staphylococcus aureus (MRSA) entwickeln, welche leicht übertragbar und bereits gegen viele Medikamente unempfindlich sind. Die multiresistenten Keime entstünden unter anderem durch wahllosen und unnötigen Antibiotika-Einsatz und mangelnde Hygiene in Krankenhäusern.
Wundinfekte, Lungenentzündungen, Blutvergiftungen
"Der Medizin ist es bisher nicht gelungen, für dieses brennende Problem eine befriedigende Lösung zu finden" wird Michael Wiechmann zitiert, Leiter der Abteilung Leistungs- und Gesundheitsmanagement bei der Allianz- Krankenversicherung. Laut Markus Dettenkofer vom Universitätsklinikum Freiburg litten rund vier Prozent der Patienten in Kliniken an dort erworbenen Infektionen. Das Spektrum reiche von Wundinfektionen über Lungenentzündungen bis hin zu Harnwegsinfeken oder Blutvergiftungen, sagte Dettenkofer im Report "Krank im Krankenhaus".
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene fordert eine gesamtnationale Präventionsstrategie. Die Umsetzung von Regeln zur Krankenhaushygiene liegt zurzeit in der Hoheit der Länder, aber: "Nur vier Bundesländer haben bislang eine Krankenhaushygieneverordnung", kritisiert Axel Kramer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH). Die Politik müsse endlich das Problem der Krankenhaushygiene in Deutschland oben auf ihre Agenda nehmen.