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"StupidWalkChallenge" bei Tiktok Warum junge Menschen grimmig promenieren und welche positiven Effekte ein Spaziergang hat

Frau macht einen Spaziergang
Ein Spaziergang hat positive Effekte auf Körpper und Geist.
© Zbynek Pospisil / Getty Images
Der Spaziergang ist spätestens seit der Corona-Pandemie en vogue. Auf Tiktok zeigen junge Menschen ihre Spaziergänge, die sie für ihre mentale Gesundheit machen. Dabei sind sie schlecht gelaunt. Doch ein Spaziegang wirkt sich nicht nur auf die mentale Gesundheit positiv aus.

Mit grimmigen Gesichtern, lustigen Outfits oder im eigenen Garten spazieren junge Menschen in ihren Videos auf dem sozialen Netzwerk Tiktok umher. Unter dem Hashtag #StupidWalkChallenge sind bereits mehr als 74 Millionen Videos gepostet worden. Die Corona-Pandemie hat dem Spazierengehen eine wahre Renaissance beschert. In Zeiten von Lockdown, Homeoffice und Digitalunterricht lief gefühlt ganz Deutschland durch den Park, um den Block oder am Flussufer entlang. Nicht allen bereitet ein Spaziergang Freude. Doch die positiven Auswirkungen auf die Psyche lassen auch die Generation Z flanieren und promenieren. Auch wenn sie dabei schlecht gelaunt durch die Gegend stapft. Der "stupid walk for the stupid mental health" hat schon Millionen Menschen im Netz begeistert. Doch ein Spaziergang hat nicht nur positive Effekte auf die Psyche – um den Block zu gehen, ist rundum gesund.

Die Videos auf Tiktok sind amüsant, und einige User:innen stellen fest, dass die Spaziergänge tatsächlich ihre mentale Gesundheit positiv beeinflussen. Eine Userin schreibt in ihrem Video etwa: "Wenn du realisierst, dass der dumme Spaziergang allen Widrigkeiten zum Trotz wirklich deiner dummen psychischen Gesundheit hilft." Natürlich kann die tägliche Runde um den Block keine psychischen Krankheiten kurieren, es ist kein Ersatz für eine Therapie. (Wie Sie einen Therapieplatz finden, lesen Sie hier). Doch die positiven Effekte des Gehens auf Körper und Geist sind durch Studien belegt. Sieben positive Auswirkungen:

1. Spazieren schützt vor Depressionen

Eine große Studie mit bald 34.000 psychisch gesunden Proban:innen hat diese über elf Jahre hinweg untersucht und befragt. Die Forschenden wollten wissen, ob Bewegung vor Depressionen schützen kann. Ihr Ergebnis: Regelmäßige Bewegung schütze vor künftigen Depressionen. Bereits ein einstündiger Spaziergang in der Woche hat laut der Studie einen vorbeugenden Effekt.

Auch für Menschen, die depressiv sind, kann sich Bewegung positiv auswirken. Sie kann womöglich auch dabei helfen, das Gehirn zu verändern, also kognitiv leistungsfähiger und flexibler zu werden, worauf eine Studie mit 50 depressiven stationären Patient:innen hindeutet. Ein Aspekt von Depression ist aber, dass es Erkrankten schwerfällt, aktiv zu werden – ein Spaziergang ist eine gute Methode, um in Bewegung zu kommen.

2. Spaziergänge heben die Stimmung

Britische Forschende haben festgestellt, dass ein Spaziergang im Grünen die Stimmung heben kann. Anspannung und Aggressionen verfliegen in der Natur. Eine weitere Untersuchung zeigt, dass bereits fünf Minuten Aktivität im Grünen sich auch positiv auf die mentale Verfassung und die Selbstachtung auswirkt. Studienautor Dr. Jo Barton von der University of Essex sagte: "Ein Spaziergang am Tag sollte dabei helfen, den Doktor fernzuhalten." Auch eine US-amerikanische Studie mit 450 Proband:innen belegt den stimmungsaufhellenden Effekt. Schon zwölfminütiges Gehen –es darf nicht zu schnell und nicht zu langsam sein – sorgt für gute Laune.

3. Flanieren belebt

Wer so durch die Straßen umher wandert, wird davon nicht etwa müde oder strengt sich stark an. Schon ein etwa zehnminütiger Spaziergang in einer urbanen Umgebung kann belebend wirken – eine gute Nachricht für alle Städter:innen, die für ihre tägliche Runde nicht extra einen Park oder ein Waldstück aufsuchen müssen. In der Studie waren die Proband:innen in der Kontrollgruppe, die statt einem Spaziergang Videos geschaut haben, nicht so vitalisiert wie die Geher:innen.

4. Spazieren verlängert das Leben

Eine groß angelegte Studie aus dem Jahr 2015 hat über 300.000 Menschen nach ihrer körperlichen Aktivität befragt und im Schnitt 12,4 Jahre beobachtet. Die Forschenden teilten die Proband:innen nach ihrem Aktivitätsniveau in Gruppen ein. Inaktive Teilnehmer:innen dienten den Forschenden als Referenz. Ihr Ergebnis: Schon jene, die leicht körperlich aktiv waren, hatten eine um 20 bis 30 Prozent niedrigere Gesamtsterblichkeit als inaktive Menschen. Das sind etwa Büroangestellte, die sich auch in ihrer Freizeit kaum bewegen. Zu leichter körperlicher Aktivität zählt etwa ein täglicher Spaziergang.

5. Promenieren hält womöglich Erkältungen fern

Eine US-amerikanische Studie mit 115 Probandinnen weist darauf hin, dass regelmäßige Spaziergänge womöglich einen Beitrag dazu leisten, sich vor einer Erkältung zu schützen. Die Teilnehmerinnen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe machte einmal pro Woche eine Stretching-Einheit und die zweite Gruppe absolvierte mindestens 45 Minuten mäßig intensive Bewegung an fünf Tagen pro Woche – zum Beispiel zügiges Gehen.

Im Laufe der Jahre sank in der Gruppe der Frauen, die sich an fünf Tagen pro Woche bewegten, die Zahl der grippalen Infekte – im Vergleich mit der Stretching-Gruppe. Die Untersuchung hatte nur übergewichtige Teilnehmende nach der Menopause. Die Ergebnisse sind also nicht auf alle Menschen übertragbar.

6. Spaziergänge mindern das Sturzrisiko

Wer jeden Tag eine Runde durch den Park läuft, trainiert dabei nicht nur zahlreiche Muskeln, sondern es hilft vor allem bei Senior:innen, um das Gleichgewicht und die Koordination zu stärken. Der Spaziergang hilft dabei, dem Muskelabbau vorzubeugen. Der Körper wird stabilisiert und das Sturzrisiko minimiert.

7. Eine Runde um den Block kann den Blutzuckerspiegel senken

Wer zum Mittag viele Kohlenhydrate verspeist und sich danach nicht bewegt, sorgt dafür, dass der Blutzuckerspiegel stark in die Höhe schießt und für Stunden hoch bleibt. Forschende aus Großbritannien werteten sieben Untersuchungen aus, um herauszufinden, wie sich verschiedene Aktivitätslevel auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Das Ergebnis: Schon ein zweiminütiger Spaziergang ließ den angestiegenen Blutzucker wieder sinken. Im Vergleich zu jenen, die nach dem Essen sitzen bleiben und sich nicht bewegen. Eine große Zahl der Proband:innen war übergewichtig und ihr Aktivitätslevel sehr unterschiedlich.

Quellen:  Tiktok, Gesund und aktiv, Studie Spazierengehen im Grünen, Studie Bluthochdruck und Bewegung, EPIC-Studie, Mitteilung University of Essex, Studie Dosis Grün, Studie Bewegung Prävention Depression, Studie Bewegung und Depression, Psychologie Heute, AOK

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